Hier bei "Eylem schreibt" erzählt die 16-Jährige Eylem von ihrem Alltag zwischen Schule in Coronazeiten und dem ganz normalen Wahnsinn.
Dienstag, 19. Mai
Hey ihr!
Ich hoffe es geht euch gut. Gestern hat meine zehnte Woche zu Hause begonnen. Nach wie vor finde ich es echt erstaunlich, wie schnell die Zeit vergangen ist. Ich meine, es ist einfach schon Mitte Mai.In der letzten Woche war ich so gut wie die meiste Zeit total motivationslos, einfach träge. Denn so langsam habe ich genug von dieser ganzen Situation. Und ja, mir ist durchaus bewusst, dass ich da leider nichts dran ändern kann. Aber man kann einfach nicht immer nur gut gelaunt und total fröhlich sein...Ich denke ihr wisst genau, was ich meine.
Das Wetter hat aber auch eine große Rolle gespielt, denn sobald es draußen grau, regnerisch und einfach trüb ist, spiegelt sich meine Laune meist direkt darin wieder. Am Freitag konnte ich dann endlich meinen lang ersehnten Friseurbesuch wahrnehmen und eventuell habe ich auch ein bisschen mehr abgeschnitten, als geplant war.
Trotzdem bin ich erstaunlicherweise eigentlich echt zufrieden. Denn ich bin was das angeht normalerweise einfach so das typische Mädchen! Direkt Rumheulen und ein riesiges Theater machen, wenn es plötzlich doch zu kurz geworden ist. Andere bemerken nicht einmal, dass da eine Änderung vorliegt, während man selbst komplett verzweifelt. Achja, genau das spiegelt mich sehr häufig nach Friseurbesuchen wieder.
Aber diesmal war es Gott sei Dank nicht so. Haare ja wachsen ja auch bekanntlich nach! Also kein Grund zur Sorge.
Themawechsel:
Was ich in meinem heutigen Schreiben noch ansprechen wollte, sind die positiven Ereignisse, die mit und aufgrund der Coronakrise passiert sind. Denn auch wenn es keine schöne Zeit ist, in der wir momentan leben müssen, sollte man auch mal auf Gutes zurückblicken und sich darüber freuen!
Das fällt mir auch selbst, wenn ich ehrlich bin, oft schwer, aber im Endeffekt erfüllt es uns wenigstens mit etwas Freude.
Zum einen ist beispielsweise die Digitalisierung vieler unserer Lebensbereiche deutlich vorangeschritten. Die technischen Innovationen, die seit langem geplant waren, immer mal wieder angesprochen, aber im Endeffekt einfach nur vor sich hergeschoben wurden, sind zwangsweise zur Realität geworden.
Außerdem haben viele Menschen neue Hobbys für sich entdeckt. Ob es das Joggengehen ist, das Kochen oder vielleicht ein täglicher Spaziergang. Ich glaube, dass jeder mindestens eine Sache aus dieser Zeit mitnehmen wird.
Eine andere Sache ist unsere Selbstdisziplin, die wir trainiert haben. Für die meisten Leute ist es nämlich nicht möglich, den ganzen Tag auf der Couch zu faulenzen. Denn ob es die Arbeit, die Uni oder die Schule ist, es fällt ja nicht aus, sondern findet von zu Hause aus statt. Und sich einfach an den Schreibtisch zu setzen und seine Aufgaben in
Angriff zu nehmen, ist nicht ganz einfach, sondern braucht eine gewisse Selbstüberwindung und Disziplin. Und während man vielleicht anfangs damit zu kämpfen hatte, ist es nun zur Routine geworden.
Viele können ihren Alltag ja auch schon teils wieder leben, auch wenn nur eingeschränkt. Ich leider nicht. Mir ist es auch ein Rätsel, ob ich vor den Sommerferien nochmal in die Schule gehen werde. Was ich persönlich aber am schönsten finde, ist die Wertschätzung von den kleinen Dingen, die sich durch die Pandemie enorm gesteigert hat.
Ich hatte gestern Abend zum Beispiel DIE perfekte Avocado und war so glücklich deswegen. Die Konsistenz und der Geschmack waren einfach unbeschreiblich perfekt!! Wer regelmäßig Avocados isst, weiß bestimmt, dass es manchmal so einige Blindgänger unter den Früchten gibt (ja, Avocados sind Früchte und kein Gemüse).
Wie auch immer, die ganz kleinen, so unscheinbaren Sachen, sind eigentlich die, die am meisten zählen. Das hat uns das Virus auf jeden Fall allemal gelehrt.
Nehmt euch doch heute mal vor, euch über mindestens eine Kleinigkeit zu freuen und seid dankbar dafür. :)
Habt einen wunderschönen Tag!
Eure Eylem