Der THW Kiel hat sich am Sonntagabend in einem packenden Match gegen den russischen Meister aus Moskau das Weiterkommen in der Champions League gesichert und muss nun nur noch eine Hürde überwinden, um beim Final4 in Köln dabei zu sein.
Zwei Tore Rückstand aus dem Hinspiel waren die Hypothek, mit der die Kieler vor heimischer Kulisse aufliefen. Das Publikum, das „endlich“ mal wieder ein spannendes Spiel erwartete war von der ersten Minute an hellwach und begrüßte das Team mit frenetischem Jubel, den es nur gibt, wenn ein echtes Endspiel ansteht.
Auch die Zebras legten einen temporeichen Start auf's Parkett, eine Parade vom starken Torhüter Thierry Omeyer war der Auftakt in die Partie. Gemeinsam mit seinen Kollegen Marcus Ahlm, Christian Sprenger, Aron Palmarsson, Momir Ilic und Gudjon Valur Sigurdsson verstand er es von Beginn an, den Gästen aus Moskau den Zahn zu ziehen. Die defensive 6:0-Abwehr der Kieler trieb die Gäste anfangs schier zur Verzweiflung und sorgte immer wieder dafür, dass ihr Plan, den THW über lange Kreuzungen vor der Abwehr zu knacken, oftmals nicht aufging. Den Kielern gelang allerdings auf der Gegenseite auch noch nicht alles, allein Kapitän Ahlm war es, der dafür sorgte, dass seine Farben niemals in Rückstand gerieten. Aufmerksam verwandelte er einige Abpraller, entnervte Torwart Stochl, der bereits in der 13. Minute das Feld räumte.
Bereits zwei Minuten zuvor hatte sein Coach Vladimir Maximov die Timeout-Karte gezogen, da seinem Team bereits frühzeitig die Felle davon zu schwimmen drohten, eine Taktikumstellung blieb aber zunächst aus. Die Russen spielten weiter auf langen Ballbesitz, konnten THW-Torwart Thierry Omeyer jedoch oftmals nicht überwinden. Die russische Abwehr agierte allerdings fortan deutlich aufmerksamer und arbeitete konzentrierter im Rückzugsverhalten, die Kieler produzierten Fehler und Moskau pirschte sich wieder auf 9:8 (18.) heran. Für Coach Gislason der perfekte Zeitpunkt für einen Weckruf an sein Team. Auf die Auszeit der Hausherren folgte ein „Lauf“, dem die Moskauer „Bären“ nichts mehr entgegen setzen konnten. In den verbleibenden 12 Minuten konnten die Kieler, trotz zahlreicher Patzer, acht Treffer, die Gäste lediglich zwei Treffer erzielen – beim 17:10, das zur Halbzeitpause auf der Anzeigetafel stand, schien das Weiterkommen für „Schwarz-Weiß“ bereits in trockenen Tüchern.
Nach der Pause knüpften die „Zebras“ genau dort an, wo sie aufgehört hatten und erhöhten ihre Führung zunächst. Auch eine doppelte Zeitstrafe gegen Jicha und Sprenger überstanden die "Zebras" nahezu unbeschadet, weil Narcisse sich in Unterzahl durch die gegnerische Deckung wackelte und Zeitz seinen Hammer zum 21:12 auspackte. Die erste Zehn-Tore-Führung (38.)ließ in der „Ostseehalle“ bereits Feierstimmung aufkommen, allerdings waren noch 22 Minuten zu spielen!
Jicha scheiterte am Moskauer Block, Palmarssons Anspiel auf Sprenger landete im Toraus, Palmarsson scheiterte an Moskau-Torwart Grams und Zeitz wuchtete seinen Wurf nach einem Durchbruch über den Kasten – im Kieler Angriffsspiel passte fortan nicht mehr viel, die Russen hingegen holten Tor um Tor auf. In der 50. Minute warf Coach Gislason erneut die grüne Karte auf den Tisch der Kampfrichter und rüttelte sein Team energisch wach. Die verbleibenden zehn Minuten standen zwar nicht mehr im Zeichen von „Handball auf Weltklasseniveau“, jeder einzelne THW-Spieler spielte jedoch die Karte „individuelle Stärke“ aus: Marko Vujin, der wieder für Zeitz ins Spiel gekommen war, erzielte zwei wichtige Treffer, Ilic bewies Nerven vom Siebenmeterpunkt und Thierry Omeyer vernagelte seinen Kasten – der Viertelfinaleinzug der Kieler war kurz vor Abpfiff Gewissheit. Mit 30:26 und somit einem Netto-Vorsprung von zwei Treffern hat der THW den vorletzten Meilenstein auf dem Weg nach Köln gemeistert.