Das O/Modernt Chamber Orchestra unter der Leitung von Hugo Ticciati präsentierte im Rahmen des Schleswig-Holstein Musik Festivals ein faszinierendes Programm in der Hamburger Elbphilharmonie. Unter dem Titel „Vivaldi rockt“ wagte das Ensemble eine ungewöhnliche Fusion von Barock und Rock, die das Publikum zu stehenden Ovationen bewegte.
Das O/Modernt Chamber Orchestra ist bekannt für seine musikalische Varianz und Offenheit gegenüber ungewohnten Klangwelten. An diesem Abend stellten sie diese Qualitäten eindrucksvoll unter Beweis, indem sie Vivaldis Werke neu interpretierten und mit Songs von Metallica, Dream Theater und Muse kombinierten. Die Übergänge zwischen den Stücken waren teilweise bemerkenswert gelungen und hielten den Spannungsbogen aufrecht.
Technische Schwierigkeiten
Trotz des innovativen Konzepts gab es auch Momente, in denen das Ensemble an seine Grenzen stieß. Bei Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ wirkte die Darbietung stellenweise unsicher, mit holpriger Bogenführung und unerwünschten Nebengeräuschen. Hugo Ticciati als Solist schien in einigen Passagen überfordert, was zu spürbarer Anspannung im Publikum führte.
Die Rock-Arrangements litten unter einer gewissen Uniformität im Klang. Die stilistischen Unterschiede zwischen den Originalen von Metallica und Muse gingen teilweise verloren, und das Schlagzeug (Marijn Korff de Gidts) konnte die fehlende Dynamik nicht ausgleichen. Auch stellte sich angesichts seiner Dominanz mehrmals die Frage, wie die Menschen auf der Rückseite der Bühne diese Stücke überhaupt erlebt haben müssen. Man kann nur hoffen, dass die aufgestellten Lautsprecher exzellent ausgesteuert waren.
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Akustische Herausforderungen
So wie Kirchen vor allem für sakrale Chor- und Orgelmusik optimiert erbaut wurden – und die Hamburger Barclaycard Arena offensichtlich ausschließlich für Sport- und eigentlich gar nicht für Konzerteereignisse – kommt die primär für klassische Konzerte erdachte „Elphi“ eben bei Rock- und Popmusik immer wieder an ihre Grenzen. So entstand vor allem bei den Metallica-Stücken eine undifferenzierte Klangmasse, die dem Original nicht gerecht wurde.
Virtuose Höhepunkte
Trotz dieser Schwierigkeiten bot der Abend auch beeindruckende Momente. Die Solisten, insbesondere Kontrabassist Rick Stotijn und Fagottist Bram van Sambeek, zeigten in einem Vivaldi-Doppelkonzert atemberaubende Virtuosität. Ihre Darbietung war von schwindelerregender Geschwindigkeit und Leichtigkeit geprägt.
Ein besonderes Highlight war der Pianist und Hammond-Organist Sven Figee, dessen leidenschaftliche Performance und mitreißende Soli das Publikum fesselten. Seine energiegeladene Präsenz und die auffälligen goldenen Schuhe machten ihn zu einem visuellen und musikalischen Blickfang.
Fazit
„Vivaldi rockt“ war ein Abend voller Kontraste – zwischen barocker Eleganz und rockiger Energie, zwischen technischen Schwierigkeiten und virtuosen Glanzleistungen. Trotz einiger Schwächen in der Umsetzung überwog am Ende der positive Eindruck. Das O/Modernt Chamber Orchestra bewies Mut zur Innovation und schuf ein einzigartiges Konzerterlebnis, das das Publikum zu begeistern wusste.