Löwe, Pferd und Superman – die Comics des Grafikers und Illustrators Gregor Hinz sind in Kiel der Renner. Und das, obwohl er sich selbst für keinen guten Zeichner hält.
Ich kann nicht gut zeichnen.“ Das klingt aus dem Mund eines Comic-Zeichners wie Ironie. Noch dazu, wenn die Comics so beliebt sind wie die von Gregor Hinz. Doch der 30-Jährige, der schon mehrere Werke herausgebracht hat, zweifelte lange an seinem Talent. „Nach dem Abi war ich völlig orientierungslos und hätte beinahe eine Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten gemacht“, erzählt er. Im letzten Moment entschied er sich für ein Kommunikationsdesign-Studium in Berlin. Erst am Ende seines Studiums kristallisierte sich das Illustrieren und Zeichnen als eine mögliche Perspektive für den jungen Mann heraus. Wegweisend war dabei seine Diplomarbeit: Auf einer viermonatigen Motorradreise durch Europa entstand ein illustriertes Reisetagebuch, das sogar verlegt wurde.
Nach dem Abschluss arbeitete der in Rostock geborene und in Berlin aufgewachsene Hinz zunächst ein Jahr in der Hauptstadt als freiberuflicher Grafiker, bevor er seinem „Hang zum Norden“ nachgab. „Ich hatte keine Lust mehr auf Großstadt und wollte etwas Kleineres“, sagt er. Die Wahl fiel 2010 auf Kiel. „Kiel ist zwar nicht gerade als Künstlerhochburg bekannt, aber ich hatte ein gutes Bauchgefühl.“ Ein Bauchgefühl, das den 30-Jährigen nicht trog. Er konnte nicht nur als freier Grafiker Fuß fassen, sondern wurde auch Teil eines Kieler Comic-Zeichner-Kollektivs. „Man muss suchen, aber dann entdeckt man in Kiel echte Perlen.“ Damit meint er allen voran den erfolgreichen Kieler Zeichner Volker Sponholz, mit dem er sich ein Atelier teilt. „Volker hat mir tolle neue Impulse gegeben.“ Trotzdem blieben immer die Zweifel, ein guter Comic-Zeichner zu sein.
„Ich male nicht naturalistisch“, beschreibt Hinz seinen Stil. Seine Figuren sind auf wenige schnelle Umrisslinien reduziert und wirken in Kombination mit den oft knallbunten Farben wie Kinderzeichnungen. „Meine Figuren haben den Niedlichkeitsfaktor“, erklärt er lächelnd. Die Hauptrollen spielen meist der Löwe, das kleine Pferd und Superman – alle mit lustigen Kullerköpfen. Obwohl die Figuren harmlos aussehen, bergen die Geschichten auch Untiefen. „Es geht neben Liebe und Freundschaft auch um Schmerz und Verlust“, berichtet Hinz, „aber die Hauptmessage der Comics ist: Das Leben ist schön.“ Für seine Figuren wählt er wie bei einer Fabel keine echten Menschen, „damit man sich mit den Charakteren vergleichen kann, aber nicht muss“. Wichtig ist dem Wahl-Kieler, dass sich seine Leser wundern. Sie sollen über seine Geschichten stolpern und ins Grübeln geraten.
„Das Schönste am Zeichnen ist, Sachen, die es nicht in echt gibt, wirklich zu machen“, sagt der gebürtige Rostocker begeistert. „Meist habe ich nur ein grobes Konzept und bin am Ende selbst überrascht, was entsteht.“ Ein bis zwei Wochen braucht er für einen Sechsseiter. Seine Ideen, die er unter anderem Fotos oder seinem Leben entnimmt, erweckt er erst auf Papier zum Leben, scannt die Entwürfe dann ein und bearbeitet sie schließlich am Computer. Nach zahlreichen Publikationen ist Hinz inzwischen sogar einer der Zeichner und Herausgeber des ersten Kieler Comic-Magazins „Pure Fruit“ und kann mit ein wenig Stolz in der Stimme zugeben: „Ich bin zwar kein guter Zeichner, kann mich aber gut beim Zeichnen ausdrücken.“
Weitere Informationen unter www.gregorhinz.de.
Pure Fruit #3
Pünktlich zum Gratis-Comic-Tag 2012 erscheint am 12.5. die dritte Ausgabe des kostenlosen Comic-Magazins „Pure Fruit“. Das Erscheinen wird mit einer Signierstunde im Comicladen Fantasyreich (10–18 Uhr), einer Ausstellung in der Zentralbücherei (10–14 Uhr), diversen großen und kleinen Aktionen und einer Release-Party in der Hansa48 (ab 20 Uhr) gefeiert. www.purefruit-magazin.de