Der THW Kiel hat am Dienstagabend den SC Magdeburg mit 33:27 bezwungen und somit fünf (!!!) Spieltage vor Toreschluss sein Meisterstück abgeliefert. Nur zwei Tage nach dem Kraftakt im Viertelfinale der VELUX EHF Champions League gegen die RK Zagreb stand auf dem Kieler Handballparkett wieder ein schwerer Brocken auf dem Plan und möglicherweise der letzte Stolperstein auf dem Weg zum Meistertitel.
Schon vor dem Spiel knisterte es in der Kieler Arena, das Publikum wollte heute mit der Mannschaft die Meisterschaft holen, das war bis in den letzten Winkel der ausverkauften Halle zu spüren.
Die Bördeländer hatten die zwei zu vergebenden Punkte allerdings nicht als Geschenk verpackt mit nach Kiel gebracht. Von der ersten Minute an, zeigten sie entschlossen und energisch, dass sie hier durchaus ein Wörtchen mitreden und dem THW das Meistersüppchen vielleicht doch noch ein klein Wenig versalzen wollten.
THW-Coach Gislason vertraute zunächst Andreas Palicka im Kieler Tor, der seinem Trainer das Vertrauen mit einer stolzen Quote von guten 50 Prozent gehaltener Bälle prompt zurückzahlte.
Ein ums andere Mal entnervte der Schwede die Magdeburger, in der 9. Minute gar mit einer spektakulären Doppelparade. Einzig auf Grund seiner starken Leistung konnte der THW sein kleines Polster die komplette erste Halbzeit über aufrecht erhalten. Die Abwehr stand noch nicht so Recht, im Angriff klappte – außer bei Momir Ilic, der sieben seiner acht Treffer im ersten Durchgang erzielte und dem scheinbar alles gelang – noch nicht alles wie gewohnt.
Kiel legte vor, Magdeburg zog oftmals nach, glich immer wieder aus und ging letztlich mit einem verhältnismäßg kleinen Rückstand von 15:13 in die Halbzeitpause.
Eine spektakuläre Parade zeigte kurz nach dem Halbzeitsignal noch Thierry Omeyer, der einen Strafwurf von Tönnesen hielt und somit den Anschlusstreffer verhinderte.
Jicha bringt Entscheidung
Die zweite Halbzeit hingegen stand ganz im Zeichen des Kieler Tempohandballs, der den THW dorthin gebracht hatte, wo er nun steht.
Thierry Omeyer löste seinen schwedischen Kollegen im Kieler Tor ab und Filip Jicha kehrte ebenfalls in Abwehr und Angriff zurück. Vor allem die Maßnahme Jicha zu bringen, trug schnell Früchte. Mit einem 109 km/h-Geschoss (33.) bewies der Tscheche, dass ihm das Spielfeld weitaus besser steht, als die Ersatzbank und brachte seine Mannschaft auf die Siegerstraße – auch als Spitze der Kieler 3:2:1-„Meisterabwehr“.
20 Minuten vor Spielschluss war die Meisterschaft endgültig besiegelt, der THW lag inzwischen mit 23:17 vorne. Der Sechs-Tore-Vorsprung hielt zwar zunächst nicht an, doch auch als die Bördeländer sich noch einmal auf drei Tore heranrobbten (46.), glaubte niemand mehr ernsthaft an eine Niederlage. Die Fankurve hielt Pappmeisterschalen in die Höhe, die Halle skandierte zurecht „Deutscher Meister ist nur der THW“ und zollte ihrer Mannschaft ab der 54. Minute mit stehenden Ovationen Respekt!
Der Rest der Geschichte ist in Kiel ja nahezu schon Tradition: Die Mannschaft feiert sich in den letzten Minuten sowohl auf dem Spielfeld- als auch am Spielfeldrand (absolut zurecht) selbst, Bierdusche für den Trainer nach Abpfiff, Konfettiregen und ein neues Kennzeichen für die Handballhauptstadt: KI-DM 2012!
Am kommenden Wochenende steht der THW vor der nächsten großen Aufgabe und kann sich im Lufthansa Final4 den zweiten Titel der Saison holen. Zunächst steht im Halbfinale der entthronte Noch-Meister auf dem Programm. Anpfiff in der Hamburger Arena ist um 15.30h.
Spielfilm: 3:1/5:2/ 6:6/ 9:6/ 12:10/ 15:13 – 18:15/ 22:17/ 24:20/ 28:21/ 33:27
Stimmen nach dem Spiel:
THW-Coach Gislason: Ich bin sehr zufrieden, dass wir gewonnen haben und die Meisterschaft sichern konnten. Allerdings: Bis zum Saisonende ist der HSV noch Meister, das muss man respektieren. Dass wir es geschafft haben, am Ende neuer Deutscher Meister zu sein, ist großartig. Ich bin sehr froh, wie die Mannschaft die gesamte Saison zusammenarbeitet und für Erfolge sorgt. Und die Art und Weise, wie sie Handball spielt, ist schön. Heute haben wir den erwartet schweren Gegner bekommen.
Ich will jetzt nur ein bisschen feiern, eigentlich gar nicht, denn wenn wir jetzt anfangen zu feiern, dann wird es sehr schwer, das nächste Spiel zu gewinnen.
SCM-Trainer Carstensen: Wir wollten hier heute so unangenehm wie möglich auftreten und ich denke, das ist uns über weite Strecken auch gelungen. Wir haben unsere Chancen - vor allem in der ersten Halbzeit - sehr gut genutzt und nur drei technische Fehler gemacht. Aber ganz ehrlich, unsere Aufgaben sind momentan andere, als den THW zu schlagen. Glückwunsch an Alfred und den THW. Wie souverän diese Meisterschaft zu Stande gekommen ist, ist unglaublich.