Einen Tag nach der derben 6:1 Niederlage in Bremen, herrscht Katerstimmung in Kiel. Die Störche stehen mit momentan 25 Punkten auf dem 19. Tabellenplatz und müssen in den nächsten Spielen dringend Punkte sammeln, um am Ende der Saison nicht abzusteigen. Das nächste Punktspiel lässt indes nicht lange auf sich warten. Bereits am Samstag sind die Kieler zu Gast in Jena.
Mit einem Sieg könnten die Störche einen großen Schritt Richtung sicheren Tabellenplatz machen.
Niederlage in Bremen
KSV-Cheftrainer Christian Wück wirkte noch 14 Stunden nach der deutlichen 6:1-Niederlage bei Werder Bremen II sichtlich niedergeschlagen. Auf leisen Sohlen erschien er zum Pressegespräch und widmete sich vom Schlafmangel gezeichnet den Fragen der erschienenen Journalisten. „Die Nacht war sehr kurz. Nach so einem Spiel geht einem schon einiges durch den Kopf“, so Wück. Viele Fragen gab es nicht, Erklärungsversuche blieben allgemeiner Natur. Vielmehr herrschte Enttäuschung auf allen Seiten. Die spielerischen Mängel waren zu offensichtlich, die Gründe für eine derart desolate Leistung weniger. Dass sich solch ein Debakel nicht wiederholen darf und (hoffentlich) ein einmaliger Ausrutscher bleibt, schien selbstverständlich.
Gefühlter Aufwärtstrend unterbrochen
Ob dieses Selbstverständnis tatsächlich der Realität entspricht, werden die nächsten Spiele zeigen. Eins steht jedoch fest: Trotz zweier guter Spiele in Burghausen und Ingolstadt, der gefühlte Aufwärtstrend wurde jäh unterbrochen, und die Fakten sprechen eine andere Sprache: vorletzter Tabellenplatz, zweite Niederlage auswärts in Folge und erstmals einer Mannschaft in allen Belangen deutlich unterlegen. Dass die Fakten und Ergebnisse schon öfter in dieser ersten Drittligasaison gegen Holstein Kiel sprachen, obwohl die Leistung gestimmt hatte, war dem Holstein-Anhang aus dem ein oder anderen Spiel bekannt, aber nicht dieses unkonzentrierte und teilweise undisziplinierte Auftreten der Spieler. „Es war eine geschlossen schlechte Mannschaftsleistung, in der einzelne Spieler nicht gut funktioniert haben, dabei dachte ich, die Mannschaft wäre in sich auf eine Weise geschlossen, dass so etwas nicht passieren kann“, argumentierte Trainer Christian Wück und sprach weiter von einem Tiefschlag – nicht von Rückschlag.
Spiel gegen Jena am Samstag
Laut Christian Wück würde jeder Holstein-Akteur lieber heute als Morgen antreten, um die desolate Leistung wieder gut zu machen. Der Plan sieht anders aus: Am Freitag wird um 9 Uhr trainiert, danach machen sich die Störche auf den Weg nach Jena. Dort müssen unbedingt drei Punkte her. Die Jenaer befinden sich auf einem sicher wirkenden Tabellenplatz zwölf – sechs Punkte mehr auf dem Konto als Holstein. Erneut ein sechs-Punkte-Spiel: Bei einem Sieg ist der Anschluss ans Mittelfeld wiederhergestellt, bei einer Niederlage drohen Mannschaften oberhalb der Abstiegsränge davonzuziehen. Ob Christian Wück erneut ähnlich offensiv wie in Bremen gegen Jena antreten wird, ließ er heute offen. Auch personelle Veränderungen kündigte Trainer Wück noch nicht direkt an, schloss sie aber auch nicht aus. Marco Stier, der überraschend am Mittwoch in der Startelf stand, konnte seine Chance nicht nutzen. „Marco hat im Training letzte Woche gezeigt, was er kann. Leider konnte er das im Spiel nicht umsetzen“, so Wück. „Bei einem 3:0 nach gerade mal 23. Minuten kann jedoch jeder froh sein, dass er nicht ausgewechselt worden ist“, bezog der Trainer die Kritik auf die gesamte Mannschaft. Zweikampfstärke, Disziplin, Selbstvertrauen und eine in sich geschlossene Mannschaft gilt es nun am Samstag zu zeigen. „Die Mannschaft hat den nötigen Charakter, um zu zeigen, was in ihnen steckt“, blickt Cheftrainer Wück erwartungsvoll in die Zukunft und gibt seiner Mannschaft weiteren Kredit.
Verhältnis Mannschaft und Fans intakt
Dies wünschen sich Verein und Mannschaft natürlich auch von den treuen Holstein-Fans. Gut 200 waren nach Bremen gefahren und zeigten während und nach der Niederlage deutlich ihren Unmut, worauf die Spieler nach Abpfiff nicht wie gewohnt in die Fan-Kurve kamen. Laut Holstein-Medienkoordinator Patrick Nawe seien Missstimmungen zwischen Team und Anhang mittlerweile ausgeräumt, beide Teile hätten sich nach diesem Schock ihres Frustes entledigen müssen. Der Verein setzt am Samstag auch auf die Unterstützung der Fans. Der Zug Richtung Thüringen startet bereits um 3:30 Uhr in der Früh. Weitere Informationen hierzu gibt es auf www.holstein-kiel.de.
Voraussichtliche Aufstellung:
Frech – Lamprecht, Schyrba, Müller, Schulz – Schüßler, Jerat, Nouri, Holt – Sykora, Cannizzaro.
Julia Borrmann