Normalerweise gehen die Störche bei Regen als Sieger vom Platz. Normalerweise gehen die Störche im heimischen Stadion sowieso als Sieger vom Platz. Nicht so an diesem denkwürdigen Freitag, an dem die Kieler zwar das stärkere Team stellten, die Gäste dennoch kurz vor der Pause in Führung gehen konnten. Die Führung war zu diesem Zeitpunkt absolut folgerichtig – die KSV hatte zuvor zahlreiche Großchancen ausgelassen und mit ihren Angriffsbemühungen lediglich einen Sturm im WSV-Wasserglas ausgelöst.
Im Minutentakt erspielten sie sich Chancen, die ein ums andere Mal vergeben wurden. Fabian Wetter verzog in der 8. Spielminute zwar knapp, dennoch konnte nichts auf der Haben-Seite verzeichnet werden. Ähnlich sah es in der 15. Minute aus, als das Stadion schon jubelte – Casper Johansen hatte den Ball zwar ins gegnerische Netz befördert, dabei allerdings im Abseits stehend abgestaubt. Die Liste könnte beliebig fortgesetzt werden: Toksöz, Gebers, Heider, sämtliche Störche trugen sich in die Chancentod-Liste ein und mussten somit kurz darauf einer starken Szene des WHV Tribut zollen. Steffen Puttkammer zog einen Abpraller aus 17 Metern flach in die rechte Ecke zum 0:1 (41.), Schlussmann Jakusch hatte keine Möglichkeit ranzukommen.
Starke Defensivleistung des WSV
Nach der Pause hatte zwar strömender Regen eingesetzt, dennoch glaubten sowohl Fans, als auch Mannschaft noch an den Kieler Heimnimbus, auf den seit 17 Spielen Verlass ist. Steve Müller verhinderte zunächst beherzt das 0:2, eine Wende konnte jedoch nicht mehr eingeleitet werden. Die Wilhelmshavener stellten sich mit Mann und Maus hinten rein, das Gutzeit-Team verzweifelte zusehends an den dichten Abwehrreihen. Auch die Einwechslung des langzeitverletzten Publikumslieblings Fiete Sykora (61.) brachte keinen frischen Wind mehr. Ebenso folgerichtig machte das Gäste-Team in der 59. Minute das 2:0 aus einer Ecke heraus. Die wenigen Chancen, die die Männer in den knallgelben Trikots hatten, nutzen sie gnadenlos und spielten in der letzten halben Stunde lediglich unter dem Credo „Ergebnis halten“.
Dass die Spieler mit diesem Ergebnis nicht zufrieden sein konnten, erklärt sich von selbst – doch auch die Fans verziehen ihrem Team die derbe Niederlage nicht und pfiffen die Störche gnadenlos aus, als sie mit hängenden Köpfen vom Spielfeld schlichen.
Bereits nach diesem Spieltag darf bezweifelt werden, ob die Parole „Aufstieg“ in dieser Saison überhaupt noch Gültigkeit besitzen kann.
Stimmen nach dem Spiel:
KSV-Coach Gutzeit: „Täglich grüßt das Murmeltier. Es war für mich heute wie in Oldenburg. Wir haben in der ersten Halbzeit viel investiert, viele Torchancen erarbeitet, aber immer war ein Fuß dazwischen, der Ball ging knapp vorbei oder wurde abgefälscht. Und auf der anderen Seite wird bei uns vorm Sechzehner Billard gespielt und der Ball ist drin. In der zweiten Halbzeit haben wir Glück gehabt, hätten gleich das 0:2 kassieren können. Und dann hat sich Wilhelmshaven noch tiefer reingestellt und es wurde unheimlich schwer, mit 21 Spielern auf 40 Metern Fußball zu spielen. Insgesamt ist es bitter für die Zuschauer und Fans, die uns bis zum Schluss nach vorne gepeitscht haben. Ich hätte gerne den Fans zum Ende ein positives Ergebnis gewünscht. Das haben wir leider nicht geschafft, das tut mir leid.“
WSV-Trainer Christian Neidhart: „Wir freuen uns riesig über den Sieg in Kiel. Es war heute mein fünftes Duell mit Thorsten Gutzeit. Und endlich habe ich mal die Nase vorne gehabt. Wir haben das defensiv heute sehr gut gelöst und sind jetzt nicht mehr weltweit die einzige Mannschaft, die mit -2 Punkten Tabellenletzter ist.“
Holstein Kiel: Jakusch – Herrmann, Gebers (81. Hartmann), Müller, Wetter – Toksöz, Kazior – Siedschlag (46. Hebler), Johansen (61. Sykora), Lindner – Heider.
Tore: 0:1 Puttkammer (41.), 0:2 Softic (59.)
Zuschauer: 3.065
Schiedsrichter: von Glischinski (Eilbek)