Der Podcast ECHT Schwer-in-Ordnung 2.0 ist die zweite Staffel des Informations-Podcasts des PETZE-Instituts für Gewaltprävention. Wir haben mit den Moderator:innen Julian Tepling und Celina Jürgensen gesprochen, um euch ihren informativ aufklärenden Podcast vorzustellen.
Wofür steht euer Podcast?
Der Titel des Podcasts ist „ECHT Schwer-in-Ordnung – Der Podcast für alle, die Barrieren in Köpfen abbauen möchten“. Und das ist Programm. Wir reden über sexualisierte Gewalt, sexuelle Selbstbestimmung, über Wohnsituationen und allgemein die Würde von Menschen mit Beeinträchtigungen.
Dafür sind wir in Einrichtungen gefahren und haben mit Menschen in entsprechenden Situationen geredet. Außerdem haben wir mit Fachkräften und Politiker:innen gesprochen, unter anderem mit Ulf Kämpfer (SPD), Michaela Pries (Landesbeauftragte für Menschen mit Behinderungen), Birte Pauls (SPD) und Nelly Waldeck (Grüne). Dabei sind viele Gespräche darüber entstanden, was noch gemacht werden muss und was Menschen mit Beeinträchtigungen sich wünschen.
Wie war die Resonanz der ersten zehn Folgen?
Das Feedback war echt positiv, dass wir über das Thema mal sprechen und vor allem anders. Mal kurz, mal lang, mal Erzählungen, mal moderierte Gespräche.
Wie weit ist Kiel in Sachen Teilhabe und Inklusion?
Nicht so weit. Diese tabuisierten Themen sind noch neu, das Bewusstsein dafür ist langsam in der Stadt angekommen. Es gibt Angebote, aber es ist noch nicht alles umgesetzt. Bei einigen ist Kiel schon etwas weiter, aber bei sexueller Selbstbestimmung sind die Angebote noch am Anfang.
Was sollte die Politik noch für Menschen mit Beeinträchtigung tun?
Wichtig wäre, dass mehr Fachkräfte diesbezüglich sensibilisiert und ausgebildet werden, da gerade der sexualpädagogische Teil in der Ausbildung oder im Studium nicht verpflichtend ist. Zum Anderen wäre noch ein Punkt, dass die Sexualpädagogik noch weiter ausgeweitet wird. Wie wird das finanziert? Wie wird es möglich gemacht? Das sind Fragen, die Menschen, die das vielleicht nicht selbstständig ausleben können, beschäftigen. Dann wäre es auch noch wichtig, dass die Politik mehr mit den Betroffenen selber spricht und dementsprechend neue Beschlüsse verabschiedet werden können.
Wo besteht akuter Handlungsbedarf?
Ein kritischer Punkt immer, dass Menschen mit Behinderungen um ein Vielfaches eher betroffen sind, Opfer von Gewalt zu werden. Häufig wird ihnen die Sexualität aberkannt oder sie werden übersexualisiert. Es gibt also zwei Extreme. Dabei ist das Thema immer noch ein Tabuthema. Deswegen ist es wichtig, das Thema Sexualität und sexualisierte Gewalt anzusprechen und Konzepte zu entwickeln, wie Menschen besser geschützt und aufgeklärt werden können.
Wo seht ihr die größten Barrieren zwischen Menschen mit und ohne Beeinträchtigung?
In der Kommunikation. Es ist wichtig, dass die Barrieren schon so früh wie möglich abgebaut werden. In der Schule, beim Sport, überall können diese Grenzen eigentlich ganz einfach überwunden werden, denn wenn man gar nicht mit dem Thema konfrontiert wird, bildet man eher Vorurteile und vor allem Berührungsängste.
Wie dürfen schwierige Fragen zu Beeinträchtigungen am besten gestellt werden?
In leichter Sprache. Es ist okay, wenn man fragt, man sollte vorher aber seine eigene Unsicherheit kommunizieren. Dann kann man viel besser respektvoll miteinander reden.
Was kann jeder Mensch, mit oder ohne Beeinträchtigung, für Menschen mit Beeinträchtigung alltäglich tun?
Erst einmal ist es wichtig, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Dann verschwinden die Tabus und Schwierigkeiten mit der Zeit etwas einfacher. Sollte man in alltäglichen Situationen das Gefühl haben, helfen zu können, ist die Gratwanderung zwischen Übergriffigkeit und Hilfe immer nicht so leicht. Auch hier sollte man als allererstes mit den Personen sprechen und die eigene Unsicherheit kommunizieren, bevor man handelt.
Und was kann jeder Mensch konkret für PETZE und euren Podcast tun?
Spenden. Das unterstützt auch weitere Präventionsangebote, denn die PETZE ist auf Gelder angewiesen. Wir informieren, machen den Podcast, bilden fort, haben Ausstellungen, bieten Workshops an und vielen Menschen ist nicht bewusst, welche Themen alle tabu sind. Wir klären niedrigschwellig darüber auf. Spenden könnt ihr auf:
www.petze-institut.de/spenden/
Das Interview führte Leonie Rossdam
Zum Podcast
Jeden Mittwoch um 15 Uhr kommt eine neue Folge online. Immer abwechselnd kommen Expert:innen in eigener Sache und dann Fachkräfte und Politiker*innen zu Wort.
Den Podcast gibts auf Spotify, YouTube und unter www.petze-institut.de.
Mehr spannende Infos findet ihr zudem auf dem Instagram-Kanal @petze_praevention.