Seit dem 1. Oktober hat Kiel ein neues Markenzeichen direkt an der Wasserkante: das neue Terminalgebäude am Schwedenkai. Zugleich ist es ein Symbol für die wirtschaftliche Zukunft von Kiels Seehafen: Es soll hoch hinaus gehen.
Es geschieht nicht häufig, dass Politiker der beiden großen deutschen Volksparteien CDU und SPD einer Meinung sind. Am 1. Oktober war ein solcher Tag. Das Terminalgebäude des neuen Schwedenkai wurde knapp zwei Jahre nach dem ersten Spatenstich feierlich eingeweiht. „Das Gebäude hat das Zeug, das neue Wahrzeichen für die Landeshauptstadt zu werden“, sagte Ministerpräsident Peter Harry Carstensen, bevor Kiels Oberbürgermeister Torsten Albig zustimmend anfügte: „Das neue Terminalgebäude ist ein architektonisches Highlight und ein weithin sichtbares Zeichen für den guten Kurs von Kiel und seinem Seehafen.“
Das neue Terminalgebäude am Schwedenkai: 46 Meter hoch thront es mit seinen 13 Stockwerken an der Kieler Förde. Der Blick vom Dach ist erhabend: gen Norden auf die offene Kieler Förde und in die übrigen Himmelsrichtungen über die Dächer der Landeshauptstadt. Ein wahrer Höhepunkt ist diese neue Art Terminalgebäude – innen wie außen: Innen sind in den ersten vier Etagen die Abfertigungseinrichtungen für Fracht und Passagiere der Stena-Line-Fähre nach Göteborg untergebracht. Darüber bis zum 13. „Deck“ Büroflächen für Mieter wie Stena Line oder die Seehafen Kiel GmbH. Außen fällt das weiße Band auf, das den unteren Terminalteil, der fast bis an die Wasserkante reicht, mit dem Bürogebäudeteil oben verbindet. Und wenn die Kieler künftig von einem neuen Wahrzeichen sprechen, ist vor allem dieser obere Gebäudeteil gemeint: Leicht nach Osten geneigt „erinnert er an Schiffsaufbauten moderner Fähren“, so der Architekt Ulrich Gremmelspacher.
Für Kiel und seinen Seehafen ist dieser dynamische Ausdruck in der Architektur zugleich Symbol, da er Vergangenheit und Perspektive bekräftigt: Es geht hoch hinaus. Der Seehafen Kiel konnte im Jahr 2010 seine Position als größter deutscher Kreuzfahrthafen weiter ausbauen. 340.000 Passagiere gingen bei 126 Anläufen in Kiel an und von Bord. Rostock und Warnemünde folgen mit etwa der gleichen Zahl abgefertigter Seereisender – jedoch gemeinsam. Auch im Frachtbereich ging es in den Jahren nach der globalen Wirtschaftskrise im Kieler Seehafen wieder steil bergauf. Wurden im Jahr 2008 insgesamt nur 1,5 Millionen Tonnen umgeschlagen, waren es im ersten Halbjahr 2010 bereits 2,7 Millionen Tonnen. Und berücksichtigt man, dass auf der Fährlinie Kiel-Göteborg durch die beiden neuen Fähren, die Stena Germanica III ist bereits seit dem 3. September im Einsatz, Kapazitäten für das doppelte Ladevolumen entstehen, wird deutlich, dass auch im Jahr 2011 die Zeichen auf deutliches Wachstum stehen.
Mit der Fertigstellung des ausdrucksstarken Neubaus am Schwedenkai als Höhepunkt in doppelter Hinsicht ist die zukünftige Ausrichtung des Kieler Seehafens vorerst abgeschlossen. Die Fördestadt verfügt mit Ostsee-, Schweden- und Norwegenkai über drei hochmoderne Passagierterminals für Fähr- und Kreuzfahrtschiffe. Und dass der Kieler Seehafen kräftiger pulsiert als je zuvor, belegt auch die Wiederaufnahme der Bahnschienen auf dem Westufer, wo jeden Morgen ein Güterzug Richtung Bollhörnkai rollt und dort Fracht von der Schiene auf die Fähre verladen wird. Die Kreuzfahrtsaison wird 2011 im Übrigen einen Monat länger dauern als 2010, bedeutet mehr Schiffsanläufe und an die 400.000 Kreuzfahrtgäste. Rechtzeitig wird dann auch im Frühjahr die Besucherterrasse mit Gastronomie und Blick auf die Kieler Förde fertiggestellt und eröffnet sein. Dann können auch Kieler und Gäste der Landeshauptstadt hoch hinaus. Aber nicht allzu hoch – die Besucherterrasse ist in Höhe der fünften Etage auf dem Dach des Abfertigungsgebäudes. (ole)