- Garnelen aus Schleswig Holstein? Klar, in Strande! (Bild: eve, wooster)
- Der Meeresbiologe Dr. Bert Wecker inmitten seiner Garnelenbabys (Bild: schmolze und kühn)
In Strande bei Kiel wachsen unter der Leitung von Meeresbiologe Dr. Bert Wecker und Iris Schmidt White Tiger Prawns auf dem Gelände des Klärwerks heran – die einzigen aus Schleswig-Holstein
„Klärwerk“ steht auf dem Schild vor der Schranke, die man passieren muss, um auf das Gelände zu kommen. Dann geht es erst einmal lange geradeaus, vorbei an Wiesen und Feldern, bis plötzlich ein paar Gebäude auftauchen, die eher ein paar vorwitzige Aliens als kleine Krebstiere in ihrer Umgebung vermuten lassen. Doch endlich: An einer Halle prangt die Aufschrift „Förde Garnelen“, dahinter grasen friedlich ein paar Schafe. Hier werden sie tatsächlich gezüchtet, die Garnelen aus Schleswig-Holstein. „Auf dem Klärwerk-Gelände?“, fragt man sich zunächst vielleicht etwas pikiert, doch die Vorteile liegen auf der Hand. „Unsere Anlage wird mit Ostseewasser betrieben, die anfallende Abwärme des Klärwerks dient zur Aufheizung des Wassers“, erklärt Dr. Bert Wecker, der das Unternehmen in Strande bei Kiel leitet. Im Ausgleich dazu werden die herausgefilterten Stoffe dem Klärwerk geliefert, welches daraus wiederum Biogas und Wärme erzeugt. „Wir hinterlassen kaum Fußabdrücke in der Umwelt“, sagt der Meeresbiologe ein wenig stolz – und das zu Recht.
Larven-Import aus den USA
In einer 28 Grad warmen Halle, die an ein Gewächshaus erinnert, stehen acht große graue Bottiche voller Baby-Garnelen. Genauer gesagt sind es ungefähr 80.000 Garnelen im Nach-Larven-Stadium, die man mit bloßem Auge nur schwer erkennen kann. Die drei Milligramm schweren Tierchen werden aus Florida geliefert und in Strande zunächst in der „Nursery“ aufgezogen. „Wir importieren die Larven, da es für uns zu aufwendig und zu teuer wäre, sie von Beginn an selbst zu züchten“, erklärt Wecker. „Alle paar Wochen bekommen wir neue – ausschließlich aus den USA, da die Amerikaner ein gutes Seuchenschutzprogramm haben, das es zum Beispiel in Asien so nicht gibt“. Wenn die Garnelenbabys, aufgepäppelt mit ordentlich Futter, nach circa sieben Wochen die nächste Größe erreicht haben, werden sie in ein anderes Becken gelassen. Hier leben sie dann in drei verschiedenen Größen nebeneinander, umgeben von Netzen, die sie vor dem Herausspringen bewahren. Und wirklich, alle naslang sieht man eine kesse Garnele aus dem warmen Wasser hüpfen. Wenn man nicht aufpasst, kann es auch mal passieren, dass man von harten Kügelchen am Kopf getroffen wird. Diese sogenannten Pellets schießen in regelmäßigen Abständen aus den Futtertrögen über den Becken und dienen als Futter für die Meerestiere. „Es ist sehr wichtig, dass die Garnelen kontinuierlich was zu essen bekommen, denn sonst würden sie sich gegenseitig verspeisen“, sagt der Meeresbiologe und blickt auf seine kleinen Kannibalen.
Nussiger Geschmack und Sushi-Qualität
Nach etwa einem halben Jahr haben die Garnelen genügend Pellets gefuttert, wiegen um die 30 Gramm und sind dazu bereit, aus dem Wasser gefischt zu werden. Bis zwölf Uhr nehmen Dr. Bert Wecker und seine beiden Kollegen täglich die Bestellungen an, die über den Online-Shop kommen. Dann werden die White Tiger Garnelen deutschlandweit verschickt und sind bis um zwölf Uhr am nächsten Tag beim Kunden. „Das Fleisch unserer Garnelen hat einen festeren Biss als das von TK-Ware, schmeckt nussig, mit einem Hauch von süßen Aromen“, schwärmt Wecker. Und genau das ist es, was die Kunden an Förde Garnelen schätzen. „Das Fleisch hat Sushi-Qualität und wird auch häufig als Tatar angeboten, da es absolut frisch ist“, fährt der Meeresbiologe fort. Welchem Kieler schon jetzt das Wasser im Munde zusammenläuft, der kann die frischen Förde Garnelen über den Online-Shop oder in den CITTI-Märkten beziehen, denn auf dem Gelände des Klärwerks wird kein Direktverkauf angeboten. Hier, in Schleswig-Holsteins einziger Garnelenfarm – insgesamt gibt es in Deutschland sogar nur vier –, entsteht dank umweltfreundlicher Technik die Zukunft der Aquakultur. Weitere Infos unter www.foerde-garnelen.de.
Regionaler Genuss
Förde Garnelen sind Mitglied im Verein FEINHEIMISCH – Genuss aus Schleswig-Holstein e. V.. Der Artikel stammt aus dem Magazin des Vereins, das viermal im Jahr als Beileger des Magazins [MOHLTIED!] erscheint und bei allen FEINHEIMISCH-Betrieben in ganz Schleswig-Holstein ausliegt. Weitere Infos zu dem Verein und seiner Philosophie unter www.feinheimisch.de.
Autor: Kathrin Wesselmann