Aufgrund der stark eingeschränkten Reisebestimmungen fehlen in Schleswig-Holstein in den kommenden Wochen tausende Erntehelfer. Die Landesregierung ruft Fachkräfte aus dem Einzelhandel, der Gastronomie, Beschäftigte in Kurzarbeit und Studierende zur Mithilfe bei der Ernte auf.
„Die Landwirtschaft steht in der Corona-Krise vor neuen und großen Herausforderungen“, sagte Landwirtschaftsminister Jan Philipp Albrecht. „Wir müssen gemeinsam sicherstellen, dass die Betriebsabläufe funktionieren und die Versorgungssicherheit mit heimischen Lebensmitteln gewährleistet ist. Dafür brauchen wir eine breite Unterstützung von Menschen, die sonst nicht in der Landwirtschaft tätig sind. Jede helfende Hand auf dem Feld zählt.“ Albrecht begrüßte das heute vom Bund beschlossene Hilfspaket für die Land- und Ernährungswirtschaft, das unter anderem die Ausweitung der 70-Tage-Regelung und mehr Flexibilität bei den Arbeitszeitregelungen vorsieht. Saisonarbeitskräfte dürfen demnach bis zum 31. Oktober eine kurzfristige Beschäftigung für bis zu 115 Tage sozialversicherungsfrei ausüben. Bisher war das für bis zu 70 Tage möglich. Das reduziert auch die Mobilität und somit die Infektionsgefahr.
Das Bundeslandwirtschaftsministerium geht von bundesweit ca. 280.000 Saisonarbeitskräften im Agrarbereich aus. Viele dieser Saisonarbeitskräfte kommen für diese Zeit aus dem Ausland – meist aus EU-Ländern wie Rumänien, Bulgarien und Polen – nach Deutschland und Schleswig-Holstein. Der Hauptbedarf an Saisonarbeitskräften setzt beim Spargel ab dem 1. April ein. Für Vorarbeiten seien aktuell rund 200 ausländische Arbeitskräfte im Land. Diese Zahl gilt es aufzustocken:
Bildungsministerin Karin Prien: „Unsere Landwirtschaft braucht gerade in dieser Situation Unterstützung. Für Studierende bietet die Arbeit als Erntehelfer die Chance, etwas Geld hinzu zu verdienen und gleichzeitig Solidarität mit der Landwirtschaft zu zeigen.“
Unterstützung erhalten die suchenden Betriebe von der Agentur für Arbeit. „Es gilt nun, die lokal bereits bestehende gute Zusammenarbeit zwischen landwirtschaftlichen Betrieben und den Arbeitgeberservice-Teams ‚vor Ort‘ intensiv für die Rekrutierung heimischer Saisonarbeitskräfte zu nutzen“, sagt Margit Haupt-Koopmann, Chefin der Regionaldirektion Nord der Bundesagentur für Arbeit. „So können wir die Betriebe über regional vereinbarte Aktivitäten unterstützen, etwa durch die enge Abstimmung von Anforderungsprofilen, die gezielte Ansprache von geeigneten Personengruppen über Telefon- und Anschreibaktionen und daran anschließende Vorstellungstermine ‚vor Ort‘.“
Für Wirtschaftsminister Dr. Bernd Buchholz schafft „die Initiative eine win-win Situation für alle Beteiligten. Die landwirtschaftlichen Betriebe erhalten die dringend benötigten Arbeitskräfte und Menschen, die in der aktuellen Krise von Arbeitslosigkeit betroffen sind, erhalten die Möglichkeit, zumindest vorübergehend Einkommen zu erzielen.“