Heute ist Teamsitzung. Wie jeden Mittwoch versammeln sich die acht Frauen zwischen 26 und 55 Jahren um den großen Tisch im Gruppenraum und besprechen bei Kaffee und Tee, was in den nächsten Tagen ansteht. Neuigkeiten werden ausgetauscht, Ratschläge erteilt, Probleme und neue Projekte diskutiert. „Mir gefällt die Atmosphäre im Team“, erklärt Diplom-Pädagogin Pamela Zimmermann. „Sie ist konstruktiv und bereichert mich.“
Seit fünf Jahren arbeitet sie inzwischen in der Frauenberatungsstelle in Kiel-Mettenhof im Bereich „Psychosoziale Beratung“.
Gegründet wurde die Einrichtung, die für jede Hilfe suchende Frau eine kostenlose Beratung anbietet, bereits 1984. „Damals gab es in Kiel zwar schon ein Frauenhaus, eine Beratungsstelle und einen Notruf für Frauen, die Gewalt erfahren haben, aber keine allgemeine psychosoziale Frauenberatungsstelle wie in größeren Städten“, erinnert sich Diplom-Pädagogin Gabriele Schiedeck, eine der Gründerinnen. „Wir wollten die Einrichtung bewusst in Mettenhof eröffnen, einem sozialen Brennpunkt, wo Hilfe am nötigsten ist. Doch mittlerweile kommen Frauen aus ganz Kiel und Umgebung zu uns.“
Direkt am Kurt-Schumacher-Platz, zu Füßen des Weißen Riesen, befinden sich die hellen, einladenden Räumlichkeiten in einem Mehrfamilienhaus. Die acht Teilzeitarbeitskräfte teilen sich einen Gruppenraum, zwei Beratungsräume und zwei Büroräume mit Beratungsmöglichkeit. Der zweite Hauptbereich neben der Psychosozialen Beratung, die sich unter anderem an Frauen mit Depressionen, Partnerschafts- oder Erziehungsproblemen richtet, stellt die Beratung bei Essstörungen dar.
Außerdem gibt es viele weitere Bereiche, wie die Schwangerenkonfliktberatung oder die Unterstützung für Migrantinnen. „Die Einrichtung ist mit den Bedürfnissen der Frauen gewachsen“, erzählt Gabriele Schiedeck. „Gern würden wir die Räumlichkeiten vergrößern und eine weitere Stelle schaffen, um dem hohen Bedarf gerecht zu werden.“
Insbesondere für die Beratung bei Essstörungen gibt es lange Wartelisten. Landesweit ist die Beratungsstelle in Kiel die einzige, die sich schwerpunktmäßig mit dieser Problematik beschäftigt. Finanziert wird die Einrichtung von der Stadt Kiel und vom Land Schleswig-Holstein. Jedes Jahr müssen neue Anträge gestellt werden. „Die Arbeit gibt mir so viel wieder“, sagt Pamela Zimmermann. „Den Genesungsprozess der Frauen mitanzuschauen, ist der größte Ansporn für mich. Und natürlich die Arbeit im Team – wir ergänzen uns gegenseitig sowohl persönlich als auch fachlich.“
Kerstin Klostermann
Frauenberatungsstelle/Eß-o-Eß, Kurt-Schumacher-Platz 5, Kiel, Tel.: (0431) 52 42 41, www.frauentreff-essoess.de
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