- Die Darstellerinnen der „Vagina Monologe“: Sarah Johnson (hinten links), Iris Farber (hinten rechts) und Rafaela Schwarzer (vorne) (Bild: Annelie Teßmann/Theater die Komödianten)
- Iris Faber, Rafaela Schwarzer und Sarah Janson (v. l. n. r.) wollen in ihrem Stück „Die Vagina Monologe“ Tabus brechen und das weibliche Geschlechtsorgan in den Fokus stellen (Bild: Annelie Teßmann/Theater die Komödianten)
Am 8. März ist es so weit: „Die Vagina Monologe“ feiern Premiere im Theater Die Komödianten. Wir sprechen mit den Darstellerinnen über dieses besondere Stück. Es basiert auf den Erlebnissen von 200 Frauen, die V (ehemals Eve Ensler) in den Neunzigerjahren interviewte, und zeichnet ein facettenreiches Bild davon, was es bedeutet, eine Frau zu sein.
KIELerleben: Was erwartet das Publikum bei den Vagina Monologen?
Rafaela Schwarzer: Ein Feuerwerk – es ist alles dabei!
Iris Faber: Aber wer erwartet, dass wir drei Frauen in High Heels und mit tiefem Ausschnitt auf der Bühne stehen, liegt falsch.
Rafaela Schwarzer: Es geht eher um die Sache an sich, als das Zurschaustellen.
Welche Sache denn genau?
Sarah Janson: Die Vagina! Die Vagina, Vulva.
Iris Faber: Und alles, was damit zusammenhängt – nicht nur das Organ selbst, sondern auch die Erfahrungen, die Frauen damit gemacht haben: Geburt, Menstruation,
Gewalt. Aber auch die schönen Seiten.
Rafaela Schwarzer: Das Stück erzählt einfach, wie es ist. Und zwar ohne Moralapostel, wir lassen den Zuschauenden Raum für persönliche Interpretationen.
Gab es besondere Herausforderungen während der Proben?
Iris Faber: Ja, für mich ist es herausfordernd, dass es keine festen Rollen gibt. Der Text steht im Mittelpunkt – aber wer bin ich auf der Bühne? Bin ich einfach Iris, die Worte spricht? Oder muss ich eine bestimmte Haltung zu dem einnehmen, was ich gerade tue?
Rafaela Schwarzer: Ich finde es schwierig, den Text gleichzeitig direkt und ernsthaft zu vermitteln, ohne mich selbst dabei zu ernst zu nehmen. Es geht darum, eine gewisse Leichtigkeit zu bewahren und die feinen Nuancen herauszuarbeiten.
Sarah Janson: Genau! Das Stück hat Tiefgang, es gibt ernste und schwere Momente, aber auch Witz. Manchmal liegen Trauer und Angst direkt neben Humor – all diese Emotionen greifen ineinander und wirken teilweise gegensätzlich.
- Die Darstellerinnen der „Vagina Monologe“: Sarah Johnson (hinten links), Iris Farber (hinten rechts) und Rafaela Schwarzer (vorne) (Bild: Annelie Teßmann/Theater die Komödianten)
- Iris Faber, Rafaela Schwarzer und Sarah Janson (v. l. n. r.) wollen in ihrem Stück „Die Vagina Monologe“ Tabus brechen und das weibliche Geschlechtsorgan in den Fokus stellen (Bild: Annelie Teßmann/Theater die Komödianten)
Habt ihr durch die Vorbereitung auf das Stück einen neuen Zugang zum Feminismus oder zu eurem eigenen Körper gefunden?
Iris Faber: Mir ist noch einmal bewusst geworden, wie sehr Frauen von ihrem eigenen Geschlecht getrennt sind. Während Männer ihre Genitalien oft selbstverständlich benennen, bleibt „das da unten“ bei Frauen oft ungesagt. Aber plötzlich musste ich das Wort ständig aussprechen – ich musste allen erzählen, dass ich in den „Vagina Monologen“ spiele. Die vielen positiven Reaktionen, vor allem von Frauen, haben mir geholfen, dieses Wort mit mehr Wärme und Selbstverständlichkeit zu benutzen.
Rafaela Schwarzer: Ja, für mich hat sich dadurch ein neues Selbstbewusstsein entwickelt. Ich spreche viel lockerer über das Thema, es ist für mich natürlicher geworden.
Sarah Janson: Diese Unsichtbarkeit des weiblichen Geschlechts spiegelt sich eins zu eins in der Unsichtbarkeit der Frau selbst wider. Die Vagina ist ein Synonym für die Frau. Es sind nicht einfach Vaginas, die auf der Bühne sprechen – es sind Frauen. Indem wir dieses „Unsagbare“ in den Mittelpunkt rücken, machen wir es sagbar. Dieses Phänomen beschäftigt mich sehr und hat meinen Blick auf Feminismus noch einmal verändert.
Glaubt ihr denn, dass sich dieses Selbstverständnis auch auf das Publikum überträgt? Welche Reaktion erhofft ihr euch?
Rafaela Schwarzer: Wir hoffen natürlich, dass das, was wir gerade erleben – dieses Gefühl von Befreiung, Selbstverständlichkeit, aber auch Weichheit, Liebe und Akzeptanz – sich auf das Publikum überträgt. Egal, wer da sitzt.
„Wenn du dieses Stück als Frau angeboten bekommst, kannst du einfach nicht nein sagen!“
Das ursprüngliche Ziel des Stücks war es, Gewalt gegen Frauen zu beenden. Glaubt ihr, dass es dazu beitragen kann?
Rafaela Schwarzer: Ich denke schon. Allein die Tatsache, dass Menschen den Mut haben, sich dieses Stück anzusehen, ohne genau zu wissen, was sie erwartet, ist ein Schritt in die richtige Richtung. Und wer sich vom Titel abgeschreckt fühlt, stellt sich vielleicht die Frage: Warum eigentlich? Warum macht mir dieses Thema Unbehagen? Warum will ich mich nicht damit auseinandersetzen?
Iris Faber: Das Stück bewegt ja schon uns drei – und wenn wir dieses Gefühl weitertragen, kann es sich ausbreiten. Vielleicht fühlen sich dadurch mehr Frauen gesehen. Je mehr wir über diese Themen sprechen, desto weniger werden sie tabuisiert – und desto stärker werden wir als Frauen.
Gibt es Erfahrungen aus den Monologen, die ihr selbst gemacht habt?
Sarah Janson: Das Gefühl, zurückgewiesen oder enttäuscht zu werden, nur weil man eine Frau ist. Oder von einem Mann zu hören, dass man in irgendeiner Weise „eklig“ sei. Gleichzeitig aber auch diese übergriffigen Momente: reduziert zu werden, nur auf das, was man als Frau „darstellt“. Ich kenne wirklich keine einzige Frau, die nicht irgendwann ungefragt angefasst oder geküsst wurde. Das ist verrückt, wenn man darüber nachdenkt – aber genau deshalb müssen wir darüber sprechen.
Gibt es noch eine Botschaft, die ihr anderen Frauen mitgeben wollt?
Gemeinsam: Sei mutig – und hör auf, dich ständig zu entschuldigen!
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