Ein Forschungsteam des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH), der Medizinischen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und der Universität zu Lübeck entdeckten einen vielversprechenden Durchbruch bei der gezielten Therapie gegen akute myeloische Leukämie (AML).
Die Forscher, angeführt von Prof. Dr. Cyrus Khandanpour und Prof. Dr. Nikolas von Bubnoff von der Klinik für Hämatologie und Onkologie am Campus Lübeck, sowie Prof. Dr. Hauke Busch vom Institut für Experimentelle Dermatologie am Campus Lübeck und Prof. Dr. Friedrich Stölzel von der Klinik für Innere Medizin II am Campus Kiel, entdeckten einen neuen Ansatz, der möglicherweise bestimmten Patientengruppen eine Chemotherapie ersparen könnte. Die Studie wurde unter anderem von der Deutschen Krebshilfe unterstützt und im renommierten Journal "Blood" veröffentlicht.
Die Forschung konzentrierte sich auf spezielle Krebszellen, die einen Defekt in der Reparatur ihres Erbgutes aufwiesen. Etwa 15 Prozent der AML-Patienten tragen diese genetische Variante namens GFI1-36N und haben tendenziell eine schlechtere Prognose für den Krankheitsverlauf. Das Forschungsteam fand einen Weg, diesen Defekt der bösartigen Zellen in der Therapie zu nutzen. Durch den Einsatz eines PARP-Inhibitors, der einen bestimmten DNA-Reparaturweg blockiert, konnten sie in Zellkulturen mit menschlichen Leukämieproben nachweisen, dass diese Zellen in den Zelltod getrieben wurden, da sie Defekte im Erbgut nicht mehr reparieren konnten. Nicht-maligne Zellen waren von diesem Ansatz nicht wesentlich betroffen.
Eine retrospektive Analyse einer Studiengruppe von AML-Patienten, die einen PARP-Inhibitor erhielten, zeigte, dass 80 Prozent der Patienten mit dieser genetischen Variante positiv auf die Therapie reagierten. Dieses vielversprechende Ergebnis muss nun in einer kontrollierten Studie bestätigt werden.
Akute Leukämien sind eine Art von Blutkrebs, die unbehandelt in der Regel innerhalb von Wochen tödlich verläuft. Die herkömmliche Therapie besteht aus Chemotherapie, gefolgt von einer Stammzelltransplantation.
Die Erstautorin der Studie ist Dr. Daria Frank vom Universitätsklinikum Münster, zuvor Mitglied der Arbeitsgruppe von Prof. Khandanpour. Die Studie wurde in Zusammenarbeit mit verschiedenen Institutionen durchgeführt, darunter das Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried, das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) und Hopp-Kindertumorzentrum Heidelberg (KiTZ), sowie mehrere Universitätskliniken (Hannover, Dresden, Essen), das MLL-Labor in München, das Roswell Park Comprehensive Cancer Center in New York und das Institut de recherches cliniques de Montréal. Am Campus Lübeck waren auch Dr. Pradeep Patnana (Arbeitsgruppe Prof. Khandanpour) und Dr. Axel Künstner (Institut für Experimentelle Dermatologie) beteiligt.
Prof. Khandanpour und Prof. von Bubnoff sind Vorstandsmitglieder des Universitären Cancer Centers Schleswig-Holstein (UCCSH), einem Zusammenschluss aller onkologisch tätigen Einrichtungen des UKSH und der Universitäten in Kiel und Lübeck.