In der Kunsthalle zu Kiel gibt es ab sofort eine außergewöhnliche Ausstellung zu sehen, die alle Sinne anspricht. Mit Werken aus den Jahren 2005 bis 2015 gibt Via Lewandowsky in „Hokuspokus“ einen Einblick in sein Schaffen. Hier geben wir euch einen Vorgeschmack auf die noch bis zum 31. Januar 2016 ausgestellten Werke!
Der 1963 in Dresden geborene Künstler Via Lewandowsky arbeitet mit einer enormen Bandbreite an Medien, darunter Objekte und Alltagsgegenstände. Er löst die Dinge aus ihrem Kontext und verbindet visuelle und akustische Ebenen miteinander. Den Besuchern seiner Ausstellung „Hokuspokus“ wird die Möglichkeit gegeben, sich von unterschiedlichen Sichten des Künstlers auf verschiedene Dinge inspirieren zu lassen und seine Gedanken weiter auszubauen. Sie treffen auf das Erstaunliche, Rätselhafte und Unerklärliche. Der Titel „Hokuspokus“ scheint vor allem deshalb besonders passend. „Alles, was unverständlich, nicht glaubwürdig erscheint, kann zum Hokuspokus erklärt, ja degradiert werden", erklärt Dr. Anette Hüsch, Direktorin der Kunsthalle.
Rund 40 skulptural-installative Arbeiten sowie eine Werkreihe sind in der Ausstellung zu sehen. Themen wie Glaube, Aberglaube, Fetisch, Aura, Wissen und Vernunft werden in Lewandowskys Werken angesprochen. Der Betrachter findet allerlei rätselhafte Konstellationen: ein qualmender Kassettenrekorder, ein sich räusperndes Megaphon und der auf dem Kopf stehende Wellensittich „Hansi“ gehören ebenso dazu wie ein wankender Jäger-Hochsitz, der laut knartschend zu fallen droht. „So einen großen Sitz zum Wanken zu bringen, war mir ein Anliegen“, sagt Lewandowsky. Die Erläuterungen seiner Idee hinter den Kunstwerken sind schlicht, aber ebenso verheißungsvoll. Ein Besuch in der Kunsthalle lohnt sich. Macht euch darauf gefasst, dass Augen, Ohren und sogar Nase bei dieser ungewöhnlichen Ausstellung zum Einsatz kommen!
Drei Werke des Künstlers wollen wir euch hier näher vorstellen:
Vergangenheit der Zukunft
SIEG – an dieser Leuchtschrift kommen die Besucher als erstes vorbei, wenn sie den Fuß in die Halle der Ausstellung „Hokuspokus“ setzen. Das Heilversprechen politischer Ideologien ist Thema dieser Installation. Die Siegesparole der DDR „Der Sozialismus siegt“ empfing an einem Hochhaus bis 1987 die Besucher Dresdens. Lewandowsky griff in kleinerem Maßstab den Probagandaschriftzug im Stil einer Leuchtreklame auf und isolierte ihn von seinem historischen, politischen und urbanen Kontext. „Wir müssen in unserem Leben Gegner besiegen“, erklärt Lewandowsky zu der Leuchtschrift, die damit ein Stück Vergangenheit in unsere Zukunft holt.
Der Herzenmacher
Einblicke in seine Person, seinen Entwicklungsprozess als Künstler und vor allem in das Leben seines Vaters gewährt Lewandowsky dem Betrachter in diesem Werk. Erinnerungen an seine Kindheit dienten dem Künstler als Inspirationsquelle. „Mein Vater war leidenschaftlicher Bastler. Bei ihm habe ich gesehen, wie es ist, wenn man anfängt zu basteln und zu werkeln“.
Tischgebet
Neben visuellem und akustischem Sinn ist beim Werk „Tischgebet“ auch der Geruchssinn gefragt. Verbrannte Essensreste und Brandlöcher in der Tischdecke verbreiten einen eigenwilligen Geruch. „Verbrenne, was du angebetet hast, und bete an, was du verbrannt hast“ – Worte wie diese, die Remigius von Reims als Wegbereiter des Christentums in Europa während der Taufe des Merowingerkönigs Chlodwig I um 498 verlor, dienten Lewandowsky als Inspiration. Betrachtern bleibt – das Ritual der Verbrennung und die Symbolik zu Erde werdender Asche im Hinterkopf –viel Raum für die Frage, was uns eigentlich glauben macht beziehungsweise an was wir wirklich glauben.
Die Ausstellung „Hokuspokus“ von Via Lewandowsky ist noch bis zum 31. Januar 2016 in der Kunsthalle zu Kiel zu sehen. Termine für Führungen, Öffnungszeiten der Kunsthalle und Eintrittspreise sind unter www.kunsthalle-kiel.de zu finden. Auch Sonderführungen sind nach Vereinbarung möglich.