- Bei der Materialsichtung: Dieter Schultz verfügt über mehr als drei Stunden historischer Filmaufnahmen
(Bild: Boczek/Grote)
- (Bild: Boczek/Grote)
- Klein Dieter posiert für Aufnahmen seines Vaters und Hobbyfotografen Dr.
(Bild: Rudolf Schultz)
- Aus dem Familienleben: Der kleine Dieter Schultz lernt das Dreiradfahren (Bild: Rudolf Schultz)
Instagram, Snapchat, Facebook und wie sie alle heißen – das sind die heutigen Kanäle, auf welchen die Schönheit von Orten, Personen und Aktivitäten festgehalten werden. Geschickt in Szene gesetzt, vermitteln sie einen vorübergehenden Eindruck des Lebens an der Kieler Förde. Doch so schnell wie die Bilder auftauchen, sind sie auch wieder verschwunden. Häufig nicht länger als 24 Stunden sichtbar, verabschieden sie sich in die Tiefen der Virtualität.
Wie das Kieler Familienleben vor 80 Jahren aussah, zeigen die Filmemacher Gerald Grote und Oliver Boczek und blicken mit Amateurfilmmaterial zurück in die Vergangenheit. Die Pumpe Kiel verlängert die Spielzeit von „Ich habe KIEL zu erzählen“ um den gesamten Februar.
Historisches Material sichten
1936 kaufte sich der Kieler Zahnarzt Dr. Rudolf Schultz eine Filmkamera, um nach der Geburt seines Sohnes Dieter dessen Aufwachsen und die Umgebung in der Stadt an der Förde festzuhalten. Das Internet, soziale Netzwerke und Communities waren ferne Zukunftsmusik. Mit der 8mm-Kamera filmte Schultz nicht nur seine Familie, sondern auch das Leben in Kiel und Umgebung von den 1930er bis in die frühen Nachkriegsjahre. So entstand über die Jahrzehnte ein einzigartiger Material- und Filmfundus mit Raritätscharakter. Viele Jahre später sichtete der inzwischen erwachsene Dieter das Filmmaterial. Mit Gerald Grote und Oliver Boczek steht er schon seit langem in Kontakt. Bereits für „8mm Kieler Woche“ hatte Dieter Schultz Material beigetragen, das sein Vater Rudolf 1936 bei der Segel-Olympiade in Kiel aufgenommen hatte. Aber noch mehr Filmrollen lagerten in seinem Familienfilmarchiv, die er Grote zur Digitalisierung übergab. „Daraus machen wir einen neuen Film“, dessen waren sich Grote und Oliver Boczek nach erster Sichtung einig: „Eine gefilmte Kindheit zwischen 1936 und 1949“, so der Untertitel.
Vorbereitung ist alles
Schultz Senior hatte offenbar Ahnung vom Filmemachen. Filmschnitt war damals für einen Amateur technisch recht schwierig umzusetzen. Einige der Einstellungen sind vom Regisseur und Kameramann Schultz szenisch-filmisch durchdacht und teilweise inszeniert. Dies mache den Schnitt, wodurch ein Film und damit die Geschichten erst entstehen, aus heutiger Sicht obsolet. Insofern habe man, „was Schultz angefangen hat“, mit heutiger digitaler Schnitttechnik „nur vollenden“ müssen. „Man wird Teil der Familie“, sagt Grote im Rückblick auf die Arbeit an Schultz’ einzigartigem Material. Gefördert wurde diese von der Stadt Kiel und der Brunswiker Stiftung. Es bettet die kleinen Alltagsgeschichten, wie den Kampf der Kinder ums Fahrrad oder den Rodelspaß im Winter genauso in den weltgeschichtlichen Zusammenhang ein, wie Hafen- und Segelszenen, die Angst vor dem nahenden Krieg und das Landleben im Bordesholmer „Exil“ nach 1944.
Besonders bemerkenswert: die animierten Spielzeugsoldaten in Stop-Motion. Eine wahre Meisterleistung für einen Filmamateur. Der gesamte Film dauert 42 Minuten und beginnt täglich um 17 Uhr.
Termine, an denen es keine Vorstellung im Kino der Pumpe gibt: 9., 16., 23., 28. Februar.