Im Jahr 2007 feierte die Muthesius Kunsthochschule bereits ihr 100-jähriges Bestehen und damit 100 Jahre Kunst(aus)bildung Kiel.
Am 1. April 1907 begann der Unterricht in der damaligen „Kunstgewerbeschule“ für 933 angehende Maurer, Zimmerer, Tischler, Schlosser, Maler und Bildhauer. Zwei Jahre später wurde die Einweihung des neuen Gebäudes in der Wilhelminen-/Legienstraße gefeiert. Die dort entstandenen 51 Räume entsprachen voll und ganz den Vorstellungen des Namensgebers Hermann Muthesius.
Zwischen Zerstörung und Wiederaufbau
Die folgenden Jahre waren geprägt vom 1. Weltkrieg: Wegen des zunehmenden Ausbildungsbedarfs von Frauen – viele Männer wurden einberufen – wurden neue Fächer, beispielsweise Textiles Werken und Goldschmiedekunst eingeführt. Außerdem herrschte Möbelnot, sodass die Schule gebeten wurde, Entwürfe für in Massen herzustellende, billige aber solide Möbel zu liefern.
Auch die NS-Zeit hinterließ ihre Spuren
Der seit 1918 aufgewertete kunstgewerbliche Zweig wurde aus dem Titel der Schule getilgt. Laut Erlass sollte nun die "bodenständig-bäuerliche Kultur betont und freie künstlerische Tendenzen vermieden werden". Doch weder Schüler noch Lehrer oder die lokale Presse verwendeten den neuen Namen, zumal längst in ein provisorisches Gebäude in der Küterstraße umgezogen wurde. Dieses wurde mit allen Ateliers und Werkstätten am 13. Dezember 1943 um 13 Uhr durch eine Brandbombe völlig zerstört. 1947 schließlich erhielt die Schule ein weiteres Mal einen neuen Namen: "Muthesius-Werkschule Kiel für Handwerk und angewandte Kunst". Von nun an ging es stetig voran: Die Ausstattung konnte Schritt für Schritt verbessert werden und neue Bereiche, wie die Fotografie, entwickelten sich. Besonders bezeichnend für den erfolgreichen Wiederaufbau war eine Ausstellung zur Kieler Woche 1950, die mehr als 5.000 Besucher anziehen konnte.
Neue Räume und Möglichkeiten
Zehn Jahre später bezog die Muthesius Werkkunstschule für Handwerk und angewandte Kunst den Neubau im Lorentzendamm. Doch dieser erwies sich als zu klein, sodass zum Wintersemester 2009/2010 wieder in die Legienstraße umgezogen wird, dorthin, wo vor 102 Jahren alles begann ... und das, nach der Anerkennung als Kunsthochschule, mit ihrem endgültigen Namen "Muthesius Kunsthochschule". Und so hieß es in der Festschrift: "Mit der Tradition im Blick werden neue Räume und Möglichkeiten erschlossen."
Weiterentwicklung
Heute hat sich "die Muthesiu" als innovative, international ausgerichtete Kunsthochschule mit den Studiengängen Freie Kunst, Interior Design, Kommunikationsdesign, Industriedesign sowie Kunst für das Lehramt Gymnasium insgesamt mit über 400 Studierenden weit über die Stadt- und Landesgrenzen hinaus etabliert.
Da der Strom an künstlerisch begabten Studenten stetig ansteigt, hat der Bau für einen neuen Campus für die Muthesius Kunsthochschule begonnen. Nach dem Wegzug der FH 2004 sollten die leerstehenden Gebäude übernommen werden. Die alte Sternwarte im Knooper Weg wurde abgerissen, um Platz für ein neues Werkstattsgebäude und eine Bibliothek zu schaffen. Das Verwaltungsgebäude wird neu gebaut und der Legienstraßenflügel wird erweitert.
www.muthesius.de
Text: Hanna Kirstein