Der Stadtteil Südfriedhof gilt als das Künstlerviertel Kiels. Genau dort hat auch die gebürtige Berlinerin Katharina Kierzek vor drei Jahren ihr Atelier eröffnet. Mit ihren frechen Comic-Figuren und ihrer typischen „Berliner Schnauze“ mischt sie die norddeutsche Kunst-Szene ordentlich auf.
Comics waren schon als Kind meine große Leidenschaft“, erzählt Katharina Kierzek. „Wann immer ich ein bisschen Geld übrig hatte, habe ich mir Comics von ,Asterix und Obelix‘ oder ,Mickey Mouse‘ gekauft.“ Heute ist ihr Lieblings-Comic-Zeichner der Berliner Philip Tägert alias Fil. „Einfach genial, seine beiden berlinernden Schweine ,Didi & Stulle‘.“
Auch die Comic-Figuren der 36-Jährigen berlinern was das Zeug hält. „Kann ja nich jeda jut aussehn!!!“, stellt das blaue Monster mit den riesigen Glubschaugen und den schiefen Zähnen trotzig fest. Und das gelbe Monster mahnt grimmig: „Mach ditt ordentlich!“ Der Berliner Dialekt hat einfach Charme, was die in der deutschen Hauptstadt geborene Künstlerin ausnutzt. „Auf Berlinerisch kann man so schön schimpfen“, sagt sie lachend. „Das nimmt einem keiner übel.“
Katharina Kierzek in ihrem Atelierladen
Das Comiczeichnen ist für sie die perfekte Art, sich auszudrücken. Die Bildsprache ist auf das Wesentliche reduziert, und Ideen können schnell zu Papier gebracht werden. Durch ihre Comics übt die Künstlerin Kritik an ihrer Umwelt, ohne erhobenen Zeigefinger. Über ernste Themen können Betrachter schmunzeln und kommen dennoch ins Grübeln. „Der Hirsch kommt gleich!“, verspricht Katharina Kierzeks bekanntestes Comic-Mädchen. Sie wirkt wie aufgeklebt auf dem Landschaftsgemälde eines anonymen Malers, das die Künstlerin in einem Trödelladen gekauft hat. Auf einmal wird das Bild, zuvor Inbegriff des Kitsches, zu einem hippen Dekorationsgegenstand. Eine Parodie auf den röhrenden Hirsch und gleichzeitig die Frage nach der Daseinsberechtigung von Kunst.
„Jeder soll für sich selbst entscheiden, was Kunst ist und was nicht“, meint Katharina Kierzek. Deshalb bezeichnet sie sich selbst auch nicht als „Künstlerin“, sondern mit leicht ironischem Unterton als „Comic-Liebhaberin“. „Während meines Studiums an der Muthesius Kunsthochschule wurde mir von den Professoren gesagt, dass Comic in der Kunst nichts zu suchen habe“, erzählt sie. „Trotzdem habe ich mich nicht verbiegen lassen.“ Und der Erfolg gibt ihr Recht: Die 36-Jährige stellt nicht nur regelmäßig in Kiel und Umgebung aus, sondern hat auch am Südfriedhof ihren eigenen Atelierladen eröffnet. Unter anderem Acrylbilder auf Pappe, Lackzeichnungen, Rauminstallationen, Collagen, bemalte Keramik, Plastiken und bedruckte Postkarten zeugen von der großen Bandbreite ihres kreativen Schaffens. Um es mit den Worten einer ihrer Comic-Figuren auszudrücken: „Allet jut.“
Atelierladen WIRKLICH
Lutherstr. 10
Kiel
www.wirklich.info