Georg Friedrich Händels Meisteroper „Rodelinda“ entführt das Publikum in das Mailand des 7. Jahrhunderts und erzählt eine packende Geschichte von Treue, Macht und Intrigen am langobardischen Königshof.
Im Zentrum steht Königin Rodelinda (Carlotta Colombo), deren Ehemann Bertarido (Margherita Maria Sala) seinen Thron verloren hat und für tot gehalten wird. Der Usurpator Grimoaldo (Francesco Lucii) umwirbt die vermeintliche Witwe und will sie zur Ehe zwingen. Als Druckmittel nutzt sein Verbündeter Garibaldo (Mauro Borgioni) die Drohung, Rodelindas Sohn Flavio (Philip Bergermann) zu töten. Doch der totgeglaubte Bertarido kehrt heimlich mithilfe von Unulfo (Tatia Jibladze), einem Berater Grimoaldos, der aber auch ein Freund Bertaridos ist, zurück. Nach dramatischen Verwicklungen, einem vereitelten Mordanschlag und der Entlarvung des intriganten Garibaldo gibt Grimoaldo schließlich den Thron an Bertarido zurück.
Hintergrundwissen
Die Oper basiert auf einer Episode aus der Geschichte des Langobardenreichs im 7. Jahrhundert. Händel und sein Librettist Nicola Haym verarbeiten den historischen Stoff zu einem packenden Musikdrama.
„Rodelinda“ wurde am 13. Februar 1725 im Londoner King's Theatre uraufgeführt und gilt als eine der Höhepunkte in Händels Opernschaffen. Sie entstand in einer besonders produktiven Phase des Komponisten, als er zwischen 1723 und 1725 drei seiner bedeutendsten Opern schuf – neben „Rodelinda“ auch „Giulio Cesare“ und „Tamerlano“.
Die Oper spielte auch eine wichtige Rolle für die Händel-Renaissance im 20. Jahrhundert. Mit ihrer Wiederaufführung 1920 durch Oskar Hagen begann die moderne Händel-Opernbewegung. Musikalisch besticht das Werk besonders durch die psychologisch fein gezeichnete Charakterisierung der Titelfigur, deren Arien das gesamte Spektrum von tiefster Trauer bis zu größter Wut ausdrücken.
Heute zählt „Rodelinda“ zu den am häufigsten aufgeführten Barockopern und begeistert durch ihre zeitlose Geschichte von Liebe, Treue und politischer Intrige.
Die Kieler Inszenierung
Knapp 300 Jahre nach der Uraufführung folgte nun die Premiere im Opernhaus zu Kiel unter der musikalischen Leitung von Alessandro Quarta und der Regie von Carlos Wagner, dessen Name dem Publikum durch seine vorherigen Engagements in Kiel für „Macbeth“ und „Iolanta“ durchaus bereits geläufig ist.
Wagner lässt praktisch die gesamte Oper auf einem Friedhof stattfinden: Eine imposante Anzahl von Metallkreuzen nicht nur auf der Bühne platziert, sondern auch von der Decke hängend (Bühnenbild: Christophe Ouvard) machen klar, welche Stimmung die Zuschauer:innen hier erwartet. Der einzige Wechsel findet statt, als die gesamte Bühne hochgefahren wird und einen Blick in einen Kerker mit zahlreichen Leichen, aus der Beratrido zu entkommen versucht, freigibt.
Noch mehr als Bühnenbild und Kostüme überzeugen an diesem Abend die Sänger:innen, allen voran Carlotta Colombo, die eine ausdrucksstarke, Rodelinda gibt. Margherita Maria Sala steht dem mit ihrem fast schon zärtlichen Bertarido in nichts nach. Heimlicher Star des Abends ist aber Mauro Borgioni, der seinen Garibaldo zu einem ganz hervorragend abstoßendem Schurken macht, der im Bariton über die Bühne donnert.
Ebenfalls besonders erwähnenswert ist einmal mehr Tatia Jibladze, die Unulfo mit ihrem Mezzosopran eine interessante Ebene hinzufügt.
Den Opernklassiker gibt es noch in zahlreichen weiteren Aufführungen bis in den Juli. Tickets gibt es unter theater-kiel.de, telefonisch unter 0431 – 901 901 und an allen Vorverkaufsstellen des Theaters.