Im Zuge der Industrialisierung stieg die Bevölkerungszahl in Kiel und dem Rest der Welt rasant an – mit katastrophalen Folgen für viele ledige schwangere Kielerinnen. Zwei Kieler Wissenschaftler der CAU skizzieren mit ihrem Buch und einer dazu passenden Ausstellung, wie hart das Leben der Frauen im 19. Jahrhundert war.
Hohn und Spott drohten Frauen im 19. Jahrhundert, sofern sie unehelichen Geschlechtsverkehr hatten und ein mögliches Kind tatsächlich ausgetragen haben. Aus Furcht brachen viele Kielerinnen nicht selten ihre Schwangerschaften ab. Einen Einblick in das Leben von schwangeren Kielerinnen liefern nun Dr. Christian Hoffarth vom Historischen Seminar der CAU und Professor Dr. Ibrahim Alkatout von der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe am UKSH Kiel mit ihrem Buch „Arm, ledig, schwanger. Die Kieler Gebäranstalt des 19. Jahrhunderts als Spiegel medizinischer und sozialer Herausforderungen“.
Schicksale von 14 Frauen untersucht
Mithilfe der Ausstellung „Female Remains – Frauenschicksale und die Vermessung der Geburt“ recherchierten sie an erhaltenen medizinischen Unterlagen und anderen Quellen über die Schicksale von 14 Frauen, deren Beckenpräparate damals zur Forschung und Lehre dienten. Die Informationen hierfür kommen unter anderem aus der Kieler Beckenforschung zur Geburtshilfe von 1830 bis 1880, die schon damals als sehr fortschrittlich galt. Hoffarth und Alkatout deckten darüber hinaus die sozialen und gesetzlichen Umstände für die oft mittellosen Frauen auf, die im 19. Jahrhundert schwanger wurden und bei der Geburt häufig verstarben.
Ausstellung gewährt Einblicke
Noch bis Mitte November läuft die Ausstellung im Museum für die Geschichte der Medizin und der Apotheken (Brunswiker Straße 2). Die Termine sind (jeweils von 10-16 Uhr):
5. November
7. November
8. November
9. November
10. November
12. November
14. November
15. November
Termine
Buchvorstellung: 2. November (19 Uhr), Hörsaal der Augenklinik, Hegewischstraße 2
Ausstellung: 3. November (15 bis 16 Uhr), Museum für die Geschichte der Medizin und der Apotheken, Brunswiker Straße 2