Ein traumhafter Ausblick – und das jeden Tag. KIELerLEBEN hat einem Dachdecker bei seiner Arbeit auf den Dächern der Stadt über die Schulter gesehen.
Stufe für Stufe geht es enge Metallleitern hinauf, von Gerüstebene zu Gerüstebene. Der Wind wird mit zunehmender Höhe immer stärker. Oben angekommen, pustet er gewaltig um die Ohren der Dachdecker. Vor ihnen liegt ein schon halb eingedecktes Dach, an dem heute die letzten Handgriffe gemacht werden sollen. Beherzt packen die Männer an, platzieren die letzten Dachpfannen und machen sich sogleich an den Einbau der Dachfenster.
„Es ist schon ein toller Beruf“, findet Christian Otten. Der 27-Jährige ist seit zehn Jahren Dachdecker und ist für die Leitung der Baustelle an einem Mehrfamilienhaus in Flintbek zuständig. „Jede Baustelle ist anders, man trifft die verschiedensten Menschen, und jede Wetterlage bringt neue Herausforderungen mit sich“, beschreibt er seinen Beruf. Die Männer sind froh, dass sie heute arbeiten können. „Ab Windstärke zehn gehen wir aus Sicherheitsgründen nur bei Notfällen aufs Dach, da es sehr gefährlich ist.“ Auch bei Gewittern ist das Risiko zu hoch.
Ansonsten hat sich in Sachen Sicherheit einiges getan. Früher passierten noch häufiger Unfälle, durch die der Beruf des Dachdeckers allgemein als gefährlich galt. Heute ist durch Absperrgitter oder Gurte für das gefahrlose Arbeiten auf dem Dach gesorgt. Natürlich ist es hierbei auch wichtig, dass die Dachdecker teamfähig sind und sich aufeinander verlassen können. „Das und Belastbarkeit sind die wichtigsten Eigenschaften, die man für diesen Beruf mitbringen sollte. Und man muss natürlich schwindelfrei sein“, fügt der 27-Jährige mit einem Augenzwinkern hinzu.
Besonders im Sommer genießen Christian Otten und seine Kollegen ihren Beruf, wenn es bei bestem Wetter auf die Dächer Kiels geht. „Insbesondere in Wassernähe ist es toll, wenn wir in den Morgenstunden anfangen und so die schönsten Sonnenaufgänge zu sehen bekommen“, erzählt der Dachdecker. „Da machen wir auch gerne mal die Mittagspause direkt auf dem Dach und genießen den schönen Ausblick.“ Die spannendste Baustelle dieser Art hatte der 27-Jährige, als das Dach einer Kirche ausgebessert werden musste. „In etwa 40 Metern Höhe bei strahlendem Sonnenschein Naturschieferplatten auszuwechseln, das bleibt schon in Erinnerung“, sagt der Fachmann.
Über 150 Dächer hat der sympathische Kieler in den zehn Jahren bereits gedeckt. Doch nicht nur die fachgerechte Montage von Dachpfannen, wie bei der heutigen Baustelle, zählen zu seinen Aufgabengebieten. Auch Schweißarbeiten bei Flachdächern und das Einbauen von Wohnfenstern sind häufige Einsatzbereiche. „Gerade bei Letzteren erlebt man hin und wieder doch ein paar lustige Situationen“, erinnert sich Christian Otten lachend. „Zum Beispiel, wenn man Schlafzimmerfenster einbaut und die Bewohner vorher gewisses ,Spielzeug‘ nicht weggeräumt haben.“
Dana Wengert