Die Außenwand der KletterBar-Halle in Melsdorf ist respekteinflößend und wirkt auf mich wie die Nordwand der Alpen. Nur wenige Autominuten von der Stadtgrenze Kiels entfernt werden die letzten Arbeiten in der Kletterhalle und des Außenbereichs fertiggestellt. Am 27. April eröffnete die KletterBar Kiel offiziell.
Meine Kollegin Svea hat zumindest Vorerfahrung was das Klettern angeht: Sie weiß, worauf es beim Bouldern ankommt – klettern in Absprunghöhe ohne Seilsicherung, dafür aber mit dicken Matten. Ich hingegen bin zuletzt vor rund 20 Jahren auf die Bäume der Nachbarn geklettert. Vergleichen lässt sich dies kaum mit dem, was wir heute vorhaben. Wir werden uns gegenseitig sichern, während einer von uns die bis zu 16 Meter hohen Wände hochklettert.
Nachdem wir in unsere Klettergurte geschlüpft sind, die in der KletterBar ausgeliehen werden können, weist uns Trainerin Sina Spieker kurz in die Grundlagen ein und bereitet uns auf den ersten Aufstieg vor. Der Knoten, der am Gurt befestigt ist und uns sichert sowie beim Abseilen festhält, wird mehrfach gecheckt. Sina zeigt uns die wichtigsten Handgriffe –das kleine Kletter-Einmaleins sozusagen.
Sina und Marcel Spieker sind die Betriebsleiter der KletterBar Kiel. Sie haben die Halle Ende April 2019 frisch eröffnet. Das Paar ist aus Hannover nach Kiel gezogen, um hier den Traum einer eigenen Kletterhalle zu verwirklichen. „Es ist toll zu beobachten, wie sich die Kletter-Community vernetzt und immer weiter wächst“, sagt Sina, die uns heute professionelle Hilfestellung leistet. Die Freude an der Arbeit und die Faszination am Klettern ist Sina deutlich anzumerken.
Zurück an die Wand: Es geht aufwärts. Es gibt verschiedene, farbig gekennzeichnete Routen, anhand derer sich Kletterer orientieren können. Für mich geht es mit einer roten Einsteigerroute los. Ich konzentriere mich darauf, einen Fuß über den anderen zu setzen und dabei den Halt nicht zu verlieren.
Nach wenigen Metern schaue ich an der Wand hinunter und stelle fest: Bis zum Gipfel fehlt nicht mehr viel. Die anfängliche Scheu ist während des Klettern in den Hintergrund gerückt und mich packt der Ehrgeiz. Nun erklimme ich die letzten bunten Griffe bis ich an der Decke der der Halle angekommen bin. „Zu und Ab!“, rufe ich und gebe damit meiner Sicherungspartnerin Svea den Befehl zum Abseilen. Ich hänge sinngemäß in den Seilen. Das hat Kraft gekostet. Mit einem Glücksgefühl am Boden angekommen, würde ich am liebsten die nächst schwierigere Route zum Gipfel nehmen.
Mein Fazit: Dieser Sport ist definitiv nicht nur etwas für erfahrene Bergsteiger und Kletterprofis. Durch die Anleitung der Trainer und das Ausloten der eigenen Fähigkeiten und Grenzen, ist Klettern ein Sport für Anfänger wie für Profis, für den Einzelgänger wie für die Gruppe. Weitere Infos unter www.kletterbar-kiel.de.
Von Sebastian Schulten