Paul Kohlhoff und Alica Stuhlemmer haben im Nacra17 die Bronze-Medaille bei den Olympischen Spielen in Tokio geholt. Wir haben mit den beiden für das Kieler Förde Magazin vor ihrer Abreise über mögliche Medaillenträume gesprochen.
Mit dem nötigen Talent, Ehrgeiz und Ausdauer auf dem Wasser lässt sich viel erreichen. Das wissen auch Paul Kohlhoff (25) und Alica Stuhlemmer (21). Die Kieler Segelprofis trainieren beim Kieler Yacht Club für die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2021 in Tokio. Was sagen die beiden über das heimische Gewässer und wieso ihr Herz für das Segeln schlägt?
Herr Kohlhoff, Frau Stuhlemmer, Sie segeln schon seitdem Sie Kinder sind. Inwiefern spielt die Nähe zur Kieler Förde für Ihre Entwicklung als Spitzensportler*in eine Rolle?
Paul Kohlhoff: Sie spielt vor allem anfangs eine große Rolle, damit man möglichst viel und möglichst schnell und unkompliziert zum Segeln kommt. In unserem Fall hat die hervorragende Jugendarbeit im Kieler Yacht Club sicherlich auch geholfen.
Alica Stuhlemmer: Für die Entwicklung zu Leistungssportlern war es entscheidend, unsere Vorbilder aus dem German Sailing Team beim Training beobachten zu können, während wir noch in unseren Nachwuchsbooten unterwegs waren.
Kiel hat nicht umsonst den passenden Beinamen „Sailing City“. Wieso eignet sich der Standort Kiel bzw. die Förde vor der Landeshauptstadt besonders gut, um das Segeln zu lernen?
Paul Kohlhoff: Die Förde ist sehr vielseitig, was grundsätzlich Bedingungen für Alleskönner verspricht und eben solche während der Entwicklungsphase auch ausbildet. Einen Tag ohne Wind findet man hier sehr selten.
Seit der Testregatta 2019 in Enoshima gehören Sie zu den heißen Medaillenanwärter*innen für die Olympischen Spiele. Ihre Teilnahme ist jedoch noch nicht gesichert. Wie ist der Stand der Dinge?
Paul Kohlhoff: Wir haben uns zwar über anderthalb Jahre bei 99 Prozent der Events empfohlen und alle Kriterien erfüllt, allerdings verlangt eine finale Nominierung, dass wir dies bei allen ausgeschriebenen Ausscheidungsevents erneut tun. Auf diese Herausforderung freuen wir uns.
Für Paul Kohlhoff hat sich der Traum von Olympia bereits 2016 erfüllt. Wie sehen die Vorbereitungen für Sie auf die Spiele aus?
Alica Stuhlemmer: Sowohl in 2018 als auch in 2019 haben wir bereits in Enoshima, dem Olympischen Segel- revier, trainiert. Wir hoffen natürlich, dass wir dazu auch in diesem Jahr die Möglichkeit bekommen. Bisher können wir aber leider keine Boote dort hinschicken.
Bereiten Sie sich auch auf der Ostsee auf die Spiele bzw. nationale Qualifikationsrennen vor?
Paul Kohlhoff: Ja, vor allem durch Corona segeln wir momentan in Kiel so viel wie nirgendwo sonst auf der Welt und mehr als in den letzten Jahren zusammen.
Ist die Verschiebung der Spiele in Tokio auf 2021 vielleicht auch ein Vorteil für Sie?
Paul Kohlhoff: So möchten wir es auch sehen und geben alles, um die Zeit zu nutzen. Es wird sich zeigen, wer durch diese schwierige Phase am besten gekommen, wer stärker geworden ist und die Zeit für sich nutzen konnte.
Auf dem Nacra 17, einem Katamaran, rasen Sie mit einer wahnsinnigen Geschwindigkeit über das Wasser. Was zeichnet den Sport für Sie beide im besonderen Maße aus?
Alica Stuhlemmer: Im Segeln reicht es nicht der fitteste Athlet zu sein. Sich voll aufeinander verlassen zu können und gemeinsam blitzschnell die richtigen Entscheidungen zu treffen ist im Nacra super wichtig.
Wir gratulieren den beiden zu diesem grandiosen Erfolg!