Unsere Buchtipps im Juli erzählen von großen Reisen und spannenden Ermittlungen …
Paulo Coelho: Aleph
In „Aleph“ führt Coelho seine Leser*innen zurück zum Anfang. Zum Anfang der Spiritualität, zum Anfang seiner selbst, zum Anfang seines Schaffens. Als großer Coelho Fan habe ich mittlerweile fast alle seine Bücher gelesen doch keines gleicht dem anderen. In „Aleph“ reist die Hauptfigur, ein bekannter Schriftsteller, fast 10.000 Kilometer mit der Transsibirischen Eisenbahn von Moskau bis nach Wladiwostok. Die Reise ist dabei Ausdruck von Bewegung, denn Stillstand hatte der erzählende Protagonist genug. Er kommt in seinem Leben nicht weiter, auch Besinnung und Meditation helfen nicht mehr. Gespickt mit vielen kleinen Weisheiten, wie man es von Coelho gewohnt ist, erzählt der Roman davon, wie richtungsweisend Zeichen sein können, wenn man sie erkennt und ihnen vertraut, im Kontrast zu einer recht fatalistisch anmutenden Haltung, dass alles im Leben so geschehen wird, wie es sein soll. Ohne aktiv einzugreifen. Was wir aus dem Buch mitnehmen, entscheidet jede*r für sich selbst. Aber der Hang dazu, selbst sein Glück in die Hand zu nehmen, schwingt hier deutlich mit.
(Redakteurin Ramona Dabringer)
Paulo Coelho: Aleph, Diogenes Verlag, 19,90 Euro
Mehdi Maturi: In den Iran. Zu Fuß. Ohne Pass.
Mehdi Maturi erfährt, dass seine totgeglaubte Mutter im Iran lebt und ihn und seine Geschwister suchen würde. Obwohl ihn über 4.000 Kilometer und acht Länder von seiner Mutter trennen, machte er sich auf den Weg nach Teheran – entlang der Flüchtlingsroute in entgegengesetzter Richtung. In seinem Buch beschreibt er die Gefahren seiner Reise und die Hilfsbereitschaft, die ihm entgegengebracht wird. Die blauäugige Planung lässt einen manchmal stutzen, macht dieses einmalige Reisetagebuch aber gleichzeitig authentisch.
Mehdi Maturi: In den Iran. Zu Fuß. Ohne Pass., Fischer Verlag 2020, 15 Euro
Amanda Cross: Die letzte Analyse
Ein richtig toller literarischer Krimi aus dem Jahr 1964. Eine Literaturprofessorin glaubt an die Unschuld eines befreundeten Psychoanalytikers und beginnt zu ermitteln. Somit ist der Roman voller literarischer Anspielungen, psychologischer Raffinesse und gewürzt mit viel Charme und Humor. Die Handlung spielt in den sechziger Jahren in New York und beginnt mit einem Gespräch, in dem es um Freud geht. Die Psychoanalyse hat mit ihm begonnen, aber wohl auch mit ihm geendet, denn immer noch kreisen alle Analysen um seine Erkenntnisse. In diesem Gespräch sagt Kate Fansler ihrem Ex-Freund Dr. Emanuel Bauer, dass sie ihn einer ihrer Studentinnen, der schönen und jungen Janet Harrison, empfohlen hätte. Sieben Wochen später wird Janet Harrison ermordet. Sie wurde auf der Couch in der Praxis von Dr. Emanuel Bauer erstochen. Die Polizei verdächtigt sofort Emanuel, jedoch fehlen Beweise, die eine zügige Inhaftierung rechtfertigen würden. Kate, die von der Unschuld ihres Freundes überzeugt ist, möchte den Fall klären. Man sucht Beweise für den bestehenden Verdacht, ohne ein Motiv gefunden zu haben. Kate beginnt zu ermitteln und stützt sich dabei stets auf ihr belesenes Wissen. Die Tat könnte perfide eingefädelt sein, denn wenn Emanuel die Wahrheit sagt, wurden Termine abgesagt, auch der der Ermordeten und er war zu der Tatzeit nicht in seiner Praxis. Aber doch sind Emanuels Fingerabdrücke auf der Tatwaffe. Warum gerade sollte er einen Mord in seiner Praxis mit seinem eigenen Küchenmesser begehen?
Der Roman lebt vom Charme der 60er-Jahre in New York. Die Dialoge sind klug, ironisch und sehr gekonnt formuliert. Die ganze Handlung ist toll und glaubhaft inszeniert und führt zu raffinierten Schlussfolgerungen. Es ist ein literarischer Lesespaß und ein Krimi, der sehr unterhaltsam und ohne Gewalt und Action-Szenen auskommt. Ein richtig schöner, guter und klassischer „Whodunit“ mit Witz und Charme.
Amanda Cross: Die letzte Analyse, Dörlemann, 18 Euro