Vergangenes Jahr wurde von einigen Kieler*innen eine Petition ins Leben gerufen, in der sie die Stadt dazu aufforderten, Bellevue als Badestelle zu öffnen. Fritzi, 26 Jahre, ist eine von ihnen. Wir haben nachgefragt: Seid ihr zufrieden?
„Bellevue ist (war) einer – DER – schönsten Orte Kiels. Es gibt richtige Ur-Bellevuer*innen, die zu jeder möglichen Tages- und Nachtzeit an dem Steg das ganze Jahr über Baden gehen, Sport treiben oder auch nur die Ruhe des Ausblicks genießen. Nun ist Bellevue ein besseres Freibad. Abends mit Freunden einen Wein zum Sonnenuntergang trinken oder morgens zum Frühstück treffen, ist nicht mehr möglich. Nach dem Joggen schnell ins kühle Nass zu tauchen, wird schwierig wenn der Steg von 180 Menschen exklusiv genutzt werden kann. Spaß ist verboten. Das Springen, an der tiefsten Stelle am Bellevue-Steg, eine der Hauptattraktionen, wird nun verhindert. Warum erklärt man nicht einen Bereich unter Aufsicht zum Sprungbereich, wie es beispielsweise in Kopenhagen auch gemacht wird?“, sagt Fritzi. Viele Kieler*innen wünschen sich einen gesicherten, markierten Bereich in der rechten hinteren Ecke des Steges, der das Springen erlaubt.
In Kopenhagen wurden unter strengem Umweltkonzept tolle Projekte ermöglicht. So können Einwohner*innen und Tourist*innen direkt in der Stadt baden, zwischen Job, Sightseeing und Dockgebäuden sozusagen: Havnebad, Nordhavn oder die Hafenbäder Fisketorvet und Sluseholmen sind nur einige der urbanen Badestellen. Auch die Meinung, dass durch die Eingriffe der Stadt nunmehr der Steg und die Aussicht verschandelt und verstellt wurden, wird von vielen Besucher*innen geteilt. Auf dem Steg konkurrieren zehn orangefarbene Mülltonnen, die hölzernen Umkleidekabinen, ein Container der Stadt, ein Dixie-Klo und zu Öffnungszeiten ein Rettungszelt um den Platz für wertvollen Aufenthaltsraum. „Die schönsten Sitzecken und der weite Blick auf die Förde ist somit ebenso verschwunden“, erklärt Fritzi weiter. „Dazu kommen die Liegen, die das unkomplizierte Zusammensein unterschiedlicher Gruppengrößen auf dem Steg verhindern.“ Kurzum: Man kann sagen, das blaue L ist eine adäquate Ergänzung, um einen besseren Zugang zum Wasser zu ermöglichen. Dennoch sind die Initiator*innen hinter der Forderung der Öffnung der Meinung, dass die meisten Ergänzungen der Stadt und die Bürokratisierung durch die Kieler Bäder keine Umsetzung der Petitionsforderung von 2020 ist. „Es ist unserem Wunsch, dem Wunsch der Kieler*innen, Bellevue als bedingungslose Aufenthaltsraum und Badestelle zu gestalten, nicht wirklich nachgekommen worden. Was wir uns jetzt wünschen, ist das Gespräch und die Chance auf schöne Aussichten.“
Petition „Öffnung Bellevue“: In einer ausführlichen Bitte an die Stadt wurde im vergangenen Jahr mit starken
Argumenten die Öffnung des Stegs Bellevue gefordert. Mehr als 2.000 Kieler*innen schlossen sich der Petition an.