Das Handy ist kaum noch aus dem Alltagsleben vieler Kielerinnen und Kieler wegzudenken. 154 Sendemasten sorgen dafür, dass wir überall in der Landeshauptstadt beste Netzqualität haben.
Sie stehen auf Hochhäusern, werden auf eigens aufgestellten Masten montiert oder sind sogar unter den Dächern von Kirchtürmen befestigt – Sendeanlagen für Mobilfunkkommunikation. 154 sind derzeit über das Kieler Stadtgebiet verteilt und sorgen dafür, dass wir überall in hoher Sende- und Empfangsqualität mit dem Handy telefonieren können. Funklöcher gibt es in Kiel keine, sofern man sich nicht in einem strahlungsisolierten Raum befindet. Allerdings haben die unauffälligen grauen Kästen nur eine begrenzte Kapazität. Daher sind in Kiel trotz der hohen Zahl an Anlagen die Handynetze bei extremer, zeitgleicher Nutzung überlastet. Zum Neujahrswechsel verspätet sich daher häufig der Anruf bei der besten Freundin – kein Netz verfügbar.
Die stetig steigende Zahl an Mobilfunk-Verbindungen machte in den letzten Jahren auch im Kieler Stadtgebiet eine starke Verdichtung des Handynetzes notwendig, um eine flächendeckende Versorgung sicherzustellen. Aktuell betreiben die vier größten deutschen Mobilfunkanbieter E-Plus, O2, T-Mobile und Vodafone Sendeanlagen in Kiel. Die Vermietung von Standorten für die Sendemasten bringt privaten Hauseigentümern, der Stadt und Kirchen gutes Geld. Je nach Lage und Umfang erhalten die „Vermieter“ mindestens 3.000 Euro Miete jährlich pro Sendestation. Nur mit dem Ruf ist das so eine Sache – beliebt sind Sendeanlagen in der unmittelbaren Umgebung nicht. Daher tarnen die Betreiber vor allem in Wohngebieten gerne die Antennen oder bauen sie von außen unsichtbar zum Beispiel in Kirchtürme.
Erhöhtes Gesundheitsrisiko, verschreckte Bürger – in vielen Gemeinden sind Handymasten bereits in der Planungsphase Streitpunkte. Immerhin berücksichtigt die Stadt Kiel – anders als andere Kommunen – bei der Stadtplanung, dass keine Sendeanlagen in der Umgebung sensibler Nutzungsbereiche in Betrieb genommen werden. Dazu gehören beispielsweise Schulen, Alteneinrichtungen und Krankenhäuser. Unabhängig davon zanken sich Befürworter und Gegner seitdem es Mobilfunk gibt, ob die unsichtbaren Strahlen von Sendemasten und Handys ungesund sind oder nicht. Der Vorwurf der Gegner: Die Strahlung soll verantwortlich für Krebs, ein geschwächtes Immunsystem und weitere körperliche Schädigungen sein. Die Befürworter bestreiten dies und haben die Fakten auf ihrer Seite. Denn ein gesundheitliches Risiko konnte noch nicht nachgewiesen werden. Bei Sendeanlagen ist durch die Konstruktion sichergestellt, dass Menschen der Antenne nicht zu nahe kommen und bereits nach wenigen Metern die Intensität der Strahlung auf weniger als ein Tausendstel dessen abgesunken ist. Beim Telefonieren mit einem Handy ist der Mensch im Vergleich einer höheren Strahlendosis ausgesetzt.
Eins ist so sicher wie die „0“ am Anfang einer Vorwahl: Die Zukunft wird eine weitere Netzverdichtung mit sich bringen: Parallel zum Ausbau des konventionellen Funknetzes (Global System for Mobile Communications, GSM) arbeiten die vier großen Mobilfunkbetreiber auch an der Ausweitung der Netze für den Mobilfunk-Standard UMTS (Universal Mobile Telecommunications System). Die neuartige UMTS-Technik ermöglicht wesentlich höhere Datenübertragungsraten, wird aber noch nicht in dem Umfang genutzt wie das GSM-System. Die Zahl an Sendemasten über Kiel wird also weiter steigen. Dafür wird dann höchstwahrscheinlich auch der „Frohes neues Jahr“-Anruf bei der besten Freundin pünktlich um 0 Uhr bei bester Netzqualität möglich sein.
Die Landeshauptstadt Kiel veröffentlicht die Standorte aller Mobilfunk-Sendeanlagen und informiert über technische, rechtliche und gesundheitliche Aspekte im Internet unter: http://www.kiel.de/leben/umwelt/mobilfunk/aufmacher.php.