Startet sie bei einem Straßenlauf in Schleswig-Holstein, steht die Siegerin des weiblichen Teilnehmerfeldes eigentlich schon fest: Anke Tiedemann. Kiels bekanntes Läufergesicht ist beim Kiel.Lauf 2009 mit am Start, hat aber in diesem Jahr ein größeres Ziel vor sich.
Es ist der Kiel.Lauf 2007. Anke Tiedemann startet über die 10,5-Kilometer-Strecke, kommt nach 40 Minuten und 16 Sekunden ins Ziel und holt sich souverän den ersten Platz der Damenkonkurrenz. Insgesamt läuft sie die vierzehnt schnellste Zeit von 2.043 Läufern und Läuferinnen. Dieses Resultat ist keine Ausnahme – im Gegenteil. Anke Tiedemann startete 2008 bei 15 Straßenläufen über die Zehn-Kilometer-Distanz und landete 14-mal auf Platz 1. Bei dem 15. Lauf, den deutschen Straßenmeisterschaften in Karlsruhe, reichte es nur zu Platz 12.
Mit 17 Jahren kam die heute 33-Jährige zum Laufsport: "Damals wurde von den Kieler Schulen während der Kieler Woche immer ein Sportfest mit Schülerlauf veranstaltet. Ich hatte bereits andere Sportarten wie Judo, Schwimmen oder Basketball ausprobiert, die mir aber alle keinen Spaß bereitet hatten." Sie belegte den zweiten Platz, ihr damaliger Sportlehrer stellte sie einem Leichtathletik-Trainer des THW Kiel vor, und so begann ihre Laufkarriere.
Es war die richtige Entscheidung für den richtigen Sport. Trotz zweier Babypausen kämpfte sich Anke Tiedemann zurück und strebt im besten Alter einer Ausdauerläuferin neue Ziele an: "Mein Jahreshöhepunkt wird in diesem Jahr der Berlin-Marathon sein. Dafür trainiere ich derzeit hart und laufe pro Woche etwa 110 Kilometer." Berlin war für sie im Jahr 2003 der erste und beste Marathon. 2:49:16 Stunden zeigte die Uhr damals beim Zieleinlauf am Brandenburger Tor an. "Diese Zeit möchte ich dieses Jahr unterbieten", gibt sich die Kielerin ehrgeizig.
Durch Anke Tiedemanns großes Vorhaben rückt der Kiel.Lauf in diesem Jahr leider in den Hintergrund. Der Lauf ist nur der letzte große Test ihres Trainingsplans, ein schneller 10,5-Kilometer-Endspurt auf dem Weg nach Berlin. Die Freude auf das Heimspiel ist aber nach wie vor ungebrochen groß: "Ich liebe den Kiel.Lauf, da es meine 'Hausstrecke' ist und ich sie fast täglich laufe. Am 13. September werden wieder viele Zuschauer da sein, die mich anfeuern. Das ist jedes Mal etwas ganz Besonderes für mich – und gewinnen möchte ich natürlich trotz des bevorstehenden Marathons!"
Allen Startern des Kiel.Laufs rät Anke Tiedemann zu einer überlegten Vorbereitung: "Man sollte zuvor schon einmal zehn Kilometer gelaufen sein. Der Lauf-Veranstalter Zippel’s bietet einmal die Woche Probeläufe über die Kiel.Lauf-Strecke an, das ist natürlich das beste Training. Schließlich sollte am Abend vor dem Lauf nicht zu viel gefeiert werden", rät die Expertin Tiedemann. Aus Sicht der Kieler Spitzenathletin ein logischer Hinweis, besteht doch für sie erst nach dem gewonnenen Lauf genug Anlass zum Feiern.
Text: Olaf Ernst