KIELerLEBEN traf die österreichische Sängerin Christina Stürmer vor ihrem Kieler-Woche-Auftritt auf der Rathausbühne und sprach mit ihr über Fischbrötchen, Selbstfindung und ihr neues Album „Ich hör auf mein Herz“.Christina, ich habe eben gehört, dass du schon ein bisschen über die Kieler Woche geschlendert bist?!
Christina Stürmer: Ja, wir sind über den Internationalen Markt gelaufen – auf der Suche nach einem Fischbrötchen. Das hatten wir uns schon während der Fahrt von Wien hierher vorgenommen: Wenn wir schon in Kiel sind, müssen wir auch irgendwo ein Fischbrötchen essen.
Seid ihr fündig geworden?
Ja, bei einem Holländer (lacht). War aber sehr lecker.
Guckt ihr euch nach eurem Auftritt das WM-Spiel an?
Na klar. Wir spielen bis ungefähr neun. Dann geht es schnell Backstage. Da ist schon der Fernseher aufgebaut.
Letztes Jahr ist dein aktuelles Album „Ich hör auf mein Herz“ herausgekommen. Auf deiner Website beschreibst du es als „einen Neuanfang und Aufbruch zu etwas Besonderem“ – inwiefern?
In den letzten elf Jahren haben wir fast jedes Jahr ein Album herausgebracht. An „Ich hör auf mein Herz“ haben wir 2,5 Jahre gearbeitet. Wir wollten uns im Studio mehr Zeit lassen und ich wollte mehr bei den Songs mitschreiben. Außerdem haben wir einen neuen Bassisten bekommen. Es hat sich angefühlt wie ein Neustart.
Ist das Album auch musikalisch ein Neuanfang?
Es geht mehr nach vorne, im Gegensatz zu den letzten Alben, die eher melancholisch waren.
Hast du in den letzten elf Jahren alle Entscheidungen mit deinem Herzen getroffen?
Ich bin prinzipiell ein Mensch, der seine Entscheidungen mit dem Herzen trifft. Am Anfang meiner Karriere habe ich mich das aber noch nicht getraut. Da konnte ich noch nicht nein sagen. Da habe ich mich zum Beispiel für ein Covershooting für ein österreichisches Jugendmagazin im Bikini ablichten lassen. So etwas würde ich heute nicht mehr tun.
Bist du heute ganz bei dir?
Ja, heute bin ich selbstbewusst und weiß ich, was ich will. Natürlich lasse ich mich bei wichtigen Entscheidungen von meinem Team beraten, aber ich habe das letzte Wort. So auch bei den Songs, die auf mein neues Album gekommen sind.
Welcher Song liegt dir besonders am Herzen?
„Ich hör auf mein Herz“ – der Song zum Albumtitel. Es war der meistdiskutierte, weil es zwei Songs gab, die so hießen. Bei dem, der jetzt auf dem Album ist, habe ich selbst mitgeschrieben. Es war für mich klar, dass er es werden muss. Mir war die Aussage des Songs auch so wichtig.
Deine Lieder werden in der Regel von externen Komponisten und Textern geschrieben. Willst du jetzt verstärkt selbst mitschreiben?
Wir haben eine Handvoll Songwriter, mit denen wir schon lange zusammenarbeiten. Die kennen mich gut, wissen für was ich stehe und was zu mir passt. Bei meinem dritten Album „Schwarz Weiß“ habe ich das erste Mal einen Song mitgeschrieben. Von Album zu Album ist es immer ein bisschen mehr geworden. Immer mehr wird alles eins. In Zukunft will ich noch mehr selbst schreiben, weil es mir einfach Spaß macht und ich mittlerweile die Sicherheit habe, die ich früher nicht hatte.
Das Video zur ersten Singleauskopplung „Millionen Lichter“ wurde in L.A. gedreht – wie kam es dazu?
Im Song geht es um Aufbruchstimmung. Wir haben überlegt, welche Stadt das am besten verkörpert. Zur Auswahl standen Berlin oder L.A. Weil das Video im Dezember gedreht wurde und wir nicht in Schal und Mütze zu sehen sein wollten, haben wir uns für L.A. entschieden.
Ihr habt dort auch ein kleines Clubkonzert gegeben. Wie kam eure Musik bei den Amerikanern an?
Erstaunlich gut, obwohl sie kein Wort verstanden haben (lacht).
Wo siehst du dich in den nächsten zehn Jahren?
Ich würde mir wünschen, dass ich immer noch auf der Bühne stehe und immer noch Leute kommen, um sich das anzusehen. Vielleicht will in zehn Jahren niemand mehr deutschsprachige Musik hören. Ich plane immer nur von Album zu Album. Mehr kann man in diesem schnelllebigen Business eh nicht planen. In einem halben Jahr kann alles vorbei sein oder unsere Musik geht durch die Decke und wir machen eine Welttournee. (lacht)