Im Januar startet die 9. Filmreihe „Verbotenes Lichtspiel“. Der Titel der neuen Reihe, „Spaß-Tod-Gold“ vereint fünf deutsche Genre-Perlen aus den späten 60er- und frühen 70er-Jahren zu einem spaß- und spannungsbetonten Kino-Kaleidoskop der besonderen Art.
Dass das deutsche Kino zu Hitlerismus und Katja-Riemann-gesättigter Beziehungskömödie neigt, ist ein hartnäckiges Vorurteil. Allerdings ein entweder dauerhaft oder in den Neunzigern selbstverschuldetes. Deshalb greifen wir ein. Es gibt deutsche Filme, die sowohl den Orten als auch ihrer Gegenwart und Wirklichkeit vertrauen. Die Tod und (körperliche) Liebe gleichermaßen umarmen und beiden beherzt Schauwerte abzugewinnen wissen. Es sind Filme, die den Begriff Genre noch kennen und sich nicht zäh an ihm abarbeiten, sondern ihn als Matrix und Herausforderung begreifen. Und wir müssen dafür kaum mehr als 40 Jahre zurückgehen.
Im Januar 2016 präsentiert Verbotenes Lichtspiel deutsche Filme, die in den sechziger und siebziger Jahren nicht alle Rezensenten von den Stühlen gerissen haben und wenn, dann oft vor Entsetzen. Ein „billig-ordinäres Sexlustspiel“ (Katholischer Filmdienst) mit „einer zotenreichen Nacktparade“, die „in dieser Form abzulehnen“ sei (Evangelischer Filmbeobachter), sorgt für eine erwartbare Ökumene des Tadels (Alle Kätzchen naschen gern). Und wenn das Lexikon des internationalen Films eine „wilde Mischung aus billigem asiatischem Piraten-Kung-Fu-Film und deutscher Sexposse“ konstatiert, dann wird der neutrale Leser eher neugierig als missmutig (Karate, Küsse, blonde Katzen). Auch dass eine „merkwürdig zusammengesetzte Gruppe von Gestrandeten“ mit „einer Dosis Klassenkampf, plakativen Sprüchen und mehreren Portionen Brutalität“ eine Bank überfällt, lässt das gestrenge Lexikon die Nase rümpfen (Blutiger Freitag). Das Handbuch Film lobt vielleicht eher unfreiwilig: „Rüdes Bandenspektakel mit ausgekosteten Gewaltdarstellungen und gleichnishaften Spiegelungsversuchen.“ (Zinksärge für die Goldjungen) Und es gibt noch ein kleines Wunder. Ein Film der großartig ist, rau, schnell, milieugesättigt – und den die filmischen Moralinstanzen nicht hassen. (Supermarkt) So schreibt das Lexikon erstaunt: „Handwerklich erstaunlich routinierter Thriller von Roland Klick.“
Auch wir sind erstaunt: Mit wieviel Unverschämtheit, Kraft und Gier, mit wieviel Geil- und Wahrheit die Filme gemacht sind. Sie stehen für ein fast verlorenes Kino und sind doch rare Einzelstücke. Vielleicht erlauben sie aber eine Regel: Je größer der Spaß desto schlechter gelaunt die Nachschlagewerke.
Filmvorführungen der Spaß-Tod-Gold-Reihe im Januar 2016:
6.1.: 20.30 Schaubude
Karate, Küssen, blonde Katzen (Ernst Hofbauer, Chih Hung Kuei, BRD/Hongkong 1974, 91 min)
14.1.: 20.30 Luna Club
Zinksärge für die Goldjungen (Jürgen Roland, BRD/Italien 1973, 87 min)
21.1.: 20.30 HansaFilmpalast
Supermarkt (Roland Klick, BRD 1974, 84 min)
27.1.: 20.30 Ben Briggs
Blutiger Freitag (Rolf Olsen, BRD/Italien 1972, 92 min)
29.1.16 21:00 Uhr KoKi in der Pumpe
Alle Kätzchen naschen gern (Josef Zachar, BRD 1969, 84 min)
Alle Filme werden durch einen Kurzvortrag begleitet. Eintritt ist ab 18 Jahren erlaubt.