Ein volles Haus erwartet den Besucher in der Kunsthalle Kiel. Mit der Eröffnung der Ausstellung „Archiv Utopia“ am vergangenen Samstag werden nun wieder alle Ausstellungsräume bespielt.
Die Ausstellung „Archiv Utopia. Das Brasília-Projekt von Lina Kim und Michael Wesely“ widmet sich dem Thema Fotografie. Die beiden Künstler, die im Vorfeld der Ausstellungseröffnung in der Kunsthalle zu Gast waren, setzen sich thematisch mit Brasiliens Hauptstadt Brasília auseinander. 1956 erfolgte der erste Spatenstich für die Hauptstadt, vier Jahre später wurde Brasília, noch im Zustand einer Baustelle, eingeweiht. In der am Reißbrett entworfenen Stadt spiegelt sich der Wunsch wider, eine ideale Stadt zu realisieren. Bis heute erscheint sie eher eine architektonische Legende denn ein realer Ort zu sein.
Die Künstler Kim und Wesely haben sich von 2003 bis 2010 auf eine Reise in die Gegenwart und die Vergangenheit Brasílias begeben und den Mythos ebenso wie den realen Ort erkundet. Als Ergebnis dieser Spurensuche stehen in der Ausstellung 32 großformatige Langzeitbelichtungen 300 kleinformatigen, historischen Aufnahmen gegenüber. Das Verfahren der Langzeitbelichtung mit analogem Filmmaterial erinnert an die Frühzeit der Fotografie. Durch Belichtungszeiten von zwölf Stunden entstanden diffuse Lichtverhältnisse, die den utopischen Charakter des Ortes unterstreichen. Die Menschenleere und die grundsätzliche Schattenlosigkeit lassen die Bilder künstlich erscheinen und spiegeln so die Ungreifbarkeit des Ortes wider.
Für den Blick in die Vergangenheit sichteten Kim und Wesely zusammen mit ihrem Team in den Archiven 100.000 Negative, wobei diese Arbeit von zufälligen Begegnungen, Hinweisen und Fundstücken geprägt war. „Du bekommst nach langer Suche einen Umschlag mit Negativen, in dem neben der gesuchten Aufnahme noch 30 andere Bilder enthalten sind“, beschreibt Michael Wesely die Archivarbeit. Bevor das Material digitalisiert werden konnte, war eine Restaurierung der teilweise stark vergilbten Bilder nötig. Bei einem gemeinsamen Rundgang durch die Ausstellung ergänzt der Künstler: „Unser erklärtes Ziel war es, den Bildern ihre Würde zurückzugeben.“ Die historischen Aufnahmen vermitteln einen Eindruck von den Ausmaßen des Mammut-Projektes, eine Großstadt im Nirgendwo zu errichten. „Trotz des immensen Aufwandes war die künstlerische Arbeit an dem Projekt sehr faszinierend“, zog Lina Kim Bilanz. Am Ende des Rundgangs betonte sie außerdem die Wichtigkeit des Assistententeams und sprach den rund 120 Beteiligten ihren Dank aus.
Die Ausstellung läuft bis zum 28. August.
Öffnungszeiten: Di–So 10–18 Uhr, Mi 10–20 Uhr.
Eintritt: 7 / 4 Euro.
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Die Künstler Lina Kim und Michael Wesely (v. li.).