Ein Heiratsantrag mit maritimem Flair – der Kieler Sebastian Siebert hielt auf außergewöhnliche Weise um die Hand seiner Frau Stella an.
Ein kühler Sommerabend im September 2009. Stella und Sebastian Siebert spazieren den Falkensteiner Strand entlang, das leise Rauschen der Wellen begleitet sie. Von weitem hört man die Stena Line, die jeden Abend um 19 Uhr den Hafen in Kiel verlässt. Stella liebt Schiffe seit jeher und wartet gebannt auf die riesige Fähre. Doch plötzlich traut sie ihren Augen nicht, ihr Atem stockt – ein riesiges Plakat ist am Heck der Stena Line befestigt. In großen Lettern steht „Love me, wherever you are. Stella, willst du mich heiraten?“ darauf. Stella sieht Sebie, wie sie ihn liebevoll nennt, überrascht an. Er lächelt, schaut ihr tief in die Augen und geht in die Knie. „Stella, willst du mich heiraten?“, wiederholt er die geschriebenen Worte. „Ja, natürlich“, antwortet Stella und fällt Sebie in die Arme.
Was klingt wie aus einem Hollywood-Film, ist wahrhaftig passiert – und das nicht in der Traumfabrik, sondern direkt in Kiel. Ursprünglich kommen Sebie (30) und Stella (28) aus dem niedersächsischen Celle. Das erste Mal getroffen haben sie sich beim Umzug eines gemeinsamen Freundes. „Ich war sofort hin und weg“, erzählt Sebie, „und wollte sie unbedingt kennenlernen.“ Stella wiederum war zu Beginn etwas skeptisch. Doch schließlich ließ sie sich überzeugen, dem Marinesoldaten eine Chance zu geben. Und dann war es wie Chemie ... Die beiden verliebten sich und wollten möglichst viel Zeit miteinander verbringen. Das einzige Problem: Sebie arbeitete in Eckernförde und Stella machte ihre Ausbildung zur Industriekauffrau in Celle. „Ich bin jeden Freitag von Eckernförde ungeduldig nach Celle gefahren“, erzählt Sebie. Die gemeinsame Zeit versuchten sie, so gut es ging zu nutzen. „Doch es war immer zu wenig“, wirft Stella ein. Als sie ihre Ausbildung beendet hatte, zog sie zu ihrem Freund. Die beiden nahmen sich eine Wohnung in Friedrichsort, und bald war die kleine Emma unterwegs. „Ich habe Sebie mal gefragt, was er sagen würde, wenn ich ihm einen Antrag mache“, erzählt Stella. „Er hat sofort gesagt, er würde nein sagen, weil der Mann das machen muss. Von diesem Zeitpunkt an habe ich gewartet.“ Was Stella nicht wusste: Sebie steckte schon längst in den Vorbereitungen. Lange Telefonate mit der Stena Line, Führungen über das Schiff und die Berechnung des Banners hatte er bereits hinter sich. Mit einer List brachte er Stella dazu, das Banner aus einzelnen Stoffstücken zusammenzunähen. „Er hat mir erzählt, er braucht es für ein Sportfest“, sagt Stella mit einem Lächeln auf den Lippen.
„Jetzt musste ich sie nur noch zur richtigen Zeit zum Strand bringen“, erzählt Sebie. „Ich habe ihr gesagt, dass ich mit ihr auf ein Konzert in der Deichperle möchte, ein Café, das direkt am Falkensteiner Strand liegt. Gott sei Dank war sie gleich einverstanden.“ Doch Fortuna war Sebie an diesem Abend nicht hundertprozentig wohlgesonnen: „Die Stena Line hatte technische Probleme und konnte daher erst eine halbe Stunde später losfahren. Ich musste irgendwie die Zeit totschlagen. Es fand natürlich kein Konzert in der Deichperle statt, die auch noch geschlossen hatte. Also lief ich mehrmals hektisch um das Café herum, um zu überprüfen, ob die Eingänge auch wirklich abgeschlossen waren.“ Bald darauf war die Stena Line endlich zu sehen, und Stella erkannte die erste Zeile von Razorlights „Wire to Wire“, dem gemeinsamen Song des Paares. „Ich hätte mit allem gerechnet, aber nicht damit“, sagt Stella gerührt und schaut Sebie dabei noch einmal tief in die Augen. Am 9. Oktober 2009 war es dann so weit: Das Paar heiratete standesamtlich in Kiel. Ein Jahr später folgte die kirchliche Trauung in Celle, zusammen mit der Taufe der ersten gemeinsamen Tochter Emma.
Mittlerweile leben Sebie und Stella im Stadtteil Wellsee und fühlen sich in ihrer Wahlheimat Kiel angekommen. Emma ist auch nicht mehr das einzige Kind: Seit neun Monaten gehört die kleine Frieda zu der glücklichen Familie, ein drittes Kind ist unterwegs. Zur Hochzeit haben Sebie und Stella einen Gutschein für eine Reise mit der Stena Line bekommen, den sie sich momentan noch aufsparen möchten. Doch eins ist sicher: Immer wenn das junge Paar die Fähre nach Göteborg sieht, wird es sich an einen der glücklichsten Momente in seinem Leben erinnern.