Neben fröhlichen erlebt Eva Strehler bei ihrer Arbeit als Leiterin des Ronald McDonald Hauses auch traurige Momente. Trotzdem kann sie sich keinen besseren Job vorstellen.
Ein Montagmittag im März. Es herrscht geschäftiges Treiben in der schönen Altbauvilla in Düsternbrook. Einige Väter und Mütter haben sich in der Gemeinschaftsküche versammelt, um zu kochen. Lautes Stimmengewirr dringt durch die offene Tür. Gut gelaunt, mit wehendem blondem Haar kommt Eva Strehler den Flur entlanggelaufen. Sie trägt Hose und Blazer, dazu Turnschuhe und rot lackierte Fingernägel. Gerade hat sie noch eine Mutter verabschiedet, die heute aus dem Ronald McDonald Haus Kiel abreist. „Hier ist immer was los!“ Vergnügt steckt sie sich ein Stück Schokolade in den Mund und erklärt augenzwinkernd: „Ich hatte noch kein Mittagessen.“
Seit Januar 2011 leitet sie das Ronald McDonald Haus Kiel. Hier finden Eltern ein Zuhause auf Zeit, während ihre schwer kranken Kinder im Universitätsklinikum Kiel behandelt werden. Die Nähe zu den Eltern hilft den Kleinen, schneller gesund zu werden. 13 Apartements, mehrere Gemeinschaftsräume und ein toller, großer Garten stehen den Vätern und Müttern zur Verfügung. Alles ist hell, offen und freundlich. Bunte Bilder hängen an den Wänden. Durch das Treppenhaus schlängelt sich eine lange, selbstgebastelte Raupe mit Fotos aller Kinder, denen bisher geholfen werden konnte. Liebevoll betrachtet Eva Strehler die kleinen Gesichter. „Es ist so toll, die Kinder kennenzulernen, wenn sie endlich aus dem Krankenhaus kommen.“ Einige bleiben ihr besonders in Erinnerung – wie die kleine Verena. „Ihr Zustand war lange kritisch“, erzählt die 38-Jährige. „Sie hatte mehrere Herz-OPs. Zum Glück geht es ihr heute wieder richtig gut.“
Doch es gibt auch traurige Momente im Ronald McDonald Haus. Brennende Kerzen im Treppenhaus sind für alle Bewohner und Mitarbeiter das Zeichen dafür, dass ein Elternpaar sein Kind verloren hat und trauert. „Manchmal habe ich Angst davor, zur Arbeit zu kommen und beim Öffnen der Tür Kerzenschein zu sehen“, sagt Eva Strehler. Aber Traurigkeit ist genau wie Freude ein Teil ihrer Arbeit. Es sei wichtig, die Trauer zuzulassen und auch mal gemeinsam mit den Eltern zu weinen. „Ich empfinde es als großes Geschenk, den Familien so nah zu sein, sie zu unterstützen und ein Stück ihres Lebensweges begleiten zu dürfen.“ Mit einigen Vätern und Müttern hat sie auch noch im Nachhinein Kontakt.
Vor ihrer Zeit in Kiel arbeitete Eva Strehler als Fundraiserin in Berlin, sammelte unter anderem Spenden für Entwicklungsprojekte in Uganda. „Das war mir zu abstrakt“, berichtet sie. „Jetzt weiß ich, wofür ich arbeite.“ Außerdem kann sie Unterstützer des Ronald McDonald Hauses einladen, vorbeizukommen und sich alles anzuschauen. Neben dem Pflegen der Spenderkontakte, der Öffentlichkeitsarbeit und der Arbeit mit den Familien gehört auch das Anleiten der zwei Festangestellten und der 37 Ehrenamtlichen zu ihren Aufgaben. „Ich arbeite in einem tollen, engagierten Team und liebe die Vielfalt meines Jobs“, sagt Eva Strehler, die jeden Satz mit ihrer positiven, energiegeladenen Ausstrahlung unterstreicht. Für die Leitung des Ronald McDonald Hauses scheint sie wie geschaffen zu sein. Sie formuliert es lächelnd: „Es ist eine gute Kombination aus dem, was ich kann und dem, was hier gebraucht wird.“
Ronald McDonald Haus Kiel
Lornsenstr. 2, Kiel
Tel.: (0431) 579 910
www.mcdonalds-kinderhilfe.org
Spendenkonto:
Förde Sparkasse
BLZ: 210 501 70
Konto 5004411
IBAN: DE15 2105 0170 0005 0044 11
BIC NOLADE21KIE
Stichwort: Nähe hilft heilen
KIELerLEBEN sucht Frauen, die etwas bewegen. Sie kennen eine starke Frau oder haben selbst etwas Besonderes erreicht? Dann schreiben Sie uns eine E-Mail mit dem Betreff „Starke Frauen“ an redaktion@kielerleben.de.