- (Bild: Sebastian Felsen)
- (Bild: Paul Gärtner)
Chicer Anzug, dunkle Sonnenbrille, lässiger Hut – und natürlich die markante Stimme. So kennt man Jan Delay. Warum der Musiker nicht in seinem Lieblingspullover auf die Bühne gehen würde, was er am Norden so liebt und ob er Hits wie „Oh Johnny“ immer noch gern spielt, erfährst du hier.
KIELerleben: Du bist bekannt dafür, viele verschiedene Genres in deiner Musik zu kombinieren. Wie kam es dazu?
Ich bin einfach offen für verschiedene Stile. Ich habe keine Agenda oder Liste, die ich abarbeite. Früher habe ich mir immer ein Genre vorgenommen und daraus bestand dann die Platte. Das hat mich irgendwann genervt. Ich habe keine Lust mehr, mir ein musikalisches Konzept überzustülpen wie ein Korsett. Dann muss man sich darin bewegen und engt sich tierisch ein. Deshalb habe ich bei der letzten Platte damit aufgehört. Das hat mir wahnsinnig Spaß gemacht und war sehr befreiend.
Gibt es Künstler*innen, mit denen du in Zukunft gern zusammenarbeiten würdest?
Ja, mit Dr. Dre würde ich wahnsinnig gern zusammenarbeiten. Er ist meiner Meinung nach der größte Hip-Hop-Produzent aller Zeiten.
Du kommst aus Hamburg und lebst nach wie vor dort. Was reizt dich am Norden?
Ja, ich liebe den Norden! Das ist einfach meine Vegetation: plattes Land, weiter Horizont, Wasser, Wind. Das ist meine Welt und gefällt mir viel besser als Berge. Und Schleswig-Holstein ist für mich das schönste Bundesland Deutschlands, weil es beide Küsten hat, die Nord- und die Ostseeküste, die zwar grundverschieden, aber beide für sich unglaublich schön sind.
Du gehst dieses Jahr erneut auf Tour mit deinem Best-of-Album „Forever Jan: 25 Jahre Jan Delay“. Worauf freust du dich besonders?
Ich freue mich total darauf, mit meiner tollen Band auf der Bühne zu stehen, Spaß zu haben und zu sehen, dass dieser Funke überspringt und die Leute ansteckt. Dieses kollektive Geschwitze, Getanze und Glücklichsein bei Konzerten ist das schönste Gefühl, das es gibt. Nach so einem Abend geht man total erschöpft und glücklich grinsend von der Bühne und die Leute gehen ebenfalls total erschöpft und glücklich grinsend nach Hause.
Wie kamst du darauf, ein Best-of-Album herauszubringen, auf dem auch viele ältere Songs wieder auftauchen?
Ich glaube, das gehört einfach dazu, wenn man so lange Musik macht wie ich. Nenn mir eine*n Künstler*in oder eine Band, die seit 30 Jahren Musik macht und noch kein Best-of-Album herausgebracht hat! Die Plattenfirma hat mich schon seit 15 Jahren damit genervt und immer wieder gefragt: „Wann kommt das Best-of? Wann kommt das Best-of?“ (lacht) Jetzt war einfach der richtige Zeitpunkt und es hat alles super gepasst.
Macht es dir immer noch Spaß, bekannte Songs wie „Oh Johnny“ oder „St. Pauli“ zu spielen?
Es macht natürlich mehr Spaß, neuere Sachen auszuprobieren, die man noch nicht tausendmal gespielt hat. Wenn du 20 Jahre lang immer den gleichen Song in dem gleichen Arrangement und mit den gleichen Breaks spielst, nervt es irgendwann. Aber deshalb haben wir einen ganz einfachen Trick: Bevor wir auf Tour gehen, bauen wir bei einigen älteren Songs etwas Neues ein. Zum Beispiel kombinieren wir zwei Songs miteinander. Dadurch ist es für uns dann wieder fresh und macht wieder Spaß.
(Bild: Paul Gärtner)
Das heißt, das Publikum kann sich bei der Tour auf ein paar Überraschungen freuen?
