Ehrenamtliches Engagement, das zeichnet den Schauspieler Jürgen Witt aus. Seit vielen Jahren spielt er ehrenamtlich im Verein Niederdeutsche Bühne Kiel e.V. am Wilhelmplatz. Wir trafen den Schauspieler ganz privat.
Zurückgelehnt in einen schwarzen Ledersessel, die eckige Brille tief auf die Nase gezogen, sitzt Schauspieler Jürgen Witt im Foyer des Theaters am Wilhelmplatz und studiert den Text für seine nächste Rolle. „Unglaublich, dass das Theater mein Leben geworden ist“, sagt der junggebliebene 60-Jährige. Bis zu seiner ersten Premiere hier auf der Niederdeutschen Bühne Kiel 1989 hat er nur in zwei Stücken mitgewirkt – einmal im Kindergarten und einmal während der Schulzeit.
Kappeln, Kiel und Kollegen
Vielmehr sah der gute Schüler nach dem Abitur seine Zukunft in der Volkswirtschaftslehre. Aus seiner Heimatstadt Kappeln zog er nach Kiel und schrieb sich an der Uni ein. „Meine Lehrer haben meine Begeisterung für die Wirtschaftswissenschaften geweckt. Im Studium merkte ich aber, dass es nur Statistik ist. Ätzend!“, erzählt er lachend. Nach dem ersten Semester brach er das Studium ab und machte an der Fachhochschule in Altenholz eine Ausbildung in Allgemeiner Verwaltung. Hier lernte er Margot kennen – und lieben. 1979 heirateten die beiden. Ein ruhiges Beamtenleben mit einer sicheren Stelle im Innenministerium schien auf Jürgen Witt zu warten. Doch dann lernte er hier seinen Kollegen Horst Petersen kennen, der ehrenamtlich als Regisseur und Schauspieler an der Niederdeutsche Bühne tätig war.
Dat kömmt allens anners
„Horst sagte, ihm wären Schauspieler abgesprungen und fragte, ob ich Lust hätte“, sagt Jürgen Witt. Spontan sagte er zu. Dass das Stück op Platt war, wie alle nachfolgenden Stücke auch, stellte für ihn nur eine kleine Hürde dar. „Meine Großeltern haben platt gesprochen. Ich hatte die Sprache im Ohr, sprechen konnte ich sie aber nicht richtig“, erzählt er. 1989 feierte er seine erste Premiere mit dem Stück „Dat kömmt allens anners, als du denkst“ – und war vom Theater infiziert. Mit großem Engagement setzt er sich bis heute ehrenamtlich für die Niederdeutsche Bühne ein. Bis zu 35 Stunden pro Woche investiert er in sein „Hobby “, arbeitete bis zum Frühruhestand im März zudem hauptberuflich für die GMSH und managte eine Familie. „ Langeweile mag ich nicht“, sagt er. Deshalb hat sich der Naturliebhaber für den Ruhestand etwas Besonderes überlegt: „Ich habe einen Garten gekauft.“ Zudem übersetzt er Theaterstücke ins Niederdeutsche, kürzlich sogar Songtexte für eine Jazz-Band, gibt Plattdeutschkurse an der VHS und fährt Motorrad. Was er sich für die Zukunft wünscht? „Ich würde gerne selbst mal Regie führen .“ Dann rückt er seine Brille zurecht und vertieft sich wieder in den Text für seine nächste Rolle – natürlich op Platt!
Lifestyle mit Jürgen Witt
Restaurant: In Restaurants bin ich selten. Ich gehe lieber in Kneipen – wie dem Palenke.
Uhr: Ohne Uhr am Arm fühle ich mich nackt.
Spleen: Meine Armbanduhren.
Objekt: Meine Hose. Die Vorstellung, dass meine Hose rutschen könnte, ist mir ein Gräuel. Ich trage keine Hosen ohne Gürtel, außer beim Sport.
Schlaf: Ich brauche maximal zwei Minuten, dann hat er mich.
Auto: SUV. Hintern hoch und Fallenlassen beim Einsteigen ziehe ich eindeutig der Alternative vor: Rücken krumm machen und Wampe einklemmen.
Entspannung: Finde ich vor allem im Garten in der Sonne auf der Hollywood-Schaukel.
Moment: Wenn nach einem Auftritt der Applaus ertönt.
Handy: Vor 15 Jahren dachte ich: Brauche ich nicht, den Quatsch. Heute: unverzichtbar.
Ziel: In zehn Jahren so gesund sein wie heute (evtl. mit ein paar Kilo weniger).
Urlaub: Wandern im Hochgebirge oder auf den südeuropäischen Inseln wie Korsika, Madeira, Sizilien oder Mallorca.