Da sich der Konzertsaal des Kieler Schlosses in eine dreijährige Umbauphase verabschiedet, musste das Philharmonische Orchester unter der Leitung von Generalmusikdirektor Benjamin Reiners umziehen und eine Interimslösung in Kiels Zentrum finden – die Wunderino Arena.
Einige Sitzreihen und Requisiten stehen noch etwas wahllos auf der Fläche herum, doch rund zwei Kilometer Kabel sind bereits verlegt und 80 Lautsprecher rund um den Innenraum der Wunderino-Arena angebracht. Einige Podeste für die Musiker*innen stehen bereits für die finale Platzierung bereit und die Einzelteile für die „Muschel“ warten auf ihren Zusammenbau. Bald wird es hier also nach einem richtigen Konzertsaal aussehen. Dort, wo üblicherweise der THW Kiel seine Gegner empfängt, herrscht aktuell wildes Treiben, denn: Ab Montag geht es in die heiße Phase des Umbaus der Konzert- und Mehrzweckhalle in Kiels Zentrum zur Interims-Spielstädte des Philharmonischen Orchesters. Am Ende der Woche, dem 21. August, wird es dann ernst. Dann findet mit dem„PHILKO 0“ die Generalprobe des Philharmonischen Orchesters statt.
Lage und vorhandene Infrastruktur waren entscheidend
Das MFG5-Gelände, eine Lokomotivenfabrik und sogar einen Baumarkt in Kiel-Mettenhof haben Generalmusikdirektor Benjamin Reiners und sein Team begutachtet, um eine geeignete Spielstätte für das Orchester zu finden. Letztlich haben mehrere Kriterien dazu geführt, dass die Wunderino-Arena den Zuspruch erhalten hat. Die technischen Voraussetzungen, sanitäre Anlagen und vor allem die zentrale Lage im Herzen der Landeshauptstadt waren für den Zuspruch ausschlaggebend. Auch in der Umbauphase des Kieler Schlosses werden Kieler Konzertbegeisterte einen kurzen Weg zu der Spielstätte des Philharmonischen Orchesters haben. „Wir sind in Herausforderungen geübt und sehen nun der nächsten zuversichtlich entgegen“, sagt Benjamin Reiners, Generalmusikdirektor.
Profis am Werk
Für die technische Umsetzung und Verwandlung der Wunderino-Arena in einen Konzertsaal hat sich das Orchester mit Contzept Veranstaltungstechnik ein erfahrenes Unternehmen ins Boot geholt, das sich der Herausforderung stellt. Das Kieler Unternehmen, dass Corona-bedingt in den vergangenen Monaten schwer zu kämpfen hatte, freut sich über den Auftrag und begann, nachdem es den Zuschlag erhalten hatte, sofort mit der Planung: „Wir freuen uns natürlich sehr, dass wir dieses Projekt für die kommenden drei Jahre begleiten dürfen“, sagt André Zettner, Geschäftsführer von Contzept Veranstaltungstechnik. Seit Mai plant der Sound-Experte gemeinsam mit der Philharmonie an der Konzeption, Umsetzung und Gestaltung des Raumes, der sich bis Juni 2022 zwölf Mal einem vollständigen Make-Over unterziehen lassen wird. Zu jeder Vorstellung werden sieben Lkw-Ladungen an technischem Equipment und künstlerischen Requisiten be- und entladen, bevor es auf- und wieder abgebaut werden wird. „Das ist eine logistische und auch zeitliche Meisterleistung, der wir uns aber gern stellen“, sagt Zettner.
Spagat zwischen Sport, Rock und Klassik
Damit die Spielstätte zu einem authentischen Veranstaltungsort für Handball-, Rockkonzertfans und Klassikbegeisterte gleichermaßen wird, müssen viele Zahnräder ineinandergreifen. Denn hier herrschen normalerweise ganz andere akustische Voraussetzungen, als es ein klassisches Konzert verlangt. Zettner und sein Team werden die Arena künstlich verkleinern. Das Orchester wird in der Mitte der Fläche auf unterschiedlich hohen Podesten Platz nehmen. Zusätzlich zu dem Klang, den die Musiker*innen aus ihren Instrumenten erzeugen, wird dieser über Mikrofone abgenommen und über Lautsprecher an das Publikum zurückgeworfen. Dadurch kann ein Konzerterlebnis entstehen, wie es sonst in den dafür vorgesehenen Häusern geschieht. Eine spezielle Soundanlage hat der Veranstaltungstechniker auf dem Zwischendach der Arena platziert, die den Klang auf die 80 Lautsprecher optimal verteilt.
Das Extra-Programm
Neben den acht Konzerten, die jeweils an Sonntagen bis Juni 2022 stattfinden werden, bringt der Schlossumbau auch eine Neuerung mit sich. Anstelle des Wiederholung des kompletten Konzertprogramms spielt das Orchester jeweils um 18 Uhr in dem Format „Phil Extrakt” das Hauptwerk daraus. Neben der Musik bietet das moderierte pausenlose Konzert, in dem auch spannende Gäste sowie die Ausführenden auf der Bühne zu Wort kommen, Einblicke und Hintergrundinformationen rund um das Werk.
Für das „PhilKo 0“ am Samstag, den 21. August, hat Konzertdramaturgin Dr. Waltraut Anna Lach gemäß den Vorgaben des Akustikbüros ein Konzertprogramm zusammengestellt, das die komplette Bandbreite des Repertoires von Barock bis Moderne abdeckt. Ein Werk mit Solist ist ebenso dabei wie eine Pasticcio-Sinfonie, die aus vier Sätzen verschiedener Komponisten und Epochen besteht. Unter Corona-Bedingungen dürfen maximal 750 der insgesamt 1.500 Plätze besetzt werden.
Karten für das Konzert gibt es zum Einheitspreis von 15 € an den Theaterkassen, telefonisch unter 0431 901 901 sowie online.
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