Seit „Fairytale gone bad“ aus dem Jahr 2006 gehören die Jungs von Sunrise Avenue zur absoluten Topliga im Musikbusiness. Jetzt schlagen sie einen neuen Pfad ein und zeigen ihre Songs im kreativen Bigband-Outfit. KIELerLEBEN traf Frontmann Samu Haber in der Sparkassen-Arena-Kiel und sprach mit ihm über das Tourleben, das geplante Album und die neue Show. KIELerLEBEN: Mit der Tour „Big Band Theory“ wagt ihr euch auf ganz neues Terrain. Wie seid ihr auf die Idee gekommen?
Samu Haber: Wir wurden von einem Sender aus Frankfurt gefragt, ob wir Lust hätten, eine Show mit ihrer Bigband zu spielen. Dabei hatten wir viel Spaß. So kamen wir auf die Idee, eine komplette Bigband-Tour zu machen. Jetzt werden wir mit insgesamt zehn Musikern auf der Bühne stehen.
War es eine Herausforderung eure Songs so zu gestalten, dass sie zu eurem neuen Tourmotto passten?
Auf jeden Fall. Es wäre ja langweilig, wenn man einfach nur die alten Songs nimmt und ein paar Bläser dazu spielen lässt. Wir mussten es schaffen, eine richtige Swing- oder Rockabillyversion der Songs zu kreieren. Dadurch, dass wir jedoch alle schon in den unterschiedlichsten Bands gespielt haben, war es leichter als gedacht. Aber natürlich mussten wir üben, üben, üben …
Gibt es ein Song, den du in der neuen Version lieber magst als in der „normalen“?
Ja und Nein. Natürlich ist es toll, Songs wie „Fairytale gone bad“, den wir jetzt seit 2006 rauf und runter spielen, in einer neuen Version zu hören. Grundsätzlich macht es aber einfach total Spaß, kleine Bluesbrother-Sequenzen in die Songs zu legen oder einen auf Ricky Martin zu machen. Ich find aber beide Versionen super.
In Helsinki waren die Leute begeistert von eurer neuen Show und haben euch mit „Standing Ovations“ gefeiert. Hast du Angst vor den Reaktionen hier in Kiel?
Nein. Bis jetzt sind wir hier noch nie enttäuscht worden. Wenn wir gleich noch ein bisschen proben und nachher auf der Bühne alles geben, wird es eine große Party werden. Das deutsche Publikum geht immer super mit.
Hast du denn trotzdem Lampenfieber?
Immer. Wenn das nicht mehr so wäre, würde ich aufhören, auf die Bühne zu gehen. Diese Aufregung macht für mich 50 Prozent des Auftritts aus.
Hast du ein Ritual, um diese Aufregung zu bekämpfen?
Nein. Zwar hilft die alltägliche Routine, wie die Interviews oder der Soundcheck, sich nicht zu sehr auf die Aufregung zu konzentrieren. Ein bisschen Lampenfieber gehört einfach dazu. Es ist ja keine Angst vor dem Auftritt, sondern hilft sogar auf der Bühne alles zu geben.
Heute habt ihr in der Sparkassen-Arena einen Auftritt vor über 2000 Leuten. Ihr spielt aber auch in kleinen Clubs in sehr intimer Atmosphäre. Was magst du lieber?
Ich finde es toll, dass wir alles machen können – Auftritte in kleinen Clubs, Akustik-Shows, große Festivals und riesige Hallen, das bedeutet für uns Abwechslung. Jeder Tag bringt etwas Neues mit sich.
Sunrise Avenue ist eine Band, die sehr viel unterwegs ist. Sehnt man sich da nicht nach einem ruhigeren Leben, in dem man seine Freunde und seine Familie öfter sehen kann?
Natürlich ist man manchmal müde oder vermisst seine Familie, wenn man auf Tour ist. Es gibt Freunde, die ich seit zwei oder drei Jahren nicht mehr gesehen habe. Aber ich erinnere mich immer wieder daran, dass es ein Wunder ist, was wir hier erleben. Ich bin mit meinen besten Freunden unterwegs, wir singen unsere Songs und überall machen die Leute mit. Und man darf auch nicht vergessen, dass das jeden Tag wieder vorbeigehen könnte. Außerdem fühlt es sich bei echten Freunden auch noch nach einem Jahr so an, als hätte man sich das letzte Mal vor ein paar Tagen gesehen.
Was war der beste Moment, den du auf der Bühne erlebt hast?
Ich bin ein totaler Eishockeyfan und in Helsinki gibt es ein großes Stadion, in dem meine Lieblingsmannschaft immer spielt. Dort sind schon Größen wie Bon Jovi oder Metallica aufgetreten. Es war immer ein großer Traum von mir, auch an so einem Ort spielen zu dürfen. In Düsseldorf ist das dann wahr geworden. Es waren 8000 Leute da, ich war allein auf der Bühne und habe „Welcome to my life“ gespielt. Das war ein sehr intensiver Moment. Aber bei über 1000 Shows ist es wirklich schwer zu sagen, welches das beste Erlebnis war.
Heute ist nicht euer erstes Mal in Kiel, sondern ihr ward schon viele Male hier. Was verbindest du mit unserer schönen Fördestadt?
Hier ist es fast wie in Helsinki: Die Stadt ist am Meer, nicht zu groß und manchmal ein bisschen kühl. Es fühlt sich ein wenig an wie zu Hause. Ich mag das sehr.
Sind die Kieler denn wie die Finnen?
Also, sie sprechen viel mehr deutsch (lacht). Ich denke, Deutsche und Finnen sind sich sehr ähnlich. Wir haben ein ähnliches Staatssystem, akzeptieren andere Religionen und können die Kreditkarte benutzen, ohne Angst zu haben, dass wir betrogen werden. Aber ich glaube, das Wetter ist ein wenig besser in Kiel und es wird besser Fußball gespielt und natürlich schlechter Eishockey.
Kommen wir zu eurem Leben, wenn ihr nicht auf Tour seid. Ihr arbeitet gerade hart an eurem neuen Album. Weißt du schon, wann ihr es rausbringen werdet?
Das ist eine gute Frage … Ich hoffe, dass wir es im Oktober veröffentlichen können, aber es gibt noch viel mit unserer Plattenfirma Universal zu klären.
Was können wir von der neuen Platte erwarten?
Es wird natürlicher werden, mit mehr Gitarren und generell mehr Instrumenten in den Songs. Aber der Stil von Sunrise Avenue wird auf jeden Fall klar erkennbar bleiben: Es bleibt die gleich Welt wie „Fairytale gone bad“ oder „Hollywood Hills“.
Letzte Frage zum Abschluss: Beschreib die „Big Band Theory“ in drei Worten.
Eine organisierte Chaosexplosion.