Die Geschichte des Wilhelmplatzes ist besonders wechselhaft: Neuer Marktplatz, militärischer Aufmarschplatz, Ort von Jahrmärkten, Demonstrationen und ein viel genutzter Parkplatz. Durch seine zentrale Lage und Größe spielte er eine große Rolle für den Alltag vieler Kieler*innen, aber auch für die Geschichte der Stadt.
Anlässlich des 90. Jahrestages der Kieler Bücherverbrennung hat das Zentrum zur Geschichte Kiels im 20. Jahrhundert ein erstes sichtbares Zeichen seiner Arbeit auf dem Wilhelmplatz aufgestellt – eine Stele, die an die Bedeutung des Platzes als historischer Ort erinnert.
Im Januar 1918 fanden sich 30.000 Menschen auf dem Platz ein und forderten ein schnelles Ende des Ersten Weltkrieges. Beim Matrosenaufstand im November 1918 demonstrierten dort Matrosen und Arbeiterschaft für Frieden, freie Wahlen und den Sturz des Kaisers. Er wurde aber auch für Herrschaftsinszenierungen der Nationalsozialisten und die Verbreitung von NS-Propaganda genutzt: Am 10. Mai 1933 verbrannten NS-Gesinnte auf dem Platz mehrere Tausend Bücher von jüdischen und politisch unliebsamen Autor*innen.
An all diese Ereignisse erinnert die neue Stele auf dem Wilhelmplatz/Ecke Sternstraße. Den Jahrestag der Bücherverbrennung am Mittwoch, 10. Mai, nutzten Schüler*innen des RBZ Wirtschaft Kiel zudem dazu, auf dem Platz die Ergebnisse ihrer Auseinandersetzung mit den Ereignissen von damals zu präsentieren. Dazu kooperierte das RBZ unter anderem mit dem Team des Zentrums zur Geschichte Kiels im 20. Jahrhundert.
Stadtgeschichte aufarbeiten, Erinnerungskultur weiterentwickeln, historische Forschung koordinieren – das sind die künftigen Aufgaben des Zentrums zur Geschichte Kiels im 20. Jahrhundert, das im 2024 im Rathaus Hopfenstraße seine Türen für Besucher*innen öffnen wird.
Buchtipp
Michael Legband: Das Mahnmal - 75 Jahre gegen das Vergessen. Verlag Ludwig.
416 Seiten, 21,5 x 28 cm zahlr. Abbildungen, ISBN 978-3-86935-412-5, € 34.90
„Eine unglaublich beeindruckende und bewegende Dokumentation! Mehr als ein Buch - ein historisch-literarisches Denkmal und ein politischer Weckruf zugleich. Respekt!" (Björn Engholm, Ministerpräsident a.D.)