Es war das letzte Liga-Spiel der Saison: Holstein Kiel empfing am Samstag Nachmittag die Mannschaft zwei aus Dortmund. Die Überschrift im Vorfeld hätte lauten können: Not gegen Elend. Denn beide Vereine stehen als Absteiger in die vierte Liga fest, spielten eine schlechte Saison. Nun hieß es, sich würdevoll aus der dritten Liga zu verabschieden.
Vor allem für die Kieler Störche, die am Freitag im SHFV-Pokalfinale noch auf Erzrivalen VfB Lübeck treffen.
Holstein-Trainer Christian Wück experimentierte vorm wichtigen Pokalfinale nochmals im Kader und so bekam Fynn Gutzeit Gelegenheit von Beginn an sein Talent zu beweisen. Auf der Bank saßen die jungen Hoffnungsträger Dominic Balcer und Paul Camps.
Beide Mannschaften starteten am kühlen Samstag Nachmittag in ihr letztes Saisonspiel. Die Zuschauer saßen teilweise noch nicht mal auf ihren Plätzen, da bekam Kiel gleich die erste Chance: Francky Sembolo passt auf Fiete Sykora, dieser schickt den Ball weiter zu Christopher Lamprecht, der auf der Außenseite zum freien Schuss kam. 1:0 nach gerade mal sechs Minuten. Weder Dortmund, noch Kiel spielte ein attraktives Spiel, jedoch zeigte sich, dass beide Mannschaften befreit aufspielen konnten. Der Druck von den Schultern war genommen, schließlich stehen beide als Absteiger fest. Sechs Minuten nach dem frühen Führungstreffer dann eine weitere gefährliche Chance für Kiel: Wieder ist Fiete Sykora der Vorbereiter, doch diesmal für Tim Siedschlag. Dieser steht völlig frei vor Dortmunds Torwart Focher, umspielt den Keeper und macht das Tor zum 2:0. Frenetischer Jubel sowohl bei den Spielern, als auch bei den knapp 2200 Fans. Mit einer sicheren 2:0 Führung nach gerade mal 12 Minuten schien das Maß an Glück voll, doch weit gefehlt. In der 32. Minute passt der laufstarke und engagierte Francky Sembolo auf Wirbelwind Florian Meyer, der den Ball aus der linken Ecke ins Netz schiebt. 3:0 nach der ersten Halbzeit! Wer hätte gedacht, dass Holstein Kiel doch in der Lage ist ein Spiel nach 45 Minuten so offensichtlich zu beherrschen?! Schade, dass diese Seite der KSV Holstein zu spät kam.
Zweite Halbzeit
Die Ansprache des Gäste Coach Theo Schneider schien gefruchtet zu haben. Nachdem sich seine Mannschaft in der ersten Halbzeit vorführen ließ, kamen die Dortmunder tonangebend aus der Kabine zurück. Holstein ließ sich teilweise zu sehr nach hinten fallen und ließ den Gästen zu viel Platz. Dies war auch der Fall in der 54. Minute: Nach einem Pass von Boztepe auf Ginczek steht dieser frei vor Michael Frech. 3:1. Kiel erspielte sich mehr und mehr Torchancen und Francky Sembolo hätte theoretisch der Torschütze des Tages werden müssen. Spätestens nachdem in der 73. Minute der Kongolese frei im Strafraum steht. Doch anstatt das Ding einfach rein zumachen, wartet dieser ab. Dortmund klärte. Die Sicherheit, die Kiel in der ersten Halbzeit an den Tag legte, bröckelte zunehmend und so schien ein weiterer Treffer für die Gäste vorhersehbar. Dortmunds Nummer 10 Boztepe erzielte in der 77. Spielminute ein schönes 3:2, nachdem sein Mannschaftskollege den Ball vor Sven Boy sichern konnte und präzise zupasste. Somit wurde es noch mal ausgesprochen spannend im Holstein-Stadion, was sich in den letzten Spielminuten noch zu einem Saisonfinal-Krimi entpuppte. Die hohe Führung der Kieler wurde dann in der 90. Spielminute völlig zu Nichte gemacht: Schiedsrichterfrau Bibiana Steinhaus entschied auf Elfmeter, nachdem Marc Heider im Strafraum Boztepe unschön foulte. Der Elfer wurde schwach geschossen vom Dortmunder Uwe Hünemeier, doch konnte dieser den Sieg gegen Torwart Frech einfahren. 3:3 Unentschieden nach der regulären Spielzeit. Kopfschütteln wohin man sah. Die Euphorie der ersten Halbzeit auf Kieler Seite wurde binnen kürzester Zeit von den Dortmunder vernichtet. Jedoch verdient. Beide Mannschaften zeigten Schwächen und Stärken, blieben im Großen und Ganzen auf Augenhöhe. Sich mit einem Punkt schon abfindend, verließen einige Zuschauer betrübt das Stadion, als es in der 92. Minute noch den unerwarteten, aber so heiß ersehnten und erwünschten Siegtreffer auf der Seiten der Kieler Störche gab: Nach Freistoß von Siedschlag, klärt Dortmund Keeper Forcher zur Ecke, die Michael Holt ausführte. Chaos im Strafraum machte sich breit, als dann plötzlich Christopher Lamprecht mit einem Knaller den Ball ins Netz schießt. So hieß es 4:3 für Holstein Kiel, nach einer packenden Endphase. Der Abschied aus der Saison 2009/2010 hat somit geklappt und Selbstvertrauen für das kommende Pokalfinal Spiel gegen Lübeck am 14. Mai wurde getankt.
Holstein Kiel: Frech - Siedschlag, Boy, Rohwer (73. Schulz), Gutzeit (57. Camps) - Lamprecht, Müller, Sykora, Meyer (57. Meyer) - Sembolo, Holt
Tore: 1:0 Lamprecht (6.), 2:0 Siedschlag (12.), 3:0 Meyer (32.), 3:1 Ginczek (54.), 3:2 Boztepe (76.), 3:3 Hünemeier (90., Foulelfmeter), 4:3 Lamprecht (92)
Schiedsrichterin: Steinhaus (Hannover)
Zuschauer: 2202