Die Kielerin Nora Pempel setzt sich dafür ein, Reboarder in Deutschland bekannter zu machen. Die rückwärtsgerichteten Autositze können bei Frontalunfällen Kinderleben retten.
Eltern sollten das Leben ihrer Kinder so gut wie möglich schützen“, sagt die 32-jährige Nora Pempel. Deshalb machte sie sich für ihre neun Monate alten Zwillinge Hannah und Anton auf die Suche nach sicheren Kindersitzen fürs Auto. Bei ihrer Internetrecherche im August 2012 stieß sie auf das Forum des Reboard-Kindersitze e.V. „Ich wusste gar nicht, was Reboarder sind. Bei Google gab es nur wenig Infos“, erzählt die dunkelhaarige Kielerin. Sie erfuhr, dass es sich dabei um rückwärtsgerichtete Kindersitze handelt. Reboarder kommen aus Schweden, wo 90 Prozent aller Kinder rückwärts fahren. Das ist fünfmal sicherer als in Fahrtrichtung. Nora Pempel erklärt: „Ein Kinderkopf ist überproportional groß. Er macht 25 Prozent des Gewichtes aus. Bei einem Frontalcrash wird der Kopf nach vorne geschleudert, was zu schlimmen Verletzungen der Halswirbelsäule führen kann. In einem Reboarder wird der Kopf hingegen in den Sitz gedrückt und von diesem geschützt.“
Gemeinsam mit ihrem Mann Mike wollte sich die junge Mutter auch live von den Kindersitzen überzeugen. Es gab zu dem Zeitpunkt jedoch nur zwei Händler in Deutschland – einen in Flensburg und einen in der Nähe von Dortmund. Also fuhr das Paar nach Flensburg und baute die Sitze zur Probe ins Auto ein. „Das war zwar aufwändiger als bei den Standardsitzen, aber die Stabilität hat uns begeistert.“ Anfang 2013 beschloss Nora Pempel, dem Reboard-Kindersitze e.V. beizutreten und durch ehrenamtliche Aufklärungsarbeit zu unterstützen. „In Deutschland weiß kaum jemand, wie gefährlich die Vorwärtsfahrt für Kinder unter vier Jahren werden kann – das möchte ich gern ändern“, sagt sie mit fester Stimme. Regelmäßig informiert sie andere Eltern im Internetforum des Vereins und auf Messen in der ganzen Bundesrepublik.
Doch sie wollte noch mehr erreichen. Kurz nach der Geburt ihres dritten Kindes im April 2013 machte sie sich mit dem Vertrieb von Reboardern selbstständig. Erst nur als Wohnzimmerhändlerin, ein Jahr später mit eigenem Geschäft in Suchsdorf. „Ich hätte nie gedacht, dass ich mal Kindersitze verkaufe“, sagt die studierte Sozialpädagogin schmunzelnd. Neben ihrer Arbeit im Laden gibt sie Kurse für Mütter in der Hebammenpraxis Jana Puls in Kronshagen – und ist mit ganzem Herzen selbst Mutter. Den Spagat zwischen Beruf und Familie meistert sie durch ihre Leidenschaft. „Ich habe einfach Spaß und bin überzeugt von dem, was ich tue“, erklärt sie. Ihr Einsatz für den Reboard-Kindersitze e.V. trägt bereits Früchte. Vor zwei Jahren gab es nur zwei Hersteller der rückwärts gerichteten Sitze, heute sind es acht. Auch die Händlerzahl wächst stetig. Das ist unter anderem der guten Aufklärungsarbeit der Vereinsmitglieder zu verdanken. Nora Pempels ehrgeiziges Ziel: Sie möchte gern dahin kommen, wo Schweden jetzt schon ist. Dort ist seit 40 Jahren kein Kind, das in einem Reboarder saß, tödlich verunglückt.
Weitere Infos:
Lütte Fördekieker
Nora Pempel
Rungholtplatz 5, Kiel
Tel.: (0431) 70 55 39 39
www.luettefoerdekieker.de, www.reboard-kindersitz.info
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