Genau, bei „Oh Johnny“ überlegen wir uns auf jeden Fall etwas. Bisher haben wir zum Beispiel Missy Elliotts „Get Your Freak On“ integriert. Da wird definitiv irgendetwas Neues kommen. Das ist fest versprochen, sonst schlafe ich irgendwann selbst ein. (lacht)
Gibt es Songs, die du live am liebsten performst?
Ja, das sind immer die Songs, die wir zuletzt rearrangt haben und die neu im Programm sind. Das können auch ältere Songs sein, die wir aber lange nicht gespielt haben. Ich freue mich immer zu sehen, wie gut solche Songs nach wie vor ankommen. Bei der aktuellen Show ist es auf jeden Fall die Ballade „Für immer und Dich“, die wir ganz lange nicht gespielt haben. Und den Song „Showgeschäft“ haben wir auch ewig nicht gespielt, aber so geil angereichert mit ganz vielen berühmten Beats. Das ist ein kleines Medley geworden. Das macht auch tierisch Spaß.
Du hast dich in der Vergangenheit hin und wieder politisch geäußert und Anfang des Jahres auf Instagram dazu aufgerufen, wählen zu gehen. Siehst du das als deine Pflicht als Person in der Öffentlichkeit?
Als Künstler Jan Delay empfinde ich das als meine Pflicht, ja. Aber ich will nicht von mir auf andere schließen und behaupten, dass das jede*r Künstler*in tun muss. Das fände ich schrecklich. Ich finde, Musik ist Anarchie. Jede*r soll machen, was er oder sie will. In erster Linie geht es um Kunst und Entertainment.
„Dieses kollektive Geschwitze, Getanze und Glücklichsein ist das schönste
Gefühl, das es gibt.“
Warum machst du es trotzdem?
Das hat bei mir, glaube ich, mit den Künstler*innen zu tun, zu denen ich aufgeschaut habe und die mich geprägt haben, als ich etwa zwischen 12 und 16 Jahren alt war. Ich hatte das Glück, dass das Personen waren, die sich auch viel politisch geäußert haben und zu Wahlen aufgerufen haben und sowas. Und diese Werte übernimmt man als Jugendlicher natürlich.
Zu wem hast du damals aufgeblickt und wer hat dich musikalisch inspiriert?
Als ich ein Kind war, waren das vor allem Udo Lindenberg, Madonna und Prince. Irgendwann habe ich angefangen, mich für Hip-Hop zu interessieren. Am meisten beeinflusst haben mich da Public Enemy, N.W.A und die Beastie Boys.
Du trägst auf der Bühne meistens Anzug, Sonnenbrille und Hut. Hat das den Vorteil, dass du privat seltener erkannt wirst, wenn du ohne diese Markenzeichen unterwegs bist?
Ja, auf jeden Fall. Wenn ich mit Anzug, Brille und Hut in die U-Bahn steige oder Gemüse kaufen gehe, dann ist es sehr viel wahrscheinlicher, dass ich erkannt werde. Allerdings gibt es etwas an mir, das noch viel auffälliger ist und das ist meine Stimme. Egal, wo ich bin und oder wie alt die Leute sind – Wenn ich den Mund aufmache, sehe ich sofort, wie sich alle Köpfe umdrehen. Da muss ich wirklich aufpassen. Manchmal sage ich nichts, um das zu vermeiden.
Das heißt, du hast dir bewusst ein Bühnenoutfit ausgesucht, um im Privatleben eher untertauchen zu können?
Nein, meine Garderobe gehört für mich eher zu meiner Musik dazu. Ich mache eine bestimmte Musik und möchte das auch optisch repräsentieren und nicht zum Beispiel in meinem Lieblingspullover auf die Bühne gehen. Die Leute in der Musikszene, zu denen ich aufgeschaut habe, machen das genauso.
Über Jan Delay und sein Konzert in Kiel
Jan Delay, bürgerlich Jan Philipp Eißfeldt, wurde 1976 in Hamburg geboren. Im Sommer 2025 geht er erneut mit seinem Best-of-Album „Forever Jan: 25 Jahre Jan Delay“ auf Tour. Am 11. September 2025 tritt er in der Wunderino Arena in Kiel auf. Der Musiker und Synchronsprecher lebt mit seiner Frau und seiner Tochter in Hamburg-Harvestehude.