Fünfeinhalb Meter lang und zwei Meter breit, also gerade einmal knapp 12 Quadratmeter: Das ist das ganze Haus. Wie und wieso überhaupt man hier lebt, lest ihr hier
Boomende Großstädte, steigende Mieten und Wohnungsknappheit – während viele ländliche Gebiete in Deutschland veröden, steigt die Einwohnerzahl in Großstädten rasant an. Doch Not macht erfinderisch. Die Architekturstudentinnen Julia Wehdeking und Tuija Hillner entwarfen ein Konzept, das multifunktionales Wohnen auf kleinstem Raum ermöglicht. Gemeinsam mit Enno Schröder von der Goldeimer gGmbH und Willem Salge, einem befreundeten Zimmermann, gewann das Team 2017 den yooweedoo Ideenwettbewerb und baute ein winziges Haus. Fünfeinhalb Meter lang und zwei Meter breit – so groß darf ihr Tiny House sein, damit es, auf einem Anhänger montiert, noch auf der Straße transportiert werden darf. Knapp 12 Quadratmeter Wohnfläche klingt beengend. Doch Enno Schröder betont: „Das Haus ist nicht dafür gemacht, viele Leute unterzubringen. Es ist für ein bis zwei Personen gedacht.“
Die Tiny-House-Bewegung kommt aus den USA und ist dort bereits als mobile, kostengünstige und ressourcenschonende Wohnform etabliert. Das Tiny-House-Team will nicht nur eine Lösung für knappen Wohnraum finden, sondern hinterfragen, welche Objekte zum Leben eigentlich nötig sind. Beschränkung muss nicht Verzicht bedeuten, wenn Dinge funktional durchdacht sind. So ist im Tiny House der Kleiderschrank gleichzeitig Trennwand, das Sofa nachts Bett und der Schrank auch Treppe. Fragt man Enno nach seinem Lieblingsobjekt in ihrem Tiny House, erzählt er von der Goldeimer Trockentoilette, die im ersten Kooperationsprojekt mit Werkhaus entstanden ist, und betont lachend, dass er die Antwort auch geben würde, würde er nicht für Goldeimer arbeiten. „Das Goldeimer-Klo to go muss man sich wie eine kleine Box vorstellen, die neben der Toilette Stauraum für Hobelstreu, Klopapier und Putzmittel bietet.“ Das Haus ist nicht nur minimalistisch, sondern auch ökologisch gebaut. „Wir haben heimische Hölzer verwendet, mit getrocknetem Seegras isoliert und ein Solarpanel auf dem Dach montiert“, erklärt Enno, „es ist autark und ganzjährig bewohnbar.“
Es geht dem Tiny-House-Projekt nicht nur um die Wohnraumthematik. Durch die Zusammenarbeit mit Goldeimer wird das Tiny House zum Kommunikationsraum auf Veranstaltungen. „Wir laden Leute ins Goldeimer Tiny House Wohnzimmer ein“, sagt Enno, „und starten so einen partizipativen und öffentlichkeitswirksamen Prozess.“ Schleswig-Holsteiner, die einen Stellplatz für das Tiny House kennen, können sich beim Goldeimer-Team melden. „Wir suchen schöne und ungewöhnliche Orte“, sagt Enno, „von guter Aussicht bis hin zum Mittelkreis im Holstein-Stadion.“
Autor: Teresa Inclán