Mit ihrem Start-up MySpirulina könnten Ben Schwedhelm, Elisabeth Steinbach, Yannic Lott und Philine Schaefer unsere Ernährung revolutionieren. Dabei ist das Produkt schon eine Ewigkeit bekannt und von der NASA als zukunftsweisend klassifiziert.
KIELerleben: Fangen wir mal von vorne an: Was ist Spirulina eigentlich?
Elisabeth: Spirulina ist eine Mikroalge, die essenzielle Nährstoffe wie Proteine, Vitamine, Mineralstoffe und Antioxidantien produziert – und die man mit unserer Hilfe im Wohnzimmer anbauen und in viele Rezepte mischen kann. Gleichzeitig betreibt ein Liter Spirulina so viel Fotosynthese wie sieben herkömmliche Zimmerpflanzen. Die Luftqualität in den eigenen vier Wänden wird also verbessert und man leistet einen Beitrag zum Klimaschutz.
Wer hatte die Idee zu dem Start-up MySpirulina?
Ben: Schon vor meinem Studium habe ich mich dafür interessiert, wie die Ernährung der Menschen wohl in Zukunft angesichts des Klimawandels aussehen könnte. In Artikeln habe ich viel über den CO₂-Speicher von Algen gelesen und mir schließlich etwas von der „Wunderalge“ Spirulina auf Ebay gekauft. Zum Ausprobieren habe ich diese dann anfangs in einem Limonadenglas gezüchtet und mit einem Kochlöffel umgerührt. Während meines Biologie-Studiums an der CAU Kiel haben wir etwas professioneller an Algen geforscht und dabei eng mit Professor Doktor Schulz vom Botanischen Institut zusammengearbeitet. Mit unserer Geschäftsidee haben wir uns an das ZfE, das Uni Start-up Center, gewendet und Beratung und Unterstützung bekommen.
Und wie hat sich euer Team zusammengefunden?
Ben: Wir vier kannten uns schon vor MySpirulina. Mit Yannik habe ich Handball gespielt, bevor wir zusammen die Idee erweitert haben, um Spirulina nicht nur für Algen-Nerds ansprechend zu machen. Dann sind Elisabeth und Philine eingestiegen und wir haben eine Menge Rezepte ausprobiert, beispielsweise einen Algenhefezopf, aber auch viel Zeit mit dem Forschen in der Uni verbracht.
Wie funktioniert euer Produkt überhaupt?
Ben: Die Kund*innen bekommen von uns ein Spirulina-Starter-Pack zugeschickt. Darin sind etwa 100 Milliliter lebende Spirulina, ein Filter, ein Nährmedium und ein Glasgefäß mit dazugehörigem Deckel, in dem die Technik und Solarzelle verbaut sind, enthalten. Ein Aquastein wirbelt das Wasser um und sorgt für den Luftaustausch. Nach ein bis zwei Wochen kann man die Spirulina mit einem Sieb ernten und beliebig weiterverarbeiten. Kleinere Zellen gelangen durch das Sieb wieder in das Leitungswasser und der Kreislauf beginnt erneut. Neu hinzugefügt werden muss nur das Nährmedium.
Elisabeth: Der Konsum von Spirulina ist schon seit Ewigkeiten bekannt, die WHO und NASA betiteln es als Superfood der Zukunft. Allerdings gibt es Spirulina bisher nur in getrockneter Form als Tabletten oder Pulver. Frisches Spirulina zum Anbauen ist eine komplette Neuheit auf dem Markt. Nach unserem Motto „You grow it, you know it“ pflanzt man sich sein eigenes Spirulina an und weiß genau, was wirklich drin ist.
Ihr werdet von Stipendien gefördert: Was musstet ihr dafür tun?
Ben: Für das Gründungsstipendium Schleswig-Holstein zum Beispiel haben wir uns erst schriftlich beworben, konnten uns dann in einem Bewerbungsgespräch durchsetzen und mussten anschließend einen zehnseitigen Antrag abgeben, in dem konkrete Pläne und Ideen formuliert sind. Das war auch für uns selbst hilfreich, um genau zu sehen, auf welchem Stand wir gerade sind.
Was würdet ihr Start-up-Interessierten raten?
Elisabeth: Es gibt in Kiel viel Unterstützung für Menschen mit Ideen. Seid mutig, traut euch und legt einfach los! Erzählt anderen von euren Ideen. Mit dem Feedback kann man sich gut weiterentwickeln. Und es ist auch keine Schande, Hilfe anzunehmen.
Ben: Man muss auch schauen, dass man alle Aspekte eines Start-ups abdeckt, zum Beispiel Marketing oder Rechtliches. Wir waren schnell mehr mit Papierkram als mit der Algenforschung beschäftigt. Da mussten wir uns anfangs erst reinfuchsen.
Wie sehen die langfristigen Pläne für MySpirulina aus?
Ben: Nächstes Jahr soll unser Produkt auf den Markt kommen. Dann schauen wir mal, wie es ankommt. Ich bin der festen Überzeugung, dass Spirulina eine zukunftsfähige Lösung für nachhaltige und gesunde Ernährung ist. Deshalb ist es unser Hauptziel, die Menschen aufzuklären. Ein paar Ideen für Erweiterungen des Produktes haben wir auch schon. Für die Zukunft ist es mein großer Traum, Spirulina in Krisengebieten zu etablieren, um so gegen Mangelernährung und Hungersnöte anzukämpfen.
Mehr Infos findest du unter www.my-spirulina.de oder auf dem Instagram-Account myspirulinafarm.