The SurfAnauts sind Schleswig-Holsteins einzige „Surfrock“-Band. Aber was verbirgt sich hinter dem Genre und wann kann man der Band lauschen? Lisa und Ulli gaben uns im Interview Antworten auf unsere Fragen.
Was haben Wellenreiten und ein deftiges Konzert mit Gitarre, Bass und Schlagzeug gemeinsam? Richtig: Einfach mal Kopf ausschalten und sich treiben lassen. Markige Gitarrensounds mit tragenden melodischen Themen, instrumental Musik ohne Gesang, wilden Harmonien und Akkorden sowie Geschwindigkeit, Lautstärke und Verrücktheit – das ist Surfmusik fernab von Beach Boys und lauschigen Sonnennachmittagen. Im Gegenteil: Bei Lisa, Ulli und Simon geht es zur Sache. Sie vereinen Einflüsse des Rhythm ‚n‘ Blues , Country& Western und Rockabilly zu einer unverkennbaren und explosiven Mischung.
Wie kommt man auf die Idee, Surfmusik zu machen?
Lisa: Ich habe den Rock’n Roll und Surf schon immer geliebt. Der Klang des Basses und der Gitarre. Darauf lag immer mein Ohr. Als ich vor über 4 Jahren meinen ersten Bass von Ulli gekauft hatte, kam die Frage auf ob ich nicht Lust hätte in einer Band zu spielen. Ich war sofort dabei. Angefangen hat alles mit Ullis alter Psychobilly Band. Da diese sich aber auflöste standen wir vor der Frage was nun? Die Musik an den Nagel zu hängen kam nicht in Frage. Rock’n Roll-, Rockabilly- und Psychobilly-Bands gibt es schon sehr viele und wir wollten etwas Einzigartiges machen. So haben wir uns für den Surf entschieden. Nach langer Suche, nach dem richtigen Schlagzeuger und einigen Höhen und Tiefen kam Simon über unsere ersten Studioaufnahmen zu uns. Und da sind wir jetzt! The SurfAnauts das instrumental Trio aus Schleswig Holstein!
Ulli: Surfmusik ist für mich schon seit Jahrzehnten ein fester Bestandteil meiner Plattensammlung. Und in vorherigen Bands, mit Gesang, gab es stets einige Instrumental Surf-Trash Songs. Nachdem das letzte Bandprojekt an verschiedenen Dingen nicht weiter zu verfolgen war, hatte ich ans Aufhören gedacht. Lisa, die in den letzten Zügen dazu kam sagte dann, „mach das was du schon immer machen wolltest… Surf“! Dann haben Lisa und ich im Herbst 2020 die ersten Songs eingespielt. Nach einigen Versuchen mit unterschiedlichen Schlagzeugern kam dann 2022 Simon dazu. Damit sind die „The SurfAnauts“ zum Leben erweckt.
Die Musik funktioniert völlig ohne Text. Ein Element, das in so gut wie jeder anderen Musikrichtung nicht ganz bedeutungslos ist. Wieso transportiert Surf dennoch einen gewissen Vibe?
Auch wenn bei anderen Musikrichtungen Text und Gesang wichtig sind, sind immer Melodie und Rhythmus die tragende Elemente der Musik darauf baut alles auf. Klar kann ich einen Text schreiben, aber erst die Musik macht ihn zum Song , andernfalls ist es ein Gedicht, eine Geschichte oder ähnliches. Ohne Harmonien kann ein Song nicht bestehen, sich entwickeln und auf bauen. Diese kommen beim Surf besonders zum Tragen. Je nachdem wie du den Song intonierst und aufbaust kann er ruhig, brachial oder explosiv usw. wirken. Nehmen wir als Beispiel mal den 62er Song „Pipeline“ von den „Chantays“. Die tragende Melodie der Gitarre führt durch den gesamten Song und übernimmt die Gesangslinie. Hinzu kommt eine sehr eingängige Basslinie sowie Rhythmusgitarre. Der Song ist in sich völlig schlüssig und der Gesang ist überflüssig. Das gilt für jeden Surfsong. Das bekannteste Beispiel wie Surf in seiner reinsten Form funktioniert ist natürlich „Misirlou“ von Dick Dale.
Einzige Surf-Kapelle in SH? Und das obwohl wir im Land zwischen den Meeren leben. Wie ist das zu erklären?
Darauf eine Antwort zu finden ist nicht leicht! Es mag am fehlenden Gesang liegen und das viele auch wenn sie die Songs kennen, vielleicht nicht wissen was Surfrock ist. Das sind aber alles nur Mutmaßungen. Aber es ist und bleibt eine Nische des Rock’n’Roll. Warum wir die einzige Surfband in Schleswig Holstein sind, bleibt immer zwischen den Dünen und den Wellen der Meere verborgen. Surf ist Wellenartig immer wieder verschwunden und hat dann durch die Hintertür seinen Platz in der Musikgeschichte behaupten wollen. Wir und einige andere Surfbands in Deutschland und der Welt wollen das ändern und den Surf ins kollektive Gedächtnis zurückholen.
Hier gibt es die Surfanauts live auf die Ohren:
12. August • Enzo Festival, Wagersrott
23. August • Kulturwoche, Flensburg
Was ist Surfmusik?
Bereits Ende der 50er Jahre, bevor der Begriff Surfmusik als Stilrichtung bekannt wurde, waren Rock Instrumental Bands in den amerikanischen und europäischen Charts erfolgreich. Bands wie z.B. Johnny and the
Hurricanes, Duane Eddy oder Link Wray haben Vorlagen geschaffen woraus sich der typisch hallgetränkte Surfsound entwickelte.