Danko Jones rockten am 20. Juni 2016 die Hörnbühne. KIELerLEBEN-Redakteur traf Sänger Danko und sprach mit ihm über Rock’n’Roll-Idole, einen gesunden Tour-Lifestyle und einen Job im Sexshop.
KIELerLEBEN: Ihr habt hier in der Nähe, beim Wacken Open Air, Eure Live-DVD und euer Live-Album aufgenommen. Was habt ihr für Erfahrungen bei diesem Festival gesammelt?
Danko Jones: Wir haben dort dreimal gespielt und ich habe eine Spoken-Word-Performance dort gehabt. Vor unserem Auftritt war ich etwas nervös, wie wir als Rock’n’Roll-Band auf einem Metal-Festival aufgenommen werden. Aber das Wacken-Publikum – und allgemein das europäische Publikum – schließt es nicht aus, neben Metal auch Rock’n’Roll zu hören.
Was macht das Festival sonst noch besonders?
Man fühlt sich als Band sehr willkommen und es gibt dort sehr viel Liebe fürs Detail, unter anderem eine kleine, eigene Wacken-Industrie: Wacken-Streichhölzer, -Handtücher, ganz verschiedene Sachen. Letztes Jahr gab es sogar Wacken-Glückskekse.
Gibt es für dich einen Rock’n’Roller, den du als den größten aller Zeiten bezeichnen würdest?
Das ist schwer zu sagen. Es kommt darauf an, was jemanden dafür qualifizieren soll, der Beste zu sein. In Sachen Spirit würde ich Lemmy Kilmister sagen, in Sachen Performance Iggy Pop und David Lee Roth, in Sachen Musikalität Keith Richards, Eddie van Halen und Tony Iommi.
Im Jahr 2014 seid ihr auf dem Motörboat – bei Motörheads Kreuzfahrt, auf der zahlreiche namhafte Bands spielen – dabei gewesen. Wird keiner von euch seekrank?
JC (John Calabrese, der Bassist der Band, Anm. d. Red.) und ich waren vorab sehr nervös, da wir vorher schon einmal auf einem Boot seekrank geworden sind. Aber so war es bei diesem Mal nicht – es war ein Riesen-Kreuzfahrtschiff, das nicht allzu schnell fährt. Wir hatten dort eine sehr gute Zeit mit anderen tollen Bands.
Du hast einen Podcast und schreibst für verschiedene Magazine über Musikthemen. Willst du anderen Rock’n’Roll vermitteln?
Nein, solche Ansprüche habe ich damit nicht. Ich erstelle Podcasts und schreibe, um mir die Zeit auf Tour zu vertreiben, wenn wir freie Tage haben, es macht mir Spaß.
Schaut ihr euch auf Tour die Städte an, in denen ihr zu Gast seid?
Ich möchte nicht wie ein Arsch klingen, aber: Wenn ich in eine Stadt komme, egal welche es ist, möchte ich einfach nur die bestmögliche Show spielen – alle Touristenaktivitäten werden am Ende der Show Energie nehmen.
Also gibt es gar keine Ausflüge?
Wir hatten einen Drummer, der immer stundenlang auf Sightseeing-Touren unterwegs war, teilweise zu spät zum Soundcheck kam und am Abend müde war. Ich sagte ihm: „Wir sind nicht hier, um uns irgendwelche Kirchen anzuschauen, sondern um eine Show zu spielen.“
Das heißt wohl, dass euer Tour-Lifestyle auch eher gesund ist und nicht dem Rock’n’Roll-Klischee entspricht?
Wir leben so gesund wir können, um touren zu können. Die Bands, die von ihrem verrückten Lifestyle unterwegs berichten, sind in zwei Kategorien einzuteilen: Entweder gehen sie nur vier Tage am Stück auf Tour. Oder sie sind so reich, dass sie sich jemanden leisten können, der ihnen alles besorgt, was sie brauchen.
Mal etwas anderes: Du hast vor Deiner Musikerkarriere mal in einem Sexshop gearbeitet – welche Erfahrungen hast du mitgenommen?
Da laufen sehr, sehr sonderbare Leute rum – das habe ich gelernt (lacht). Am ersten Tag, als ich dort gearbeitet habe, kam aber eine sehr attraktive Frau in den Shop. Ich dachte: Das hier kann der beste Job überhaupt werden (lacht).
Er wurde es aber nicht …?
Das war glaube ich die letzte Frau, die den Laden betreten hat, als ich dort gearbeitet habe. Danach war es nur noch eine Parade von unheimlichen Leuten. Übrigens: Das erste Mal, das ich einen Song von uns im Radio gehört habe, war, als ich im Sexshop geputzt habe. Ich legte schnell die Putzsachen weg und setzte mich in das Hinterzimmer des Ladens, um zuzuhören.
Das Interview führte Jan Lohmann