Der gefeierte Triple-Sieger THW Kiel startet Ende des Monats in eine neue Saison. Vier neue Gesichter werden dann die „Zebra-Herde“ bereichern.
Denke ich an Olympia in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht. So oder so ähnlich dürfte es dem THW-Meistertrainer Alfred Gislason in diesen Tagen gehen. Denn nach dem Triumphzug zum Ende der vergangenen Saison, der mit einer gigantischen Titelparty auf dem Rathausplatz endete, und dem Gewinn des historischen 68:0-Triples aus Meisterschaft, Pokalsieg und dem Sieg in der europäischen Königsklasse, muss sich der THW Kiel ab Ende August wieder neu beweisen. Das Problem: Die Olympischen Spiele machen eine seriöse Vorbereitung auf die neue Spielzeit nahezu unmöglich. Gislason nimmt es mit Humor: „Hätten sich auch die Deutschen für London qualifiziert, hätte ich mir in der englischen Hauptstadt eine Garage gemietet und darauf gehofft, dass irgendwann mal einer meiner Jungs vorbeikommt, um mit mir zu trainieren.“
Tatsächlich muss der Isländer gleich auf sieben seiner Schützlinge in den „wichtigsten Wochen des Jahres“ (Gislason) verzichten. Thierry Omeyer, Daniel Narcisse, Aron Palmarsson, Momir Ilic, Marko Vujin, Gudjon Valur Sigurdsson und René Toft-Hansen gehen mit ihren Nationalmannschaften in London auf Medaillenjagd. Vor allem die drei Neuzugänge Vujin, Sigurdsson und Toft-Hansen hätte der Erfolgstrainer gerne in Kiel gesehen. „Es ist natürlich denkbar ungünstig, dass wir nach dem Olympia-Finale nur noch eine Woche Zeit haben, bis die neue Saison mit dem Supercup-Duell gegen Flensburg startet“, sagt Gislason. „Aber das ist auch eine Herausforderung. Und deshalb gehen wir mit drei Kreisläufern in die Saison.“ Neben Toft-Hansen und Kapitän Marcus Ahlm, der voraussichtlich seine letzte Saison in Kiel bestreiten wird, verpflichtete der THW auch Nationalspieler Patrick Wiencek vom VfL Gummersbach für die zentrale Position im System.
„Unser Ziel ist es, mit neuen Spielern eine annähernd so gute Leistung wie im vergangenen Jahr abzuliefern“, so Gislason. „Wir wollen wieder deutscher Meister werden und zum Champions-League-Final4 in Köln.“ Gleichwohl ist Gislason auch bewusst, dass eine solche Saison wie die vergangene kaum noch zu wiederholen sein wird. „Meinen Spielern sollte bewusst sein, dass es schwieriger wird und auch Rückschläge kommen werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass wir auch wieder ein Spiel verlieren werden, ist ziemlich hoch.“ Diesen Moment wolle er gemeinsam mit den Spielern aber möglichst lange hinauszögern. „Deshalb bereiten wir uns so intensiv wie immer vor. Was du in diesen sechs Wochen Vorbereitung verpasst, holst du auch in sechs Monaten nicht auf.“ Höhepunkt der Vorbereitung werden das Trainingslager im polnischen Plock sowie der Unser-Norden-Cup am 17. August in der Sparkassen-Arena mit Spielen gegen die SG Flensburg-Handewitt und den dänischen Vertreter Aalborg Haandbold sein (Karten gibt es an allen bekannten Vorverkaufsstellen). „Zudem werden wir die Vereins-Weltmeisterschaft in Quatar, zu der wir direkt nach unserem Bundesliga-Auftaktspiel in Gummersbach reisen werden, als zweites Trainingslager nutzen“, kündigte Gislason an.