Kinder sind unsere Zukunft. Damit sie optimal lernen können, brauchen sie täglich etwas Warmes zu essen. Doch viele Familien können sich dies nicht leisten. Mach MITTAG e.V. kommt ihnen zu Hilfe und sammelt schon seit zehn Jahren Spenden. Im Interview erzählt uns Botschafterin Angelika Volquartz, wie wichtig die Spendengelder sind
KIELerleben: Was hat Sie dazu bewogen das Projekt ins Leben zu rufen?
Angelika Volquartz: In meinen 20 Jahren als Lehrerin und Schulleiterin habe ich gesehen, dass es Kinder gibt, die kein ausreichendes Essen zu Hause bekommen und dass sich nicht ausreichend gekümmert worden ist. Diese Eindrücke, die ich in meinem eigentlichen Beruf bekommen habe, waren eine Grundlage für mich im politischen Handeln. Eines Tages habe ich mich mit Hannelore und Klaus Murmann zusammengesetzt und wir haben überlegt, was wir für Kinder tun können. Und dann entstand die Idee, dass wir uns um eine warme Mahlzeit für bedürftige Kinder kümmern wollten.
Wie ging es danach für das Projekt weiter?
Während meiner Amtszeit als Oberbürgermeisterin 2008 bekamen wir eine große Summe aus dem Privatbudget des Ehepaars Murmann, um die Idee an Kieler Schulen in die Realität umzusetzen. Schnell war klar, dass ich auch nach meiner Amtszeit weitermachen würde. Mit der Agentur Boy wurde das Projekt im Juni 2015 professionalisiert und inzwischen sind es unglaublich viele Menschen, die helfen und das ist die Erfolgsstory, die sich immer stärker zu einer solchen herauskristallisiert hat.
Welche Kinder bekommen die Unterstützung durch Mach MITTAG e.V.?
Es sind die bedürftigen Kinder, unabhängig vom Alter. Die Kinder kommen aus den Grund- und Förderschulen, aber auch von Gymnasien. Seit August übernimmt das Land Schleswig-Holstein die Kosten für die Grund- und Förderschüler in den kreisfreien Städten, sodass wir davon entlastet wurden und nach einem Jahr Pause wieder die Kinder in den weiterführenden Schulen unterstützen können.
Warum ist das Mittagessen so wichtig für die Kinder?
Ein Zusammensitzen am Tisch hat einen hohen Wohlfühlfaktor. Man kann sich austauschen über die Schule, aber auch über den Kummer zu Hause. Und ein gedeckter Tisch bedeutet, dass wir den Kindern die Wertschätzung entgegenbringen, die im Grundgesetz festgehalten ist, die aber auch gelebt werden muss. Die Würde des Menschen ist unantastbar. Und dazu gehört, dass jeder essen und sich auch an einen gedeckten Tisch setzten kann, zusammen mit Freunden. Und wenn Kinder das vermissen, entstehen Defizite, die sich aufs Lernen auswirken können.
Wie vielen Kindern kann mit diesem einen Euro geholfen werden?
Angefangen haben wir mit 2.300 Kindern. Inzwischen helfen wir pro Jahr ungefähr 4.000 Kindern.
Welche Ziele haben Sie bereits erreicht?
Wir haben erreicht, dass wir in der Stadt eine ganz große Aufmerksamkeit erhalten. Unternehmen, Privatpersonen und sogar Kinder sprechen uns von sich aus an und sagen „Mach Mittag!“. Auch im Theater wird mir manchmal zugerufen: „Hallo Frau Mach Mittag!“ – das muss man sich mal vorstellen. Das ist ein Traum! Und wir haben erreicht, dass Unternehmen keine Grußkarten schicken, sondern das Geld für Mach MITTAG spenden. Und das tollste Ziel ist, dass die Menschen wissen, dass es die bedürftigen Kinder gibt und wir ihnen helfen müssen.
Welche Ziele möchten Sie in Zukunft noch erreichen?
Unser großes Ziel ist, dass der Bund die Finanzierung der bedürftigen Kinder ab dem Schuljahr 2019/2020 übernimmt. Und laut FAZ vom 12. November soll vor Weihnachten noch der entsprechende Gesetzesentwurf im Kabinett abgesegnet werden. Aber bevor nicht eine Entscheidung im Parlament gefällt worden ist und tatsächlich der Tag X im Sommer 2019 da ist, dürfen wir nicht nachlassen. Bis dahin müssen wir sammeln, damit uns keines dieser Kinder durchrutscht. Das ist die Voraussetzung für eine vernünftige Bildung. Und wenn wir erreichen wollen, dass die Kinder Mitglieder unserer Gesellschaft werden, sodass sie später einen Beruf erlernen, müssen wir am Ball bleiben, bis der Ball im Tor ist!
Wie kann die Politik Sie bei Ihrem Vorhaben unterstützen?
Die Politik muss erkennen, dass bestimmte Dinge einfach durch den Staat finanziert werden müssen. Und wenn es um unsere Kinder geht, dann geht es um die Zukunft unseres Staates. Das muss einfach begriffen werden. Im Januar haben wir den Politik-Award für dieses Projekt gewonnen – als eine der wirkungsvollsten gesellschaftlichen Kampagnen. Bundesweit waren riesen große Kampagnen dabei und die haben wir geschlagen! Dadurch ist die Aufmerksamkeit noch mal gewachsen.
Was ist Ihre persönliche Nachricht an die Menschen in Kiel?
Ich danke allen Menschen in unserer Stadt, die für unsere Kinder, für die bedürftigen Kinder ein „Mittagessen“ gemacht haben. Mach Mittag! Die Aufforderung ist angekommen. Ich wünsche mir, dass diese Menschen weiter an unserer Seite sind, bis wir tatsächlich wissen, ob ab dem kommenden Schuljahr 2019/2020 das Essen tatsächlich finanziert wird durch den Bund. Und ich möchte auch denjenigen, die so wunderbar helfen, sagen, dass die Kinder es Ihnen unglaublich danken. Kinder haben ja eine Art, offen und ehrlich zu formulieren. Und die Menschen können sicher sein, dass ihr Geld eins zu eins auf dem Tisch dieser Kinder landet nämlich in Form eines guten Essens.
Spendenkonto
Förderverein Mach MITTAG e.V.
IBAN: DE61 2105 0170 1002 4762 14