Die Geldwäschedienststelle des Landekriminalamtes registriert im Verlauf der Corona-Pandemie vermehrt, dass Menschen auf Anzeigen reagieren, die ihnen aus dem Homeoffice heraus leicht verdientes Geld suggerieren, jedoch in eine Falle locken. Wir haben euch hier zusammengetragen, worauf ihr bei der neuen Masche achten müsst.
In Zeiten, in denen viele Bürger*innen sich gezwungen sehen, nach Nebentätigkeiten zu suchen, haben Täter*innen leichtes Spiel, indem sie mit einer perfiden Masche einen vermeintlich sicheren Job mit guten Verdienstmöglichkeiten versprechen. Am Ende sehen sich Arbeitssuchenden jedoch oftmals mit einer Anzeige wegen des Verdachts der leichtfertigen Geldwäsche und einem Schuldenberg konfrontiert.
Jobanzeigen als „App-Tester*innen"
Die Täter*innen suchen in einschlägigen Internetportalen mit seriös wirkenden Anzeigen sogenannte „App-Tester*innen" oder kontaktieren gezielt Arbeitssuchende mit diesem Jobangebot. Die Kontaktaufnahme erfolgt mittels Messenger wie zum Beispiel WhatsApp. Die Angeworbenen sollen dann, angeblich zu Testzwecken, online bei verschiedenen Banken Konten eröffnen. Die Zugangsdaten geben sie an die Auftraggeber weiter, die die Betrüger*innen sofort ändern. Für wenige Wochen werden die Konten genutzt, um aus Betrugstaten stammende Gelder in Länder wie Litauen, Lettland, Russland oder die Türkei zu transferieren, bis den Geldwäscheabteilungen der Banken die Bewegungen auffallen und sie diese durch den Kontoinhaber zur Anzeige bringen. Überweisungen von 20.000 bis 30.000 Euro pro Konto sind keine Seltenheit. Diese Summen werden in der Regel tagesaktuell durch die Täter weitergeleitet.
Den „App-Testern" werden seriös wirkende Arbeitsverträge zugesandt. Bei Internetrecherchen stoßen die Suchenden auf existierende Betriebe, lediglich die angegebenen Mailadressen und Handynummern auf den Verträgen könnten Verdacht erregen. Pro eingerichtetem Konto werden 20 Euro Vergütung in Aussicht gestellt, die jedoch nie gezahlt werden. Nicht selten werden sechs bis acht Konten eingerichtet, bevor Banken und Polizei aufmerksam werden.
Annahme von Warenpaketen
Mit einer vermeintlich noch lukrativeren Masche werden in gleichen Portalen und mit ähnlicher Anbahnungsform Menschen gesucht, die für die Auftraggeber*innen Warenpakete annehmen, sammeln und weiter verschicken. Neben den bereits beschriebenen Arbeitsverträgen werden ihnen bis zu 16 Euro Stundenlohn versprochen. Sogar die bereits frankierten Adressaufkleber in die oben genannten Staaten werden übersandt. Die sogenannten Warenagenten nehmen an sie adressierte Päckchen mit Handys oder Tablets an und leiten sie in größeren Chargen weiter.
Die Begründung für dieses „Geschäftsmodell" wird ihnen damit erklärt, dass man sich die Waren aufgrund angeblicher Handelssanktionen nicht direkt senden lassen kann oder die Waren hier angeblich schlicht billiger als in den Zielländern
seien. Zugrunde liegen hier natürlich Betrugsdelikte. In der Regel erfahren die Warenagenten erst dann von ihrem Fehlverhalten, wenn die Polizei auf sie zukommt.
„Die Haupttäter agieren aus der digitalen Deckung heraus und sind für uns schwer ermittelbar",
erklärt Roland Otto, Mitarbeiter im Geldwäschesachgebiet des Landeskriminalamtes Schleswig-Holstein.
Die Verfolgung von ins Ausland transferierten Geldern ist sehr aufwändig und oft schwierig. Auch die verschickten Pakete werden im Ausland noch mehrmals weitergeleitet, bevor sie ihren Empfänger erreichen. Und die Handynummern, die oftmals die einzige Kontaktmöglichkeit zu den Tätern darstellen, sind meist auf nichtexistierende Personen angemeldet.
„Die Finanz- und Warenagenten, wie wir die App-Tester und Warenweiterleiter nennen, haben sich strafbar gemacht und können wegen leichtfertiger Geldwäsche belangt werden. So werden leichtgläubige Jobsuchende nicht selten zu teils hohen Geldstrafen verurteilt", erklärt der Ermittler. Aber das sind nicht die einzigen Folgen, denn neben der Vorstrafe werden sie meist auch für die entstandenen Schäden haftbar gemacht und stehen plötzlich vor einem großen Schuldenberg.
Seid vorsichtig und gebt die Warnung weiter.