Der THW Kiel ist am Sonntagnachmittag dank seinem starken Siegeswillen mit einem 33:27 (16:16) über die Mannschaft von RK Zagreb ins Finalturnier der VELUX EHF Champions League eingezogen. Die Stimmung in der Kieler Arena hätte kaum besser sein können. 10.000 schwarz-weiße Anhänger verwandelten die Ostseehalle in einen wahrlichen Handballtempel und schafften schon vor dem Spiel eine gewaltige Kulisse.
Zum Beginn vetraute Alfred Gisalson seiner Stammsieben, die sich mit dem Gegner aus Zagreb einen recht ausgeglichenen Spielbeginn lieferte, das Unentschieden des Hinspiels schien leistungsgerecht zu sein, keine der Mannschaften konnte sich nennenswert absetzen. Der THW wirkte in den ersten zehn Minuten zeitweise sogar noch ein wenig unausgeschlafen.
Ein Zwischensprint der Kieler auf der einen Seite brachte zwar die erste Zwei-Tore-Führung, unter anderem durch einen wunderbaren Dreher und einem Gegenstoß von Sprenger (11.). Ein Fünf-Tore-Lauf auf Seiten der RK Zagreb egalisierte diesen Lauf jedoch und ließ plötzlich die „Zebras“ wieder ins Hintertreffen geraten. Ein technischer Fehler von Zeitz, ein nicht verwandelter Gegenstoß von Andersson und fehlender Druck im Angriffsspiel der Kieler ließen den sonst so verlässlich laufenden THW-Motor ins Stocken geraten und Zagreb nun eine Zwei-Tore-Führung auf ihrem Konto verbuchen. (22.)
Der THW fand nun jedoch wieder zu gewohnter Form. Ahlm, Palmarsson herrlich vom Kreis und Andersson, zwischenzeitlich auch mal in den linken Rückraum rochiert, fassten sich ein Herz und brachten den THW wieder zu einer knappen Führung (27.).
Zur Pause stand jedoch alles wieder auf Null, beide Mannschaften gingen mit 16 Toren in die Kabinen.
Alles auf Anfang
Die zweite Halbzeit begann ähnlich, wie die erste aufgehört hatte. Beide Mannschaften schenkten sich nichts, gingen beherzt, aber nicht unfair zu Werke und beinahe bis zur 42. Minute war alles offen.
Dass der THW jedoch in dieser Saison ernsthaft ein Spiel verliert, scheint angesichts der bisher gezeigten Stärke undenkbar. So kann man nicht behaupten, dass in der Halle und auf dem Spielfeld allmählich Unruhe aufkam, die 10.000 Fans bemerkten jedoch, dass ihre Mannschaft noch ein wenig Unterstützung gebrauchen kann.
Nicht zuletzt Henrik Lundström war es in der Schlussphase zu verdanken, dass der THW sich nun vorentscheidend absetzen konnte. Der Schwede, der sein letztes CL-Spiel vor heimischen Publikum absolvierte, feierte seine ganz persönlichen kleinen Festspiele und verwandelte jeden Gegenstoß, auf den ihn seine Mitspieler – selbst in Unterzahl – schickten, nach Belieben. Insgesamt gingen vier Treffer auf das Konto von „Mr. Zuverlässig“.
Und auch Filip Jicha fand nun mehr und mehr ins Spiel, setze sich bis zum Spielende mehr mit Kraft, als mit elegantem Spiel siebenmal durch und zeigte ein ums andere Mal, dass er irgendwie alles kann – sogar Außen! Das 28:22 in der 50. Minute war sozusagen der Dolchstoß für die Gäste vom Balkan.
RK Zagreb gibt auf
Der THW war mehr als zurück im Spiel, der THW diktierte das Spiel nun und die Spieler aus Zagreb um ihren charismatischen „Leitwolf“ Ivano Balic, der wenig wirkliche Weltklasse-Momente hatte, schienen etwa ab der 52. Minute nicht mehr an eine Wende zu glauben.
Scheinbar können's die Kieler am besten, wenn sie führen – und das tun sie ja in dieser Saison nicht nur in der Bundesliga auf unnachahmliche Weise.
Den Schlusspunkt setzte Filip Jicha mit dem 33:27, das nach Hin-und Rückspiel eine Sechs-Tore-Führung für die Kieler zu Buche stehen ließ.
Der THW wird beim Finalturnier in Köln auf die Füchse aus Berlin treffen, die sensationell gegen Leon gewannen, die ihnen im Hinspiel eine schmerzhafte Elf-Tore-Niederlage zugefügt hatten, auf die alten Bekannten von Atletico Madrid und auf Vorrundengegner AG Kopenhagen.
Spielfilm: 2:2/ 4:4/ 8:5/ 8:9/ 11:12/ 16:16/ 18:17/ 20:18/ 23:21/ 28:22/ 29:25/ 33:27
Stimmen zum Spiel:
Alfred Gislason:
Wir hatten großen Respekt vor dem Rückspiel. Wir hatten in der ersten Halbzeit große Probleme mit der Abwehr, die viele Fehler erzwungen hat. So kam RK zu vielen Gegenstößen. In der zweiten Halbzeit haben wir besser gespielt, trotzdem war die Partie bis kurz vor Schluss offen. Es war ein hartes Spiel, wir mussten um jedes Tor kämpfen. Ich bin stolz auf meine Mannschaft, die dieses große Spiel zwischen zwei guten Mannschaften in einer unglaublichen Atmosphäre gewonnen hat. Heute haben wir besser gespielt als im Hinspiel, deshalb fahren wir nach Köln.
Für uns war es sehr wichtig, dass wir in diesem Jahr wieder beim "VELUX EHF Final4" dabei sein können. Wir waren nicht gerade erfreut, dass wir im vergangenen Jahr die Teilnahme verpasst hatten. Es ist das größte Ereignis des Welthandballs und sogar größer als die Olympischen Spiele. In Köln sehen 20.000 Fans die besten Vereinsmannschaften der Welt, und diese spielen jeweils einen besseren Handball, als Nationalmannschaften es können. Das Turnier ist der Höhepunkt jeder Saison, und ich bin stolz, mit dieser Mannschaft wieder dabei sein zu können.