Die Kieler Störche stehen nach der glorreichen Saison, in der es um den Aufstieg in die 1. Bundesliga ging, nach einigen sieglosen Spielen mit dem Rücken zur Wand. Und nun hat auch noch der Kapitän das Schiff in unruhigem Fahrwasser verlassen.
Das hatten wohl die wenigsten erwartet. Nach ziemlich genau zwei Jahren auf dem Trainerstuhl der Ligamannschaft und insgesamt 16 Jahren bei der KSV Holstein, schmiss Ole Werner überraschend vorzeitig das Handtuch und legte sein Amt als Cheftrainer nieder. Das mediale Interesse war daraufhin riesig. Headlines und Schlagwörter wie „Beben an der Kieler Förde!“, „Der Bayern-Besieger gibt auf“, „Reißleine gezogen“ und „Traurig“ waren bundesweit auf den Plattformen von Magazinen und Zeitungen zu lesen. Wir blicken noch einmal auf Höhen und Tiefen des sympathischen Trainers aus dem Kieler Umland zurück.
Als neuer Steuermann an Bord
Im September 2019 berichteten wir, dass Ole Werner nach der Trennung von Andre Schubert interimsweise den Posten des Cheftrainers der KSV Holstein übernimmt. Zuvor hatte Werner die U23-Mannschaft des Vereins an der Kieler Förde trainiert, mit der er in der Regionalliga Nord antrat. Dass daraus eine derartige Erfolgsgeschichte werden würde, hätte zu diesem Zeitpunkt wohl niemand erwartet. Sein erstes Spiel auf dem Cheftrainerposten absolvierte der gebürtige Preetzer am 20. September 2019 im Holstein-Stadion gegen Hannover 96. Zwar gelang den Kielern mit dem neuen Steuermann auf der Bank kein direkter Sieg, doch ein starker Auftritt gegen die Niedersachsen und ein Sieg beim heutigen Bundesligisten SpVgg Greuther Fürth ließen die Hoffnungen der Fans auf einen Verbleib in der 2. Liga auflodern. In den kommenden Monaten gelangen den Störchen unter ihrem neuen Trainer weitere Achtungserfolge, sodass die Kieler ihre Saison mit 43 erzielten Punkten auf dem 11. Tabellenplatz beendeten und mit einem möglichen Abstieg nichts zu tun hatten.
Als Fußballlehrer hoch hinaus
In seiner ersten kompletten Spielzeit als Chefcoach sah Werner dann einer Doppelbelastung entgegen. Neben dem Ligabetrieb drückte er die Schulbank im nordrhein-westfälischen Hennef. Dort besuchte der jüngste Trainer der 2. Liga den DFB-Lehrgang, der sich wegen der Corona-Pandemie über Monate hinzog. Gemeinsam mit Dino Toppmöller (RB Leipzig), Christian Rahn (Hamburger SV) oder Imke Wübbenhorst (SF Lotte/ „Ich stelle nach Schwanzlänge auf.“) legte Werner die Prüfung ab und darf sich seit August 2020 offiziell Fußballlehrer nennen. Dass sich das Büffeln lohnen sollte, würde der ehemalige aktive Storch noch unter Beweis stellen. In einer äußerst erfolgreichen Spielzeit 2020/21 gelangen den Kielern sensationelle Siege gegen Hannover 96 (3:0), den SSV Jahn Regensburg (3:2) oder Fortuna Düsseldorf und landeten am Ende der Saison auf dem 3. Platz. Nur um ein Haar gelang der Mannschaft um Werner nicht der direkte Aufstieg in die 1. Bundesliga. Mit seinem Verständnis für modernen Fußball und der offensiven Spielweise, welche die Störche unter seiner Leitung stets an den Tag legten, begeisterte Werner die Fanbase in der Landeshauptstadt, die mit jedem Spiel wachsen sollte. Neben dem Ligabetrieb war da jedoch auch noch der DFB-Pokal, in dem sich die Kieler unter Ole Werner ins Rampenlicht der Öffentlichkeit spielten und mit dem FC Bayern München sogar den Triple-Sieger aus dem Wettbewerb kegelten. Erst im Halbfinale war Schluss, als unsere Störche gegen Borussia Dortmund verloren.
Tappen im Dunkeln
Welche Gründe genau für Werners Rücktritt sprechen, wissen wohl nur die Verantwortlichen des Vereins. Fans und Fußballfreund*innen in Deutschland sowie Journalist*innen tappen hingegen weiterhin im Dunkeln über die Entscheidung. Und dennoch sind wir als Kieler*innen dankbar für die geleistete Arbeit Ole Werners an der Kieler Förde und bleiben gespannt, wohin der Wind den noch jungen und ambitionierten Fußballlehrer treiben wird.