In ihrer Serie „Butenschön Backstage“ schnuppert Mediaberaterin Gesa Butenschön in die verschiedensten Berufe hinein und versucht herauszufinden, was den Alltag dort spannend macht. Diesmal ist sie als Tierpflegerin unterwegs
Als ehemaliges Pferdemädchen und bekennende Tierfreundin weiß ich, wie viel Arbeit Tiere machen können. Heute warten gleich ein Dutzend Vierbeiner auf mich. Ich bin im Tierpark Gettorf und meine Kunden sind Kamele, Affen, Zebras und Co. Mit Tierpfleger Stefan mache ich auf mich auf den Weg ins Kamelgehege. Noch ist absolute Ruhe auf dem Gelände. Nachdem die Kameldamen Nalayh und Shaya uns begrüßt und beschnuppert haben, darf ich eintreten und das Areal der Damen von Misthaufen befreien. Ich genieße richtig die Ruhe und die frische Luft so früh am Morgen – ein großer Kontrast zu meinem beruflichen Alltag. Ein bisschen interagieren muss ich allerdings doch, denn Stefan hat viel über seine Leidenschaft zu dem Beruf und seinen Alltag zu erzählen. Ich höre ihm wirklich gern zu und kann von den Tiergeschichten gar nicht genug kriegen.
Vom Kamelgehege wandern wir zu den Alpakas rüber. Die scheue Herde ist sich gar nicht bewusst, welch ein Trend gerade in den sozialen Medien rumgeht. Jeder will ein Bild mit einem Alpaka, auch ich. Aber leider beäugen die Tiere mich nur misstrauisch aus der Ferne. Mittlerweile haben zahlreiche Schulklassen den Tierpark überfallen. Die Ruhe ist also vorbei, und ab sofort beobachten neugierige Kinder unsere Arbeit. Aber nicht nur die schauen zu, im nächsten Gehege pirschen sich die Berberaffen von oben und die Mähnenspringer von der Seite an. Zeitweise bin ich mir sicher, gleich einem fiesen Affenangriff zum Opfer zu fallen, also immer schön die Mistgabel zur Verteidigung bereithalten! Stefan versichert mir aber, dass hier alle ganz harmlos sind und die Affen eher Angst vor mir haben. Es gibt nun noch eine Runde Frühstück für die Herde und wir starten mit frisch geleerten Schubkarren ins Afrikagehege. Hier ist quasi die WG der Zebras, Zwergzebus und Elen-Antilopen. Sogar ein Zebrafohlen ist gerade dabei. Damit Mama und Kind etwas Ruhe haben, stehen sie getrennt von ihren Mitbewohnern im Stall und ich helfe gern dabei, diesen wieder mit frischem Stroh und Heu wohnlich zu machen.
Das große Highlight wartet dann zum Schluss auf mich: Eselfohlen Hinnerk. Der kleine flauschige Kerl wurde von seiner Mama verstoßen und wird nun mit der Flasche aufgezogen. Ganz gierig schlürft er seine Flasche leer, denn wir haben ihn schon viel zu lange warten lassen. Wie Stefan betont, sind das natürlich die schönsten Seiten seines Berufs. Wenn man sich um die Tiere richtig kümmern kann und auch mal Zeit hat, mit ihnen zu schmusen. Der Alltag jedoch ist körperlich sehr anstrengend, denn jedes Gehege muss am Ende des Tages sauber und alle Tiere satt und zufrieden sein.
10 Fragen an Stefan Schreiber
1. Wie bist du zu dem Beruf Tierpfleger gekommen?
Ich wurde inspiriert durch Afrikareisen sowie Sendungen im Fernsehen. Außerdem hatte ich gerade keine Lust mehr auf mein Studium. Ich musste irgendetwas
„machen“ und arbeite sehr gern an der frischen Luft bei Wind und Wetter.
2. Wie sind deine Arbeitszeiten?
Die normale Arbeitszeit ist von 7–15 Uhr. Als Familienvater ist das optimal, weil man danach noch Zeit für die Familie hat.
3. Was sind deine täglichen Aufgaben?
Jeder Tierpfleger hat seine eigenen Gehege, um die er sich kümmert. Ich bin für die Huftiere zuständig. Täglich müssen die Gehege ausgemistet und die Tiere gefüttert werden. Manchmal fallen noch Sonder-Aufgaben an, wie zum Beispiel Außengehege reinigen, die Heuernte oder auch mal eine Flaschenaufzucht.
4. Welche Anforderung braucht man für die Ausbildung?
Bei uns ist die Voraussetzung ein Schulabschluss. Man muss aber vorher ein vierwöchiges Praktikum machen, um herauszufinden, ob man für die körperliche Arbeit und den Umgang mit Tieren geeignet ist.
5. Wie läuft eine Ausbildung ab?
Bei unserem kleinen Team ist es von Vorteil, dass man gleich in der Praxis und bei den Tieren mit anpacken kann. In größeren Zoos laufen die Auszubildenden oft nur nebenher. Die schulische Ausbildung findet in Neumünster statt für ganz Schleswig-Holstein.
6. Wie viele Tiere gibt es im Tierpark Gettorf?
Wir haben insgesamt etwa 750 bis 800 Tiere. Genau ist das nicht zu beziffern, da wir zum Beispiel unsere Wellensittiche und Wasserschildkröten nur schätzen können.
7. Haben alle Tiere einen Namen?
Die meisten Tiere haben schon einen Namen. Nur beispielsweise ein paar Zwergziegen und Totenkopfaffen haben keine, weil es zu viele sind.
8. Was ist dein Lieblingstier?
Aus meinem Revier Kamele und Schimpansen. Mit den Schimpansen kann lange nicht jeder und man muss von ihnen akzeptiert werden. Mich mochten sie zum Glück sehr schnell. Ich würde aber auch gern mit Raubtieren, speziell Tigern, arbeiten.
9. Wie viele Besucher kommen ungefähr jedes Jahr hier zu Besuch?
Die Besucherzahlen schwanken wetterbedingt. Wir liegen so zwischen 110.000 und 140.000 Besuchern.
10.Wie groß ist das gesamte Gelände?
Der Tierpark hat eine Fläche von knapp vier Hektar.
Gesa Butenschön