Ein fremdes Land, eine unbekannte Sprache und eine neue Kultur – Migranten stehen vor vielen Herausforderungen. Die Zentrale Bildungs- und Beratungsstelle für Migrantinnen und Migranten in Schleswig-Holstein, ZBBS e.V., hilft Zuwanderern aller Nationen.
In einen dicken Mantel gehüllt, steht Siran auf der Gablenzbrücke und blickt über die Kieler Förde. Das Haar der jungen Frau weht im Wind. „Ich liebe die Weite der Förde und das Gefühl der Freiheit, das ich hier habe“, sagt sie verträumt. Mit 21 Jahren musste Siran aufgrund politischer Unruhen aus ihrem Heimatland Armenien flüchten. In Deutschland angekommen, fand sie Hilfe bei Katrin Eichhorn und Ute Afane von der ZBBS e.V., der Zentralen Bildungs- und Beratungsstelle für Migrantinnen und Migranten in Schleswig-Holstein am Sophienblatt 64a. Gerade hat sie sich von den beiden verabschiedet und ihnen für ihre Hilfe gedankt. „Als ich nach Deutschland kam, konnte ich die Sprache nicht sprechen und hatte keinen Schulabschluss“, sagt sie rückblickend. „Aber ich wollte nicht untätig zu Hause sitzen und auf mein Asylverfahren warten, sondern arbeiten und unabhängig sein. Das geht nur, wenn man die Sprache beherrscht und einen Schulabschluss hat. Dabei haben mir Katrin und Ute geholfen.“Die 1985 von Migranten für Migranten gegründete ZBBS unterstützt Zuwanderer aller Nationen mit und ohne Pass bei ihrer sozialen, kulturellen und beruflichen Integration. Heute bietet die ZBBS unterschiedliche Bildungs- und Beratungsangebote. „Im Programm haben wir Deutschunterricht und Kurse zum Lesen- und Schreibenlernen. Außerdem beraten wir bei aufenthaltsrechtlichen Fragen und stehen unseren Teilnehmern bei ihrem Asylverfahren bei“, erklärt Katrin Eichhorn. „Wir möchten ihnen eine neue Lebensperspektive zeigen.“ Sie selbst betreut das Projekt Be In, Beratung und Begleitung der beruflichen Integration von jungen Flüchtlingen. Hier werden die berufliche Möglichkeiten mit den Teilnehmern besprochen und ihnen bei der Anerkennung von Schulabschlüssen geholfen.
Nachdem Siran ihre Aufenthaltserlaubnis bekommen hatte, nahm die junge Frau an der MigrationsBeratung für Erwachsene Zuwanderer, MBE, bei Ute Afane teil, die ihr zum Beispiel beim Umgang mit Behörden wie dem Jobcenter und der Ausländerbehörde half.
Das ZBBS-Projekt SprungChance hingegen bietet über ein Jahr lang neben dem Schulunterricht zum Beispiel psychologische Beratung, Computerkurse, Ausflüge und Kochabende für junge Flüchtlinge zwischen 16 und 27 Jahren an. „Die Kochabende haben mir Spaß gemacht, weil ich dort tolle Einblicke in andere Kulturen erhalten habe“, erzählt die heute 25-jährige Armenierin.
Dank der ZBBS-Projekte, die unter anderem auch durch ehrenamtliche Mitarbeiter betreut werden, konnte Siran erst den Haupt- und dann den Realschulabschluss nachholen. „Wir sind dankbar für alle Freiwilligen, die uns unterstützen“, sagt Katrin Eichhorn. „Ich würde mir wünschen, dass unsere Arbeit gar nicht nötig wäre. Migranten sollten nicht aufgrund ihrer Herkunft, sondern aufgrund ihres Könnens beurteilt werden.“
Diesen Wunsch hat auch Siran. Nach ihrem Realschulabschluss hat sie unzählige Bewerbungen geschrieben – letztendlich hatte sie Erfolg. Im August wird sie eine Ausbildung zur Bürokauffrau beginnen. „Ich habe es endlich geschafft. Jetzt kann ich mir meinen Traum von Freiheit und Unabhängigkeit erfüllen“, sagt sie stolz und lässt ihren Blick noch einmal über die Förde gleiten.
Wie kann ich helfen?
Die ZBBS sucht Spenden für Lehrmittel und Prüfungsgebühren.
Kontoinhaber: ZBBS e.V.
Stichwort: Flüchtlinge unterstützen
Kontonummer: 10 50 74 66
Bankleitzahl: EDG Kiel – 210 602 37
Außerdem freut sich die ZBBS über die Bereitstellung von Praktikums- und Ausbildungsplätzen.